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SELK-Aktuell

„Ich bin begeistert!“ Zwei neue Stellen in Hessen-Süd


Nach den ersten Monaten zweier neu eingerichteter und besetzter Stellen im Kirchenbezirk Hessen-Süd der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) berichten alle Beteiligten von einem erfolgreichen Start. Jaira Hoffmann arbeitet (befristet für fünf Jahre) als Diakonin in den Westerwald-Gemeinden der SELK, Bernhard Daniel Schütze (befristet für ein Jahr) als Gemeindeadministrator der SELK-Gemeinde Frankfurt/Main. selk.de hat O-Töne eingefangen.

Neue Stellen

Jaira Hoffmann berichtet: „Meine Arbeitsschwerpunkte sind Kinder- und Jugendarbeit, Gemeindediakonie und Projektarbeit in Limburg. Im November/Dezember war meine Arbeit stark von der Advents- und Weihnachtszeit geprägt, besonders natürlich im Hinblick auf „Corona-Tauglichkeit“. In Steeden haben wir unseren Online-Gottesdienst für Heiligabend produziert. Ich war hauptverantwortlich für das Krippenspiel zuständig. In Gemünden haben wir mit dem Kindergottesdienst-Team eine Adventsrallye durch den Ort entwickelt. An Häusern und Gärten von Gemeindegliedern waren einzelne Stationen mit Spielen, Rätseln, Bastelideen rund um Weihnachten nach und nach aufgebaut worden. Um zu wissen, wo was zu finden ist, haben wir Flyer gedruckt, die in Kindergarten, Grundschule und der Kirche verteilt wurden. Die Rallye wurde sehr rege angenommen, auch über unsere Gemeinde hinaus. In Limburg habe ich mit einem Team z.B. die offene Kirche vorbereitet. Dazu kommt noch als großer Arbeitsschwerpunkt unser Westerwald-Konfirmandenunterricht, den wir einmal im Monat zentral für alle Gemeinden anbieten. Da habe ich die Organisation übernommen, inhaltlich gestalten wir ihn zu dritt – Pfarrer Sebastian Anwand, Pfarrer Daniel Schröder und ich.

In der nächsten Zeit stehen die Planung unserer Sommerfreizeit in die Toskana und die Neukonzipierung unseres Konfirmandenmodells an. Wir sind dabei, ein System zu entwickeln, bei dem wir neben einer Anfangs- und Endphase unsere Haupt- und Vorkonfirmanden gemeinsam unterrichten.

Freudig überrascht hat mich u.a. die Bereitschaft der Gemeinden, neue Dinge auszuprobieren. Auch wenn die äußeren Bedingungen durch Corona schwierig sind, hatte ich schon viele Gelegenheiten, die Menschen vor Ort kennenzulernen, und freue mich darauf, dies bald fortsetzen zu können.

Bernhard Daniel Schütze als neuer Gemeindeadministrator in Frankfurt am Main sagt: „Ich bin sehr gerne als Gemeindeadministrator tätig. Selbst, wenn der Schwerpunkt in Bürotätigkeiten liegt, sind diese doch selten gleichbleibend, sondern abwechslungsreich. Gerade im Zuge der Corona-Pandemie änderten sich einige Vorgaben kurzfristig und mussten umgehend in der Gemeindeorganisation und Gottesdienstplanung berücksichtigt werden. So musste beispielsweise ein Gottesdienst innerhalb eines Tages umfassend umgeplant werden – dies und anderes mit allen Beteiligten zu koordinieren und umzusetzen sowie insbesondere die Pfarrer und Ehrenamtlichen bestmöglich in ihrem Einsatz zu unterstützen, gehört sicherlich zum Kern meiner Arbeit. Ein besonderes Projekt der letzten Wochen war der Aufbau eines Videoteams in der Trinitatisgemeinde. Nach Schaffung der technischen Voraussetzungen mithilfe auch von zahlreichen Arbeitsstunden einzelner Ehrenamtlicher bin ich sehr dankbar, dass wir nunmehr mit einem sechsköpfigen Team im Rotationsprinzip die Übertragung über YouTube umsetzen. Wenngleich aktuell etwa Unterstützungsaufgaben aufgrund der derzeitigen coronabedingten Einschränkungen des Gemeindelebens teilweise wegfallen, gibt es doch vieles zu tun und die schnelle Endlichkeit von 19,5 Wochenstunden Arbeitszeit zeigt sich jede Woche aufs Neue. Ich bin gespannt, was die kommenden Wochen und Monate noch mit sich bringen. Denn, was sich in den ersten Monaten auf jeden Fall gezeigt hat: Es tauchen immer wieder neue Aufgaben auf – Ich freue mich bereits darauf.“

Pfarrer Peter Matthias Kiehl (Darmstadt) hat derzeit die Vakanzvertretung in der Trinitatisgemeinde Frankfurt und blickt dankbar auf den Einsatz des dortigen Gemeindeadministrators: „Für mich ist Bernhard Daniel Schütze geradezu unersetzlich. Ich wüsste nicht, wie ich meinen Dienst für die Trinitatisgemeinde in der Vakanzzeit sonst bewerkstelligen könnte, ohne merkliche Abstriche in der Seelsorge machen zu müssen. Bernhard Daniel unterstützt mich bei der Organisation der Gottesdienste, bei der Führung der Kirchenbücher und Statistiken, durch seine Präsenz im Pfarrbüro, durch telefonische Erreichbarkeit, durch die Bearbeitung der anfallenden Post und vieles mehr. Das tut er in einer Zuverlässigkeit, die ihresgleichen sucht, noch dazu auch mit geistiger und geistlicher Kompetenz. Ich bin sehr dankbar für die Schaffung dieser Stelle und für die Person, mit der sie besetzt werden konnte – ein Segen!

Ich würde mir wünschen, dass die Stelle erhalten bleibt. Am besten nicht nur zur Unterstützung des künftigen Pfarrers der Trinitatisgemeinde, sondern mit einem entsprechend erweiterten Zeitbudget und Aufgabenfeld auch für die anderen Gemeinden in Südhessen. Im Zuge des derzeitigen Pfarrermangels und der damit verbundenen anstehenden Pfarrstellenkürzung sehe ich für eine solche Stelle durchaus den Bedarf. Auch könnte sie ggf. Synergieeffekte durch verstärkte Zusammenarbeit unserer Gemeinden ermöglichen."

Und an übergeordneter Stelle fasst der Superintendent Theodor Höhn (Oberursel) die neuen Entwicklungen in seinem Bezirk zusammen: „Ich bin begeistert!“


Foto von Jaira Hoffmann: © Jens Schulze

Fünf Fragen an die Mission


Die Lutherische Kirchenmission (LKM), das Missionswerk der SELK, hat Anfang Januar veröffentlicht, dass die direkten Spenden und gemeindlichen Kollekten, durch die sie sich finanziert, in den letzten fünf Jahr rückläufig gewesen sind. Nicht nur die Finanzsituation, sondern das Wirken der LKM überhaupt ist Anlass für selk.de, Pastor Martin Benhöfer, Mitglied der Missionsleitung der LKM und in deren Dienst schwerpunktmäßig für die Öffentlichkeitarbeit zuständig, um ein Interview zu bitten.


Benhöfer

SELK.de: Herr Pastor Benhöfer, angesichts rückläufiger Spendenzahlen hat die LKM einen Impuls „Brutto für Netto“ veröffentlicht. Erklären Sie bitte kurz, was es damit auf sich hat.

Benhöfer: Die Kollekten aus den Gemeinden gehen seit einigen Jahren sehr zurück, obschon sie sich 2020 erfreulicherweise stabilisiert haben. Spenden von Einzelspendern sind zunehmend projektbezogen. Das führt dazu, dass die allgemeinen Mittel für die laufenden Kosten (Personal etc.) weniger werden. Wir möchten eine Anregung geben, wie Gemeinden und Einzelspender motiviert werden können, mit geringem Aufwand dazu beizutragen, dass die LKM spendenmäßig auf einen besseren Kurs kommt. Daher haben wir bei dieser Aktion den Fokus auf die Abzugsfähigkeit der Spenden gelegt und zugleich darauf, dass der „Soli“ weitgehend ausläuft. Dadurch werden Mittel frei, mit denen man ja die LKM unterstützen könnte.

SELK.de: Spenden und Kollekten sind für die LKM überlebenswichtig. Wie finanziert sich die LKM überhaupt? Von was für einem jährlichen Volumen in Ausgaben und Einnahmen der LKM sprechen wir?

Schild LKMBenhöfer: Die LKM finanziert sich ausschließlich durch Spenden und Kollekten. Einnahmen und Ausgaben haben aktuell ein Volumen von rund 1,2 Millionen Euro. Davon sind über 700.000 Euro so genannte „Allgemeine Gaben“ und etwa 400.000 Euro zweckgebundene Mittel. Manche unserer Projekte oder Mitarbeiter kommen allerdings gar nicht in unserem Haushalt vor, da sie von anderer Seite finanziert sind, obgleich wir dafür verantwortlich sind. Würde man diese Kosten hinzurechnen, käme ein wesentlich höherer Haushalt dabei heraus.

SELK.de: Wenn Sie jemand fragen würde „Warum soll ich mein Geld ausgerechnet für die LKM einsetzen?“: Was wäre Ihre Antwort?

Benhöfer: Die Frage legt nahe, dass es da auch andere Möglichkeiten geben könnte … 😉 – Mission ist der ultimative Auftrag Jesu Christi. Geld für die Mission zu geben ist daher eine Zukunftsinvestition. Anders als bei Aktien handelt es sich hierbei jedoch nicht um eine spekulative Anlage: Gottes Wort wird auf alle Fälle nicht leer zurückkommen. Zudem ist die LKM das einzige konfessionell lutherische Missionswerk in Deutschland. Wir haben da sozusagen ein „Alleinstellungsmerkmal“.

SELK.de: Wo ist die LKM derzeit aktiv? Welche Perspektiven für die Arbeit bestehen für 2021?

Benhöfer: Wir haben derzeit 18 größere und kleinere Projekte in Brasilien, Malawi, Mosambik, Sri Lanka, Südafrika, und – nicht zuletzt – in Deutschland. In Deutschland planen wir für 2021 zwei neue Projekte. Für Mosambik suchen wir zurzeit gemeinsam mit unseren Partnern jemanden als Koordinator der Missionsarbeit, der diese Arbeit von Missionar Carlos Walter Winterle übernimmt. Missionar Winterle ist ja Ende 2020 in den Ruhestand gegangen.

SELK.de: Was wünschen Sie sich im Blick auf die Arbeit der LKM von den Gemeinden und Kirchgliedern der SELK?

Benhöfer: Unsere Mission ist nichts ohne die Mitarbeit und Unterstützung vieler Einzelner, der Gemeinden und der Gesamtkirche. Dass diese uns weiterhin – und zunehmend – fördern, das wünsche nicht nur ich mir, sondern das ist Konsens in der Missionsleitung. Dabei denken wir nicht allein an Spenden, sondern auch daran, dass die LKM und ihre Arbeit in den Gemeinden bekannt gemacht wird. Vom bayrischen Missionspionier Wilhelm Löhe stammt ja das schöne Wort „Mission ist die Kirche in ihrer Bewegung“. Die Erfahrung zeigt denn auch, dass Kirche ohne missionarische Bewegung erstarrt und zerfällt im Kreisen um sich selbst. Für das Miteinander zwischen Kirche und LKM wünsche ich mir, dass Mission nicht als zusätzliches, aber notfalls entbehrliches Interessengebiet einiger Leute gesehen wird, sondern dass Mission die Gemeinden in all ihrem Glauben, ihrem Tun und Wesen prägt. Und dass die LKM ein organischer Teil davon ist.

SELK.de: Vielen Dank für das Interview und Gottes Segen für die weitere Arbeit der LKM!

 

Eine biblische Jahresbegleiterin


Material zur Jahreslosung 2021


Für jedes Jahr neu gibt es in der Ökumene Deutschlands eine Jahreslosung - ein Bibelwort, das auf Kalendern, Postern und Spruchkarten Verbreitung findet, zu dem Erschließungshilfen veröffentlicht werden, das in Gottesdiensten zum Jahreswechsel Berücksichtigung findet, um dann allerdings vielfach eher in eine Art Stand-by-Modus zu verfallen. Das Amt für Gemeindedienst (AfG) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) versteht sich schon seit vielen Jahren als Förderin der Jahreslosung und hat auch für 2021 reichhaltiges Material zur Verfügung gestellt.

Jahreslosung

Zuspruch oder Forderung

In einer eher lockeren Gesprächsrunde auf einem Pfarrfamilientreffen erzählte eine Pfarrfrau, der zuständige Superintendent habe die Angewohnheit, zu jedem der Geburtstage in ihrer Familie einen Gruß auf einer Motivkarte mit der jeweiligen Jahreslosung zu schicken. Als ihr nun so zum vierten Mal von einem der Gabentische entgegenleuchtete „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ habe sie gedacht: „Nu is aber auch gut!

Jahreslosungen können an das Gewissen appellieren oder Herzen erwärmen, als Aufgabe verstanden werden oder Entlastung bringen, fordern, trösten, inspirieren, ermutigen ... Wer die Liste der bisherigen Jahreslosungen durchgeht (gerne auch in Gemeinschaft), wird hier mancherlei Beobachtungen anstellen:

www.oeab.de/fileadmin/downloads/Jahreslosungen_1930-2022.pdf


Ökumenisch ausgewählt

Logo OEABSeit 1930 wird in Deutschland, begründet durch den schwäbischen evangelischen Pfarrer Otto Riethmüller, für jedes Jahr eine biblische Jahreslosung veröffentlicht. Seit 1969 beteiligt sich die römisch-katholische Kirche an dieser Aktion. Seit 1970 bestimmt die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) die Jahreslosung und wählt dafür ein biblisches Wort aus. Für die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) ist Pfarrer Klaus Pahlen (Essen), der die SELK in der ÖAB vertritt, daran beteiligt. Auch wenn die Jahreslosung sich also von den berühmten Herrnhuter Losungen im Blick auf ihren Ursprung und ihr Auswahlverfahren unterscheiden, gibt es Verbindungen: Denn auch die Jahreslosung will ein Leitwort sein, das für eine befristete Zeit Aufmerksamkeit beansprucht und Wirksamkeit entfalten möchte. Und die Evangelische Brüder-Unität druckt die ökumenische Jahreslosung an zentraler Stelle in ihrem Losungsbüchlein ab.


Plädoyer für die Jahreslosung

Die Jahreslosung gehört zu den ökumenisch verbindenden Bändern gelebter Frömmigkeit. Das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, der dazu anregt, mit diesem Pfund zu wuchern. Dabei wird der Umgang mit dem jeweiligen Wort jeweils von diesem selbst geprägt sein. (Nicht jede Jahreslosung eignet sich als Grußwort zu einem persönlichen Gedenktag – und muss es auch nicht!)

Es ist sicher sinnvoll, wenn die Losung als Leitwort für ein Jahr auch an dessen Anfang vorkommt - etwa zur Andacht in Gemeindebriefen oder als Grundlage für eine der Predigten zum Jahreswechsel. Aber wie kann die Jahreslosung dann „mitwandern“ durchs Jahr? Das AfG hat wieder reichhaltiges Material zur neuen Jahreslosung zusammengestellt, das es ermöglichen soll, das Leitwort auch das Jahr über vorkommen zu lassen - in der Gemeindearbeit wie im der persönlichen Glaubensleben.

www.afg-selk.de/index.php?option=com_content&view=article&id=290&Itemid=81

Jahreslosung 2021 Regelmäßig können so frische Impulse zur Jahreslosung gesetzt werden. Wie wäre es (beispielsweise!), wenn die Jahreslosung in den Gemeindebriefen eines Jahres durchgehend vorkommen würde? Die Jahreslosung könnte durch die gemeindlichen Gremien wandern, wovon die ganze Gemeinde Notiz nimmt. Einmal im Quartal könnte eine kleine Bestandsaufnahme erfolgen: Wie geht es eigentlich unserer Jahreslosung?


Jahreslosung 2.0

Und weil dieser Beitrag vor allem auf die Praxis abhebt: In einer der Gemeinden der SELK war die Jahreslosung wie üblich in einem Themengottesdienst zu Jahresbeginn bedacht worden. Der Jugendkreis nahm sich dann vor, nachzulegen und sich erneut und vertiefend mit dem Leitwort des Jahres zu beschäftigen. Neben einer Bibelarbeit, die den Kontext des Bibelwortes erhellte, waren rund 15 verschiedene Postkartenmotive mit der Jahreslosung besorgt worden, die dann spielerisch wie in einem Wettbewerb analysiert und bewertet wurden. Ein Vorhaben, das gelungen ist!

Und schließlich: Manche Pfarrämter führen die jeweilige Jahreslosung in ihrer E-Mail-Signatur. Auch so eine gute Idee!


© Gemälde mit Jahreslosung: Acryl von U. Wilke-Müller | GemeindebriefDruckerei.de

Isländische Studentin in Oberursel

 
Erste Selnecker-Stipendiatin der SELK


Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche hat in Zusammenarbeit mit ihrer Lutherischen Theologischen Hochschule (LThH) in Oberursel das Internationale Nikolaus-Selnecker-Stipendium für Studierende aus anderen lutherischen Kirchen für ein Studienjahr an der LThH eingerichtet. Seit diesem Semester studiert als erste Stipendiatin dieses Förderprogramms Guðbjörg Tyrfingsdóttir an der LThH. Der folgende Bericht gibt nähere Informationen.

Stipendium

Die gebürtige Isländerin Guðbjörg Tyrfingsdóttir studierte zuvor in Oslo Theologie und Missionswissenschaften und ist nun für ein Jahr an der LThH eingeschrieben und profitiert von den Möglichkeiten, die das Stipendium ihr bietet:

Isländische Studentin„Es ist eine großartige Gelegenheit für mich, in Deutschland lutherische Theologie zu studieren. In meinem Fall wäre es finanziell schwierig gewesen, das zu realisieren, wenn es das Stipendium nicht gegeben hätte. Ich schätze es sehr, die Möglichkeit zu haben, Deutsch zu lernen, die lutherischen Bekenntnisse in der Originalsprache zu studieren, das kirchliche Leben in Deutschland zu erleben, Lutheraner mit einem anderen Hintergrund als meinem eigenen kennen zu lernen und Theologie aus einer anderen Perspektive zu studieren. Ich habe schon viel gelernt.“

Das Stipendium wurde in Kooperation der SELK, der LThH und deren Freundeskreis ins Leben gerufen, um die Internationalisierung an dieser kirchlichen Hochschule weiter voranzutreiben. Prof. Dr. Christoph Barnbrock, der als damaliger Rektor die Einrichtung dieses Stipendienprogramms begleitet hat, sagt dazu:

„Ein solches Stipendium ist für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten haben die Gelegenheit, eine konfessionell geprägte, akademisch anspruchsvolle Theologie mit kirchlichem Praxisbezug kennen zu lernen. Und wir bekommen mit jedem (internationalen) Studenten eine Tür geöffnet in kirchliche Verhältnisse anderswo. Das weitet den Horizont, stellt Selbstverständlichkeiten heilsam in Frage und lässt uns über die Weite der Kirche Gottes staunen.“

Und der leitende Geistliche der SELK, Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. ergänzt, dass er das Nikolaus-Selnecker-Stipendium für eine ausgezeichnete Möglichkeit halte, internationale Erfahrungen im Theologiestudium zu sammeln. An der LThH werde besonderer Wert auf altsprachliche Zugänge zu den biblischen Büchern und die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche gelegt. „Zudem kann auch das Zusammenleben auf dem Campus der LThH eine geistliche und menschliche Bereicherung sein. Ich würde mich sehr freuen, bei meinen Besuchen in Oberursel weitere Stipendiaten an der LThH begrüßen zu können.“

Die Förderung umfasst ein Stipendium, ausreichend für Studiengebühren, einen Wohnheimplatz, Lebensunterhalt, Krankenversicherung und Fahrten mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln sowie die Betreuung durch studentische Tutorinnen/Tutoren und durch eine/n Mentor/in.

Aufgrund der besonderen Umstände dieses Jahres ist die Bewerbungsfrist für das Stipendium zum Studienjahr 2021/22 ausnahmsweise auf den 25. Januar 2021 verlängert worden. Bewerbungen werden erbeten an die Lutherische Theologische Hochschule (www.lthh.de). Über die Aufnahme in das Stipendienprogramm entscheidet anschließend die Geschäftsführung (Bischof der SELK und Rektor der LThH) des Stipendienprogramms. Weitere Informationen zum Stipendienprogramm finden sich auf Deutsch hier und auf Englisch hier.

Den Heiligabend in besonderen Zeiten kreativ gestalten


In diesem Jahr stellt die Gestaltung der Gottesdienste am Heiligen Abend, die gewöhnlich zu den bestbesuchten Gottesdiensten des Jahres gehören, die Gemeinden vor besondere Herausforderungen. Viele begegnen dem mit einem hohen Maß an Kreativität. SELK.de stellt drei kreative Ideen vor.

Heiligabend

Projekt 1: Kinder-Foto-Story in der Martin-Luther-Gemeinde Bad Schwartau


Zu den festen Bestandteilen des Heiligabendgottesdienstes gehört in vielen Gemeinden ein Krippenspiel. Was aber tun, wenn dies in diesem Jahr aufgrund der geltenden Infektionsschutzbestimmungen nicht möglich ist? Der Kinder-Treff der Martin-Luther-Gemeinde Bad Schwartau der SELK produziert eine Weihnachtsmusical-Foto-Story. In einem ersten Schritt nahmen 20 Jungen und Mädchen Lieder und Texte des Musicals „Weihnachten ist Party für Jesus“ (von Daniel Kallauch) auf Audio auf. Am 5. Dezember trafen sie sich dann zum Fotoshooting in Kostümen an einem Hotel, auf einem Feld und in einem Stall.

In diesen Tagen wird die Weihnachtsmusical-Foto-Story geschnitten. Ab dem 4. Advent wird sie dann auf der Homepage der Gemeinde für alle abrufbar sein.


Projekt 2: Online-Christvesper der Zionsgemeinde Steeden

In eine ähnliche Richtung hat die Zionsgemeinde der SELK in Steeden gedacht. Hier hat die Gemeinde entschieden, zu einer Online-Christvesper einzuladen. Verschiedene Gemeindekreise und Gemeindeglieder haben dazu Beiträge eingespielt.

So waren beispielsweise die Kinder der Gemeinde eingeladen zu einem Krippenspiel der besonderen Art. An unterschiedlichen Orten rund um Steeden wurden die Szenen der Heiligen Nacht dargestellt und aufgenommen. Dabei zusammen mit Schaf und Esel an ganz verschiedenen Kulissen zu spielen, das machte viel Freude. Jedoch gab es eine Herausforderung: Aufgrund der geltenden Kontaktbeschränkungen konnten die einzelnen Szenen jeweils nur von einer Familie gespielt werden. Doch dank eines eigens dafür verfassten Krippenspiels glückte das Vorhaben. Jugendliche aus der Gemeinde haben die Arbeit übernommen, aus all den Szenen ein Krippenspiel für die Online-Christvesper zusammenzustellen.

Die Online-Christvesper wird am 24. Dezember ab 15 Uhr auf der Homepage der Zionsgemeinde Steeden abrufbar sein.


Projekt 3: Stationengottesdienst der Zionsgemeinde Verden

Einen anderen Ansatz wählt die Zionsgemeinde Verden der SELK. Sie lädt zum Heiligabend zu einem Stationengottesdienst ein. Die Gemeinde wird in kleinen Gruppen zeitversetzt über das weiträumige Kirchgelände geleitet und besucht sieben Stationen, an denen Krippenspielszenen gezeigt oder Aktionen durchgeführt werden.

Die Gruppenstärke beträgt ca. 15 Personen und sie werden im 15 Minuten-Takt das Gelände betreten. Die Aufenthaltszeit an jeder Station soll höchstens fünf Minuten betragen, so dass die Gruppe nach 35 bis 40 Min das Gelände wieder verlässt. Die Stationen sind so angeordnet, dass kein Begegnungsverkehr stattfindet.

Auf dem Stationenweg begegnen die Besucherinnen und Besucher unter anderem einem Boten des Kaisers Augustus, einem Wirt und einer Wirtin, Hirten, Engeln, den Weisen und natürlich auch Maria und Josef und dem Kind in der Krippe.

Dabei nehmen am Ende die Besucherinnen und Besucher nicht nur die Weihnachtsbotschaft im Herzen und Weihnachtslieder in den Ohren mit nach Hause, sondern auch noch die eine oder andere Kleinigkeit.

Im Vorfeld des Heiligabends hat jeder Haushalt der Gemeinde ein Einladungsschreiben erhalten. Dem liegt eine Postkarte bei, die mit Adresse und Namen der Personen ausgefüllt zum Gottesdienst mitgebracht werden muss. Bereits im Vorfeld ist eine Anmeldung nötig, im Zuge derer dann auch das Zeitfenster für die Begehung des Stationenweges zugeteilt wird.

„Tröstet, tröstet mein Volk!“

Hirtenbrief an die Gemeinden der SELK

Bischof Voigt

„Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott. Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist; … Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras … Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.“
(Jesaja 40,1-2+6-8)


Liebe Gemeindeglieder,
liebe Gäste und Freunde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche,

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Amen.

Mit diesem Hirtenbrief wende ich mich an euch und Sie, um auszurichten, was Gott seinem Volk und seiner Kirche in schweren und dunklen Zeiten immer wieder hat ausrichten lassen: den Trost und die Zuversicht, die aus seinem Wort fließen.

Ein persönliches Beispiel
Unser erstes Enkelkind ist 10 Monate alt. Nachts kommt es immer wieder einmal vor, dass das Kind im Dunkeln aufwacht. Ich stelle mir vor, wie es die Augen öffnet und nichts sieht und nichts hört. Alles, was ihm vertraut ist, scheint verschwunden. Das Kind beginnt zu weinen. Da kommen seine Mutter oder sein Vater, öffnen die Tür und schon fällt ein wenig Licht in das Zimmer. Das Kind wird aus dem Bett gehoben und spürt die Nähe der Mutter oder des Vaters hört ein paar geflüsterte Worte des Trostes und sofort wird es ruhig, denn die Einsamkeit und das bedrohlich wirkende Dunkel sind aufgehoben in den Worten von Mutter oder Vater.

In der vor uns liegenden Advents- und Weihnachtszeit mag es uns wie solch einem Kind ergehen: Alles liegt dunkel vor uns. Viele Menschen fürchten in diesen Tagen um ihre wirtschaftliche Existenz. Krankheit wird in Zeiten der Krise doppelt bedrohlich. Für einige unserer Glaubensgeschwister aus dem Iran, aus Afghanistan, Pakistan oder Syrien kommt die Angst hinzu, nicht in unserem Land bleiben zu dürfen. Wir werden uns nicht in großer Runde zum Singen der Advents- und Weihnachtslieder treffen können. Der große Familienbesuch zu Weihnachten fällt wahrscheinlich aus und die Einsamkeit könnte in diesen Tagen vermehrt zum Problem werden. Auf welche Weise wir die Weihnachtsgottesdienste erleben werden, ist noch ungewiss. Zudem schwinden die Kräfte in Gesellschaft und Kirche, all dies mit Geduld zu ertragen. Vielerorts machen sich Zorn und Misstrauen gegen Verantwortungsträger breit. Man möchte wie ein Kind schreien in dunkler Nacht.

Trost aus Gottes Wort
Da geht die Tür aus Gottes Wort auf und ein Lichtstrahl fällt in die Dunkelheit und Gott ist es, der uns in seine Arme nimmt und uns leise ins Ohr sagt: „Ich tröste dich. Ich rede freundlich mit dir. Deine Knechtschaft hat ein Ende. Deine Schuld ist vergeben.

Das Wort aus dem Propheten Jesaja, das über diesem Brief steht, wendet sich an das Gottesvolk, das, in die Fremde verschleppt, alle Hoffnung auf Rückkehr in die Heimat verloren hatte. Auch damals gab es die zwei Gruppen: die einen, die sich sehr schnell mit der Situation arrangiert hatten, das Beste aus der misslichen Lage machten und sich rasch eine neue Existenz aufbauten. Und es gab die andere Gruppe, die von Trauer und Zorn erfüllt war. Das erzeugte auch damals große Uneinigkeit.

Ist die gegenwärtige Not Strafe Gottes?
Für das Volk Israel war die Gefangenschaft Strafe Gottes. Daran hat der Prophet keinen Zweifel gelassen. Deshalb stellen viele Christinnen und Christen auch heute die Frage nach der geistlichen Deutung der gegenwärtigen Not. Diese Frage erfordert eine zweifache Antwort: Einerseits ist die Viruserkrankung, die die Welt derzeit plagt, ein natürliches Phänomen. Die Naturwissenschaften arbeiten mit Hochdruck und offenbar gutem Erfolg an der Erforschung und Bekämpfung des Virus. Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte geben ihr bestes Wissen und alle Kraft, um den Erkrankten mit ihrer Kunst zu helfen.

Andererseits fühlt sich die gegenwärtige Lage tatsächlich wie ein Strafgericht Gottes an und Krankheit ist der Schöpfung nach dem Sündenfall zuzurechnen. Der christliche Glaube bekennt, dass nichts auf dieser Welt geschieht ohne Gottes Zulassen. Beginnt man aber über diese Aussage nachzudenken, stößt man auf die dunkle und verborgene Seite Gottes, die wir nicht verstehen können und die uns in die Verzweiflung führen kann. Dass Gott so viel Krankheit, Elend und alle anderen Plagen der Menschheit scheinbar einfach hingehen lässt, können wir nicht verstehen. Es geht uns damit wie den Israeliten in der Gefangenschaft.

Auf Christus schauen
Man hat den Propheten Jesaja den Evangelisten des Alten Testaments genannt, weil er den Trost Gottes durch den Knecht Gottes ankündigt, der in Jesus Christus Mensch geworden ist. „Predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist“, heißt es hier zu Beginn des großen Trost-Kapitels. Und wenige Kapitel später wird der Gottesknecht angekündigt, von dem es heißt: „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. … Er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen.“ (Jesaja 53,4+5). Jesus Christus hat all unser Leid schon am eigenen Leib erfahren und ist deshalb unser Trost in dunkler Nacht.

Und so beten wir zu Jesus Christus und vertrauen ihm, als ob es keine Ärzte gäbe, und nutzen die Kunst der Ärztinnen und Ärzte, als ob es kein Gebet gäbe.

Vertrauen tut Not
Die derzeitigen Entwicklungen in unserer Gesellschaft und teilweise auch in unserer Kirche lassen sich als einen großen Vertrauensverlust beschreiben. Menschen gehen auf die Straße, weil sie offenbar das Vertrauen verloren haben, dass Politikerinnen und Politiker es bei aller Irrtumsfähigkeit gut meinen. Das Vertrauen in die Möglichkeiten von Forschung und Naturwissenschaft oder die verantwortliche Medien- und Pressearbeit geht bei manchen verloren.

In Kirche und Gemeinde droht an einigen Orten das Vertrauen ineinander zu schwinden, dass wir aus verschiedenen Blickwinkeln im Umgang mit der Krise das Richtige tun und der Kirche nicht schaden wollen.

Woran könnte das liegen? Vertrauen ist eine Kraft, die sich nach außen wendet. Nicht umsonst sagen wir, dass wir jemandem „Vertrauen entgegenbringen“. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass unsere Gesellschaft als ganze am Corona-Virus „erkrankt“ ist, also an den Folgen leidet. Wer erkrankt ist, hat häufig nicht mehr die Kraft, auf andere zu achten. Der Blick des Erkrankten ist natürlich ganz auf sich selbst gerichtet. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass die Kraft, Vertrauen entgegenzubringen, schwindet. Vertrauen ist eigentlich ein anderes Wort für Glauben und vom Glauben sagen wir, dass er durch den Heiligen Geist geschenkt wird, weil er eine Kraft ist, die wir selbst nicht hervorbringen können. Die geistgewirkte Kraft des Glaubens hält die Kirche und ihre Glieder zusammen. Auch wenn Vertrauen in Institutionen und der Glaube an Gott grundsätzlich zu unterscheiden sind, habe ich den Eindruck, dass das Abnehmen des Glaubens im Land auch mitursächlich für das Abnehmen des gesellschaftlichen Zusammenhalts ist, was durch die Corona-Krise wie durch eine Lupe verstärkt wird.

Die Menschen im Land brauchen den Trost und die Liebe Gottes, damit das Vertrauen wieder wachsen kann. Ja! Tröstet, tröstet mein Volk!

Gemeinsam die Genesung im Blick haben
In diesem zweiten Teil des Jesaja-Buches wird dem Volk neben dem geistlichen Trost der Vergebung auch die zeitliche Rückkehr in die Heimat angekündigt. Diese Hoffnung ist für die Menschen ebenso wichtig.

Wenn wir alle auf verschiedene Weise und unterschiedlich stark an den Folgen der Corona-Krise leiden und auf diese Weise indirekt schon mit „erkrankt“ sind, dann ist es von großer Bedeutung, dass wir diese Zeit auch hinter uns lassen wollen und die Hoffnung darauf nicht verlieren. So wie jemand, der sich ein Bein gebrochen hat, dankbar im Rollstuhl sitzt und die Vorzüge des Fahrens genießt, ist der Wille, wieder laufen zu lernen, von entscheidender Bedeutung. Alle technischen Möglichkeiten, die wir in dieser Zeit dankbar aufgegriffen und für uns entdeckt haben, sind willkommene Hilfsmittel, die uns in dieser schwierigen Zeit das Leben leichter machen. Vieles davon wird uns gewiss auch in Zukunft von Nutzen sein.

Dennoch wollen wir wieder „gesund“ werden und bitten Gott darum. Für alle Formen der Gemeinschaft, die uns die moderne Kommunikationstechnik zur Verfügung stellt, sind wir sehr dankbar. Aber: Leiblichkeit prägt unser Sein. Mit dem Christfest feiern wir ja die Menschwerdung Gottes in seinem Sohn Jesus Christus. Diese Leiblichkeit schenkt uns Gott mit Leib und Blut seines Sohnes im Heiligen Abendmahl. So hoffen wir auch darauf, dass Gott uns neue Gelegenheiten schenkt, einander von Angesicht zu Angesicht zu begegnen und leiblich nahe zu sein.

Dankbarkeit
In unseren Gemeinden erlebe ich in diesen Wochen und Monaten viel wertvollen Einsatz und Mühe. Kirchenvorsteherinnen, Kirchenvorsteher und andere Ehrenamtliche gehen an ihre Grenzen, um Gottesdienste zu ermöglichen. Pfarrer, Pastoralreferentinnen, Pfarrvikare, Pastoren im Ehrenamt, Pfarrdiakone und Vikare, Lektorinnen und Lektoren erhalten gemeinsam mit ihren Gemeinden vielerorts das digitale Angebot aufrecht und nehmen voller persönlichem Einsatz die Herausforderungen von Präsenzgottesdiensten unter Corona-Bedingungen an. Sehr viel Schönes und Kreatives haben wir in diesem Jahr erlebt. Auch im Namen von Kirchenleitung und Kollegium der Superintendenten danke ich hierfür sehr.

Eine engagierte Arbeitsgruppe (AG) zur Bewältigung der Corona-Krise in unserer Kirche hat sich in den vergangenen Monaten immer wieder mit der Lage beschäftigt und etliche Einzelfragen bearbeitet. Die Entstehung dieses Briefes hat diese AG mit begleitet. Herzlichen Dank! Eine weitere Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den mittelfristigen Folgen dieser Krise. Auch für ihre Arbeit danke ich herzlich.

Ein schwieriges Jahr neigt sich dem Ende und dennoch nehme ich aus vielen Gemeinden das Signal wahr, dass die Spendenbereitschaft nicht nachgelassen hat. Die Fülle der Gaben und Opfer an Geldmitteln und Zeit stimmt uns alle sehr dankbar.

Gottes Wort bleibt
Das Kind auf dem Arm seiner Mutter oder seines Vaters braucht wenige Worte, um die Orientierung wieder zu gewinnen. Wenn wir in diesem Jahr das Christfest in Sorgen und Ungewissheit verbringen und vieles vermissen, kann uns die Stille wieder helfen, die Stimme Gottes in unserm Ohr flüstern zu hören, ganz nah und unverstellt: „Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.“ Gottes Zusage steht damit fest: Er ist in aller Not bei uns. Das gilt. Das gilt auch uns.

Ihnen und euch persönlich und den Familien und Gemeinden
wünsche ich in schwerer Zeit gesegnete Advents- und Weihnachtstage

Zum 1. Advent 2020.
Bischof Hans-Jörg Voigt D.D.


Der Hirtenbrief als PDF-Datei:
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Stellungnahme zum gegenwärtigen islamistischen Terror in Europa


In diesen Tagen bekam Bischof Hans-Jörg Vogt D.D. (Hannover), der leitende Geistliche der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) eine schriftliche Anfrage, warum die SELK sich nicht zu den jüngsten islamistischen Terroranschlägen in Europa zu Wort gemeldet habe. Voigt unternimmt im Folgenden den Versuch, in Form einer anonymisierten Antwort auf diese Anfrage differenziert Stellung zu beziehen.


Bischof Voigt

Sehr geehrter, lieber Herr Z., Ihre Anfrage, warum die Kirchen in Deutschland zu den jüngsten Terroranschlägen besonders in Frankreich so „laut“ geschwiegen haben, hat mich erreicht, und zwar im doppelten Sinn des Wortes. Deshalb befrage ich mich, warum ich selbst bisher geschwiegen habe.

Zunächst liste ich die Geschehnisse für mich auf:
4. Oktober 2020: In Dresden greift ein mutmaßlich islamistisch motivierter Gewaltverbrecher zwei Mensch mit einem Messer an. Eines der Opfer wird getötet , das andere schwer verletzt.
17. Oktober 2020: Brutale Enthauptung des Lehrers Samuel Paty in einem Pariser Vorort. Der Täter gibt im Internet als Begründung an, dass der Lehrer „es gewagt hat, Mohammed zu erniedrigen".
29. Oktober 2020: Bei einem mutmaßlich islamistischen Terroranschlag werden in der Kirche Notre-Dame-de-l’Assomption in Nizza zwei Frauen und der Küster der Kirche mittels einer Stichwaffe getötet und geköpft. Die beiden Frauen waren ins Gebet vertieft. Die Polizei nahm in der Nähe des Tatorts einen 21-jährigen Tunesier fest, der im September 2019 über Lampedusa in Europa eingereist sein soll.
31. Oktober 2020: Ein orthodoxer Priester wurde in der französischen Stadt Lyon mit einer abgesägten Schrotflinte angegriffen und schwer verletzt. Der 52-jährige Geistliche war gerade dabei, seine Kirche abzuschließen, als ein Unbekannter aus kürzester Entfernung zweimal aus einer abgesägten Schrotflinte auf ihn schoss. Über den Täter gibt es bisher noch keine Angaben.
2. November 2020: In der Altstadt Wiens schießt ein Täter wahllos aus einer Maschinenpistole auf Passanten und Restaurantbesucher. Fünf Todesopfer und zahlreiche Verletzte sind zu beklagen. Der Täter war ein der Polizei bekannter Islamist.

Ich verurteile und verabscheue diese Taten zutiefst! Mein Mitgefühl und meine Gebete sind bei den Opfern. Bisher habe ich geschwiegen, weil diese Verurteilung eine einzige große Selbstverständlichkeit ist. Es ist unerträglich, dass ein Lehrer angegriffen wird, der sich der schweren und derzeit auch in Deutschland zu Unrecht wenig populären Aufgabe stellt, die nachwachsende Generation zu bilden und auf das Leben vorzubereiten. Es ist unerträglich, dass nun in Frankreich Christen, Schwestern und Brüder, in einer Kirche ermordet werden. Wo bleibt eigentlich der Aufschrei: „Je suis l‘église“ – „Ich bin Kirche“? Ich versuche folgende Erklärung: Christinnen und Christen werden immer noch als stabile meinungsgebende Mehrheit wahrgenommen, die keinen besonderen Schutz und auch kein Mitleid benötigt. Dies entspricht gerade in Frankreich schon seit der Französischen Revolution nicht mehr der Wirklichkeit. Ja, und das lerne ich immer wieder, es ist notwendig, auch das Selbstverständliche laut, unmissverständlich und notfalls auch wiederholt auszusprechen.

Mein Zögern liegt aber in einem weiteren Umstand begründet, der eine solche Stellungnahme ausgesprochen verkompliziert und erschwert: Ich lehne die sognannten Mohamed-Karikaturen ab, ohne damit die Bluttaten auch nur im Geringsten rechtfertigen oder auch nur erklären zu wollen. Ich kann einfach nicht verstehen, warum nun mittlerweile der ganze französische Staat sein Verständnis von Freiheitsrechten an der Möglichkeit religiöser Beleidigung durch die Mohamed-Karikaturen fest macht. In Deutschland gilt immer noch § 166 des Strafgesetzbuches, in dem es heißt: „(1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.…“ Dabei ist mir bewusst, dass dieser Paragraf eigentlich kaum noch anzuwenden ist und dass manches, was zunächst als Blasphemie bezeichnet wurde, später in der christlichen Kunst anerkannt wurde. Aber wieso es grundsätzlich ein Freiheitsrecht sein soll, andere religiös zu beleidigen und zu verletzen, vermag ich nicht zu verstehen. Jesus sagt: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.“ (Matthäus 7,12).

Übrigens leben Christen seit 2000 Jahren mit einer sehr bekannten Karikatur. Die älteste Kreuzesdarstellung zeigt Christus mit einem Eselskopf. Römische Soldaten hatten dieses Spottkreuz an eine Kasernenwand geritzt, um ihren christlichen Gefährten mit Namen Alexamenos zu beleidigen. Das Kreuz selbst war und ist ein Zeichen der Schande und Erniedrigung, das gleichwohl zum Heilszeichen geworden ist. Aber wie schon gesagt: Die sinnlose und menschenverachtende islamistische Gewalt ist durch diesen Umstand nicht zu erklären.

Lieber Herr Z., das bringt mich schließlich zu einem weiteren Punkt, der eine Stellungnahme so schwierig macht. Der gesunde Menschenverstand fragt nach solch einer Serie von Gewalt, ob das alles nicht doch etwas mit dem Islam als Religion zu tun hat. Natürlich halte ich die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus für unverzichtbar, denn die ganz überwiegende Zahl von Menschen muslimischen Glaubens lebt friedlich in Europa und trägt ganz erheblich zu unserem gemeinsamen Wohlergehen bei. Sie sind eben nicht mit den irregeleiteten Gewalttätern in Zusammenhang zu bringen und verdienen unvermindert unseren Respekt und freundliche Nachbarschaft.

Aber die Frage stellt sich auf grundsätzlicher Ebene doch, ob der Islam mit dem westlichen Wertesystem, mit Freiheitsrechten, mit Toleranz und einer bestimmten Form offener gesellschaftlicher Austragung von Konflikten kompatibel ist, da er die Unterscheidung zwischen Staat und Religion nicht nachvollzieht. Was den christlichen Kirchen mit den Worten Jesu sozusagen in die Wiege gelegt ist – „Gebt der Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist" (Matthäus 22,21) – und was die westlichen Gesellschaften und ihre Kirchen über Jahrhunderte in schmerzhaften und teilweise auch kriegerischen Erfahrung erstritten haben, nämlich eine konsequente Unterscheidung ihrer jeweiligen Interessen, ist dem Islam fremd. Diese Frage gehört in den öffentlichen Diskurs unserer Gesellschaften, nicht um Menschen muslimischen Glaubens zu diskriminieren, sondern um ihnen die Bedeutung und die Grundlagen westlicher Werte deutlich zu machen, ja, und sie darauf auch zu verpflichten.

Für Ihr Nachfragen, lieber Herr Z. danke ich Ihnen, denn Sie haben mich zum Nachdenken gebracht.

Ihr Bischof Hans-Jörg Voigt D.D.

Gedenkstelle für Sternenkinder in Radevormwald


Die Martini-Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) hat eine Gedenkstelle für Sternenkinder eingerichtet. Im Folgenden wird das Projekt näher vorgestellt.

Sternenkinder

Schon zu Jahresbeginn ist die Gedenkstelle für Sternenkinder auf dem Friedhof der Martini-Gemeinde der SELK in Radevormwald durch eine gemeinsame Initiative von Friederike und Gemeindepfarrer Florian Reinecke in Zusammenarbeit mit der Friedhofskommission der Martini-Gemeinde, einem ortsansässigen Gärtner und einem ebenfalls in Radevormwald tätigen Steinmetz fertiggestellt worden und dient als Ort der Trauer über die in zu vielen Fällen von außen unsichtbaren und zu selten anerkannten Verluste von Kindern, die während oder kurz nach der Schwangerschaft und Geburt – egal ob früh oder spät – verstorben sind. Die erste geplante Andacht zur „Inbetriebnahme“ konnte wegen der Beschränkungen durch die Verordnungen anlässlich der Corona-Pandemie nicht stattfinden.

Eine erste Andacht

Am Samstag, 17. Oktober, fand an der Gedenkstätte für die Sternenkinder nun aber endlich eine erste Andacht statt. Zu dieser Erinnerungsfeier im Anschluss an die internationale Gedenkwoche für Sternenkinder waren alle Betroffenen aus Radevormwald eingeladen, die selbst ein Kind (oder Enkel- oder Geschwisterkind) während oder kurz nach der Schwangerschaft verloren haben. Dabei war gar nicht wichtig, ob das Erleben und Erleiden sehr frisch ist oder bereits viele Jahre zurückliegt.

Die Andacht, in der der auf dem Stein befindliche Vers „Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen“ aus dem biblischen Buch des Propheten Jeremia (Kapitel 17, Vers 14) ausgelegt wurde, haben Friederike und Florian Reinecke gemeinsam gehalten und verwiesen dabei die Anwesenden in ihrer Trauer und ihrem Schmerz auf die Gegenwart Gottes, der Hilfe und Heilung für verwundete Herzen und Seelen schenkt.

Im Anschluss an die Andacht gab es im Gemeindehaus der Martini-Gemeinde die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen, persönliche Erfahrungen auszutauschen und sich über ausliegendes Material weiter zu informieren. Eine solche Andacht zum Gedenken an all die Kinder, die nicht geblieben sind, soll es nun jährlich geben.

Wertschätzende Reaktionen

Eine Veröffentlichung der Radevormwalder Sternenkinder-Gedenkstelle im Rahmen des Instagram-Auftrittes der SELK stieß dort auf große Zustimmung und führte auch zu wertschätzenden Kommentaren. So schrieb der Verein Sterneneltern Achim e.V.: „Wie wundervoll. Es ist so schön zu sehen, wie die Kinder immer mehr einen Platz in unserer Gesellschaft bekommen und die Eltern mit ihrer Trauer, ihren Sorgen und Ängsten wahr genommen werden. Vielen Dank für euer Engagement.“ Und Svana Seidel (kreativwerkstatt.art), die ihren Instagram-Auftritt „erinnerungsbuch-sternenkinder“ überschrieben hat, kommentiert: „Wie schön, dass es jetzt auch etwas bei euch gibt, das Sternenkinder sichtbar macht.“

SELK-Hochschule beginnt die Vorlesungszeit


Mit einem Gottesdienst in der örtlichen St.-Johannes-Kirche eröffnete die Lutherische Theologische Hochschule Oberursel (LThH), die von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) getragen wird, am 20. Oktober die Vorlesungszeit des Wintersemesters 2020/21.


Oberursel

In seiner Predigt nahm der Rektor, Prof. Dr. Christoph Barnbrock, in Auslegung einer biblischen Heilungsgeschichte unter anderem Bezug auf die derzeit geltenden Kontakteinschränkungen und stellte demgegenüber heraus, wie Jesus bei der Heilung eines Aussätzigen diesen berührt und so alle Distanzen überwunden habe. Zwar sei es nicht angemessen, leichtfertig die geltenden Kontaktbeschränkungen außer Acht zu lassen, aber es sei doch tröstlich, dass Jesus Christus sich durch nichts habe davon abhalten lassen, die Distanz zwischen Gott und uns Menschen zu überwinden. Nicht einmal die kleinste Restdistanz sei geblieben. Der Gottesdienst ist auf dem YouTube-Kanal der Hochschule als Aufzeichnung zu finden: https://youtu.be/DIfhrTcY8nU.

An den Gottesdienst schloss sich die Vorstellung der Lehrveranstaltungen an, diesmal aus Gründen des Infektionsschutzes ebenfalls in der St.-Johannes-Kirche. Zu den Angeboten dieses Semesters gehören neben den Veranstaltungen der Professoren und Sprachlehrerinnen und Sprachlehrer unter anderem auch Übungen von Pfarrer Dr. Armin Wenz und Missionsdirektor Roger Zieger. Die bestbesuchte Lehrveranstaltung ist erneut die Bibelkunde-Übung, in der die Teilnehmenden, unter Leitung des wissenschaftlichen Assistenten Niklas Brandt, die prophetischen Bücher des Alten Testaments lesen und in ihrer Grundstruktur und ihrem Grundanliegen kennenlernen. Zwei andere Lehrveranstaltungen in diesem Semester ergänzen sich gegenseitig: Prof. Dr. Gilberto da Silva führt in einer Vorlesung in die „Geschichte der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK)“ ein. In einer weiteren Übung beleuchtet Pastoralreferentin Dr. Andrea Grünhagen als Gastdozentin „Das Verhältnis von Erweckung und lutherischem Bekenntnis in der Vorgeschichte der SELK“. Über den eigenen Tellerhand hinaus schauen unter anderem die Lehrveranstaltungen „Einführung ins Judentum“ mit Dr. Walburga Zumbroich und „Trauer und Trauma in Seelsorge und Psychotherapie“ mit Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. und Dr. Gudrun Schätzel.

Angesichts der Tatsache, dass im Hochtaunuskreis die Sieben-Tage-Inzidenz von Coronafällen deutlich über 50 liegt, findet der Semesterstart unter erhöhten Hygieneauflagen statt. Trotzdem sei man dankbar, so Barnbrock gegenüber selk_news, dass in diesem Semester der Präsenzunterricht wieder möglich sei. Zugleich seien die guten Erfahrungen mit Online-Lösungen aus dem Sommersemester hilfreich, um bei Bedarf auf eine Alternativlösung zurückgreifen zu können, falls der Präsenzunterricht in dieser Form in den nächsten Wochen nicht mehr möglich sein sollte.

Im Wintersemester sind 22 Studierende an der LThH eingeschrieben. Unter ihnen sind drei Studenten aus dem Raum der SELK, die in diesem Wintersemester neu mit dem Theologiestudium begonnen haben.

Neu: Gemeindeadministrator


Interview mit Bernhard Daniel Schütze


Die Trinitatisgemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Frankfurt am Main erlebt zurzeit eine Doppelvakanz. Der Gemeinde wurde angesichts dieser Situation für die Dauer von einem Jahr eine Teildienststelle gewährt, auf der ein Gemeindeadministrator vielfältige Aufgaben übernimmt - ein neues Berufsbild in der SELK. SELK.de hat mit dem Stelleninhaber, Bernhard Daniel Schütze, ein Interview geführt.

Schütze

SELK.de: Herr Schütze, Sie sind seit dem 1. September für die Dauer von einem Jahr mit einem Teildienstverhältnis („halbe Stelle“) im Dienst der SELK tätig. Stellen Sie sich unseren Leserinnen und Lesern bitte kurz vor.


Schütze: Ich bin 28 Jahre alt und komme ursprünglich aus Niedersachsen. Nach Stationen in Hermannsburg und Farven bin ich im Anschluss an mein Abitur nach Hessen gezogen. In Oberursel/Taunus wohnend habe ich 2011-2012 ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Frankfurter SELK-Gemeinde absolviert und anschließend in Frankfurt am Main Gymnasiallehramt für die Fächer „Ev. Religion“ und „Politik & Wirtschaft“ studiert. Im Herbst 2018 zog ich nach Gießen und habe dort mein Referendariat begonnen. Da ich feststellen musste, dass der Lehrerberuf für mich persönlich doch nicht der richtige Beruf ist, habe ich mein Referendariat Anfang dieses Jahres abgebrochen und bin inzwischen erneut in der SELK-Gemeinde Frankfurt tätig.

SELK.de: Ihr Dienst in der Trinitatisgemeinde Frankfurt am Main ist der eines „Gemeindeadministrators“. Das ist ein neues Berufsbild in unserer Kirche. Was sind Ihre Aufgaben?

Schütze: Als Gemeindeadministrator übernehme ich zahlreiche organisatorische und administrative Aufgaben, die in der Gemeinde anfallen. Es handelt sich also insbesondere um eine Tätigkeit im Pfarrbüro. So führe ich die Gemeindekartei und die Kirchenbücher, stelle die Erreichbarkeit der Gemeinde sicher und unterstütze die Gottesdienstleitenden im Vorfeld durch Zusammenstellung von Bekanntmachungen, Erstellung der Gottesdienstblätter sowie Hinweise auf Besonderheiten.

SELK.de: Es handelt sich also um einen Bürojob.

Schütze: Auch. Aber nicht nur: Ich bin als Gemeindeadministrator auch für die Räumlichkeiten zuständig und habe beispielsweise sicherzustellen, dass diese für Gottesdienste und andere Veranstaltungen angemessen vorbereitet sind. Das geht vom Antependienwechsel über die Kerzenpflege bis zur Sicherstellung von geheizten Räumen und der Getränkebereitstellung. Grundsätzlich soll ich mit offenen Augen und Ohren präsent sein, wahrnehmen und anfallende Arbeiten erledigen oder aber an die dafür Zuständigen weiterleiten. Insbesondere das vielfältige ehrenamtliche Engagement in der Gemeinde soll durch den Gemeindeadministrator sichergestellt und unterstützt werden. Vielleicht lässt sich die Stelle beschreibend als „koordinierende Tätigkeit zur Gemeindeorganisation, Mitarbeiterunterstützung und Gebäudebetreuung“ umreißen. Auch Aufgaben in Ökumene, Öffentlichkeitsarbeit sowie die Leitung der Gemeindebriefredaktion gehören zu meinem vielfältigen Tätigkeitsfeld.

SELK.de: Wie ist die Gemeinde darauf gekommen, für ein Jahr solch eine Stelle zu beantragen?

Schütze: Die Trinitatisgemeinde Frankfurt ist mit rund 800 Gemeindegliedern eine recht große Gemeinde der SELK mit zwei Pfarrstellen. Im letzten Jahr ist Pfarrer Michael Zettler in den Ruhestand gegangen und eine der beiden Pfarrstellen ist seitdem unbesetzt. Am 27. September hatten wir nun den Abschiedsgottesdienst von Pfarrer Christian Hildebrandt, der zum 1. Oktober nun ebenfalls in den Ruhestand getreten ist. Da bisher noch keine neuen Pfarrer berufen werden konnten, steht der Gemeinde eine Zeit bevor, in der erstmals beide Pfarrstellen gleichzeitig vakant sind. Bei den Überlegungen, wie in dieser Situation zum einen die Ehrenamtlichen der Gemeinde nicht überlastet, zum anderen die anfallenden Aufgaben dennoch gut bewältigt werden können, entstand die Idee zur Schaffung der Stelle eines Gemeindeadministrators, der zumindest viele der organisatorischen und administrativen Aufgaben, die bisher beide oder einer der Pfarrer übernommen haben, übernehmen kann. Gemeinsam mit den entscheidenden Gremien von Bezirk und Gesamtkirche wurde die Stelle in den letzten Monaten eingerichtet. Sie ist bei der Gesamtkirche angesiedelt – die Gesamtkirche ist also mein Arbeitgeber, in der alltäglichen Arbeit bin ich jedoch dem Kirchenvorstand der Trinitatisgemeinde zugeordnet.

SELK.de: Was hat Sie gereizt, diese Stelle anzunehmen?

Schütze: Ich bin ein recht strukturierter Mensch, der gerne organisiert und den Überblick hat. Zugleich arbeite ich gerne für und mit Menschen. Da ich mich gerne in der Kirche einbringe und auf verschiedene Weise das kirchliche Leben und die Glaubenspraxis im kirchlichen Rahmen mitgestalte, handelt es sich bei der Stelle des Gemeindeadministrators durchaus um eine attraktive Stelle für mich. Nicht bestreiten kann ich zudem, dass ich den Bedarf in meiner ehemaligen Gemeinde gesehen habe und ich dieses neue Berufsbild als durchaus zukunftsorientiert ansehe. Wir haben in unserer Kirche einen immer größeren Pastorenmangel. Aus diesem Grund müssen wir neue Wege gehen, wobei ich keinesfalls an der Qualifikation und Ausbildung der Pastoren sparen möchte. Allerdings halte ich es für notwendig, Konzepte für die zunehmenden Vakanzen zu entwickeln und unsere Pastoren von vielen administrativen Aufgaben möglichst zu entlasten, damit sie sich auf ihren Hauptauftrag der Verkündigung und der Seelsorge – in Verantwortung für immer mehr Gemeinden je Pastor – konzentrieren können. In dieser Gesamtlage das neue Berufsbild des Gemeindeadministrators selbst mit „auszuprobieren“ hatte und hat – trotz der Befristung und der Teilzeitregelung – für mich einen besonderen Reiz.

SELK.de: Wie sind Ihre ersten Eindrücke nach knapp vier Wochen Ihrer neuen Tätigkeit?

Schütze: Zuallererst bemerke ich eine große Erleichterung und Dankbarkeit in der Gemeinde, dass es auch in der Zeit der Doppelvakanz eine Person gibt, die als Ansprechpartner und Schnittstelle für Außenstehende sowie Gemeindeglieder und -gruppen koordiniert und sich gemeinsam mit den ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern um vieles kümmert. Zugleich stelle ich wieder einmal fest, wie viele Aufgaben unsere Pastoren – neben der Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung sowie den anderen in der Pfarrerdienstordnung aufgeführten Aufgaben – wahrnehmen. Hierbei handelt es sich nicht nur um eine Vielzahl, sondern auch um eine zeitintensive Fülle von Aufgaben. Auch ist festzustellen, dass es viel Wissen gibt, das weitergegeben werden muss, um zu verhindern, dass es bei Pfarrerweggängen verloren geht. Somit ist der Einarbeitungsmonat bis zur Verabschiedung von Pfarrer Hildebrandt recht schnell vergangen. Dadurch, dass in den letzten Wochen in der Frankfurter Trinitatisgemeinde zudem sowohl die Konfirmation als auch der Verabschiedungsgottesdienst von Pfarrer Hildebrandt lagen, haben sich direkt einige Mehrarbeitsstunden angesammelt – ich bin sehr gespannt, wie sich Arbeitsweise und Arbeitszeitverteilung in den kommenden Wochen, wenn sich die Arbeit „normalisiert“, darstellen werden. Durch das ganz neue Berufsbild sind wir auch in diesem Bereich in einem spannenden Experimentierfeld. Ich muss aber sagen, dass mein erster Eindruck ein sehr positiver ist: Die Gemeinde hat mich sehr freundlich willkommen geheißen, die Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand verläuft sehr gut und meine Tätigkeit mit all den neuen Aufgaben ist abwechslungsreich und bereitet mir viel Freude. Ich habe den Eindruck, einen sinnvollen und für die Gemeindepraxis möglicherweise auch zukunftsweisenden Beruf auszuüben.

SELK.de: Sie sind auch ehrenamtlich in der Kirche unterwegs. In welchen Bereichen?

Schütze: Ehrenamtlich bin ich in der SELK insbesondere in der Jugendarbeit aktiv und arbeite in einigen Arbeitsgruppen (AG) des Jugendwerkes der SELK mit. So betreue ich etwa als Mitglied der Öffentlichkeitsarbeits-AG die facebook-Seite des Jugendwerkes. Auch in der AG, die das in der Regel jährlich stattfindende Jugendfestival (JuFe) als gesamtdeutsche Jugendveranstaltung mit ca. 320 Teilnehmern organisiert, bin ich engagiert. Zudem darf ich die AG zur Erstellung eines neuen, vierten Bandes der CoSi-Jugendliederbuchreihe leiten. In der Jugendarbeit „vor Ort“ konnte ich in den letzten anderthalb Jahren die Gemeinde Dreihausen bei dem Neuaufbau eines Jugendkreises unterstützen. Auch als Synodaler bei Kirchen- und Bezirkssynoden bringe ich mich gerne ein. Ein weiterer Bereich, in dem ich aktiv bin, ist die Kirchenmusik. In den letzten Monaten habe ich mehrfach unseren Gottesdienst in Grünberg auf der Trompete musikalisch mitgestalten dürfen. Im Kirchenmusikalischen Arbeitskreis Süd (KAS) bin ich Bläserdelegierter für den Kirchenbezirk Hessen-Süd und seit 2015 darf ich in der Gesangbuchkommission der SELK an der Erstellung des neuen Evangelisch-Lutherischen Kirchengesangbuches (ELKG) mitarbeiten.

SELK.de: Nun handelt es sich bei der Stelle des Gemeindeadministrators um ein Teildienstverhältnis mit 19,5 Std./Woche. Was machen Sie mit dem Rest der Zeit? Üben Sie noch einen weiteren Beruf parallel aus?

Schütze: Bisher noch nicht. Zwar ist das geplant, doch hat sich das leider noch nicht ergeben. Langweilig ist mir dennoch bislang nicht geworden: Da ich Ende Oktober von Gießen nach Frankfurt umziehen werde, gibt es einiges dafür vorzubereiten und insbesondere nach den zahlreichen Veranstaltungsverschiebungen aufgrund der Corona-Pandemie gibt es nun zahlreiche Termine und Aufgaben in verschiedenen Ehrenämtern wahrzunehmen. Somit nutze ich die aktuelle Zeit, den Umzug vorzubereiten, Unerledigtes nachzuholen und vieles ehrenamtlich zu erarbeiten – und hoffe, nach meinem Umzug eine weitere Teilzeitbeschäftigung aufnehmen zu können, die sich gut mit der Tätigkeit als Gemeindeadministrator kombinieren lässt.

SELK.de: Vielen Dank für das Interview und herzliche Segenswünsche für Ihre Arbeit als Gemeindeadministrator!

Unser Bekenntnis – Artikel 5: Vom kirchlichen Amt

 
Das Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana) ist die grundlegende Bekenntnisschrift der im Konkordienbuch (1580) abgedruckten verbindlichen Bekenntnisse der Kirche der lutherischen Reformation. In loser Folge lesen Sie hier Erläuterungen zu den einzelnen Artikeln von Pfarrer Dr. Gottfried Martens D.D. (Berlin-Steglitz).

Altar

Damit wir diesen Glauben erlangen, hat Gott das Amt der Predigt des Evangeliums und der Austeilung der Sakramente eingesetzt. Denn durch das Wort und die Sakramente wird wie durch Instrumente der Heilige Geist gegeben, der den Glauben – wo und wann es Gott will – in denen wirkt, die das Evangelium hören, nämlich dass Gott nicht um unserer Verdienste willen, sondern um Christi willen diejenigen rechtfertigt, die glauben, dass sie um Christi willen in die Gnade aufgenommen werden.


Sie verdammen die Wiedertäufer und andere, die meinen, der Heilige Geist werde den Menschen ohne das leibliche Wort des Evangeliums durch ihre eigenen Bereitungen, Gedanken und Werke zuteil.

Der vierte und fünfte Artikel des Augsburger Bekenntnisses sind gleichermaßen grammatisch und sachlich ganz eng aufeinander bezogen. Ging es im vierten Artikel darum, dass uns die Rechtfertigung „durch den Glauben“ zuteil wird, so wird nun im fünften Artikel beschrieben, wie sich dieses „durch den Glauben“ vollzieht. Dabei wird der Glaube in bestimmte für ihn konstitutive Zusammenhänge gestellt – und damit wird zugleich bestimmten nicht nur damals, sondern auch heute weit verbreiteten Missverständnissen des Glaubens gewehrt. So ist gerade dieser fünfte Artikel des Augsburger Bekenntnisses für Verkündigung und Praxis der lutherischen Kirche von besonderer Bedeutung.

Der fünfte Artikel betont zunächst einmal, dass der Glaube von außen auf den Menschen zukommt. Er ist keine natürliche Anlage, die schon von vornherein im Menschen schlummert und dort nur zum Leben erweckt werden muss. Sondern dem Menschen fehlt von Natur aus, so hatte es schon der zweite Artikel deutlich gemacht, der Glaube, durch den der Mensch sich im rechten Verhältnis zu Gott befindet. Von daher muss der Glaube, wie der fünfte Artikel formuliert, „erlangt“ und „gewirkt“ werden. Wenn das Augsburger Bekenntnis vom Glauben spricht, meint es also nicht eine menschliche „Gläubigkeit“, sondern eine neue Beziehung zu Gott, in die der Mensch versetzt wird.

Gewirkt wird der Glaube, so betont es der fünfte Artikel, durch den Heiligen Geist. Genauso hat es auch Martin Luther im Kleinen Katechismus formuliert: „Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten.“

Genau an diesem Punkt beschreibt der fünfte Artikel des Augsburger Bekenntnisses aber nun eine entscheidende Weichenstellung: Der Heilige Geist wird „tamquam per instrumenta“, „wie durch Instrumente“ gegeben: Er wirkt nicht unmittelbar „von oben herab“, sondern durch „Mittel“, die man in der kirchlichen Fachsprache darum auch „Gnadenmittel“ nennt. Diese Gnadenmittel sind das Wort und die Sakramente.

Dass das Wort ein „Gnadenmittel“ sein soll, leuchtete schon damals auf dem Reichstag in Augsburg der Gegenseite nicht ein und leuchtet auch in unserer heutigen Zeit mit ihrer Informationsüberflutung den meisten Menschen nicht ein. Das „Wort“ wird häufig nur als eine Art von Information angesehen, die der Mensch verstehen und gegebenenfalls umsetzen muss. Es verliert als Kommunikationsmittel in unserer immer stärker visuell ausgerichteten Zeit zunehmend an Bedeutung und wird nicht selten zu einer Art von „Hintergrundgeräusch“ degradiert.

Es bedarf von daher heutzutage gerade im kirchlichen Bereich immer neuer Bemühungen, deutlich zu machen, welche Bedeutung das „Wort“ im christlichen Glauben hat und was das ganz konkret auch für das Verständnis des christlichen Gottesdienstes bedeutet. Das Wort, das im Gottesdienst und darüber hinaus in der Kirche verkündigt wird, ist eben nicht menschliches Gequassel, sondern Wort Gottes. Und Gottes Wort ist im Unterschied zum Menschenwort nicht bloß Gerede, sondern wirkmächtiges Wort, das eben dadurch, dass es ausgesprochen und verkündigt wird, wirkt, was es sagt. Am deutlichsten wird dies natürlich in den Sakramentsworten erkennbar: Wenn die Worte Christi bei der Taufe gesprochen werden, dann geschieht durch eben dieses Wort, verbunden mit dem Wasser, die neue Geburt und die Rettung zum ewigen Leben. Das Wort, das die Vergebung der Sünden zuspricht: „Dir sind deine Sünden vergeben“, ist nicht nur eine unverbindliche Absichtserklärung oder Ausdruck einer Hoffnung und erst recht nicht bloß die persönliche Meinung dessen, der diese Worte spricht. Sondern kraft der Zusage Christi bewirken diese Worte, was sie sagen: „Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen.“ (St. Johannes 20,23) Dasselbe gilt beim Heiligen Mahl: Wenn die Stiftungsworte Christi über den Elementen von Brot und Wein gesprochen bzw. gesungen werden, dann bewirken diese Worte, dass das Brot der Leib Christi und der Wein das Blut Christi ist. Die Realität, die durch diese Worte gesetzt wird, besteht unabhängig vom Glauben dessen, der die Worte spricht, und unabhängig vom Glauben derer, die die Worte hören, mit einem lateinischen Fachausdruck: Sie wird „ex opere operato“ gesetzt, eben dadurch, dass die Stiftung Christi vollzogen wird, indem gesagt und getan wird, was er befohlen hat. Aber selbstverständlich zielt die Setzung dieser Realität in den Sakramenten auf den Glauben derer, die sie empfangen. Und das gilt in genau dergleichen Weise auch für die Predigt im Gottesdienst: Sie ist keine religiöse Rede, erst recht nicht auflockernde Unterhaltung, sondern Weitergabe des Evangeliums in konzentrierter Form. Es geht in ihr darum, wie es der fünfte Artikel formuliert, „dass Gott nicht um unserer Verdienste willen, sondern um Christi willen diejenigen rechtfertigt, die glauben, dass sie um Christi willen in die Gnade aufgenommen werden.“ Es geht darum, dass Menschen durch das Wort in das rechte Verhältnis zu Gott gesetzt werden und dass dieses Wort dabei so verkündigt wird, dass bei den Zuhörern ja nicht das Missverständnis entsteht, sie müssten zu diesem rechten Verhältnis zu Gott selber einen Beitrag leisten. Ebenso wenig darf die Predigt aber auch den Eindruck erwecken, als ginge es in ihr nur um die Weitergabe allgemeiner Wahrheiten. Sondern der Hörer soll vernehmen, dass es um ihn geht, dass er um Christi willen „in die Gnade“, also in dieses rechte Verhältnis zu Gott, versetzt und aufgenommen wird. In der Predigt wird also das ewige Heil an die ausgeteilt, die diese Predigt hören. Auch die Predigt ist von daher Gnadenmittel – ein so bedeutsames, dass der deutsche Text des Augsburger Bekenntnisses von daher sogar das kirchliche Amt insgesamt als „Predigtamt“ bezeichnen kann, ohne damit natürlich eine Überordnung des gepredigten Wortes gegenüber dem Wort in Sakramentsform zu behaupten.

„Instrumente“ des Heiligen Geistes sind Wort und Sakrament, die Gnadenmittel. Im Konfirmandenunterricht gebrauche ich immer wieder ein sehr einfaches Beispiel: Wenn ihr Strom haben wollt, könnt ihr den Stecker des Geräts, für das ihr den Strom braucht, nicht einfach in die Luft halten und darauf warten, dass dort irgendwo der Strom fließt. Sondern ihr müsst den Stecker schon in die Steckdose stecken. So ist das auch mit dem Glauben: Wenn ihr den Heiligen Geist bekommen wollt, dann könnt ihr euch nicht sonntags morgens ins Bett legen und darauf warten, dass ihr dort mit einem Mal den Heiligen Geist empfangt. Sondern ihr müsst schon von den Steckdosen des Heiligen Geistes Gebrauch machen. Verzichten könnt ihr auf die keinesfalls: Sonst geht es euch mit eurem Glauben irgendwann wie eurem Handy. Wenn ihr das nicht aufladet, ist irgendwann der Akku alle, und ihr könnt damit nicht mehr kommunizieren.

Wenn wir von den Gnadenmitteln Gebrauch machen, dürfen wir gewiss sein, dass der Heilige Geist in ihnen und durch sie wirkt: Wir begeben uns durch die Gnadenmittel immer wieder in das Kraftfeld des Heiligen Geistes. Wann und wo der Heilige Geist durch diese Gnadenmittel allerdings den Glauben wirkt, das haben wir selber nicht mehr in der Hand. Kein Mensch kann bei einem anderen Menschen den Glauben wirken; kein Mensch hat den Heiligen Geist so in der Hand, dass der Heilige Geist das tut, was der Mensch gerne möchte. Und erst recht können wir dem Heiligen Geist nicht mit irgendwelchen Tricks nachhelfen, um dadurch einen Menschen „rumzukriegen“ zum Glauben. Dies ist für uns oft eine sehr schmerzliche Erfahrung, wenn wir es miterleben müssen, dass Menschen, die uns sehr nahestehen, ja, denen wir vielleicht über viele Jahre das Evangelium nahezubringen versucht haben, von eben diesem Evangelium nichts wissen wollen. Da legt sich dann leicht der Gedanke nahe, ob wir vielleicht in der Vermittlung des Evangeliums versagt haben oder ob es umgekehrt nicht vielleicht doch noch Wege gibt, wie wir diese Menschen zum Glauben bewegen können. Doch es bleibt dabei: „ubi et quando visum est Deo“ – „wo und wann Gott will“.

Diese Einschränkung bezieht sich jedoch nur darauf, wann und wo Gott durch den Heiligen Geist den Glauben wirkt. Mitunter wird dieser Satz fälschlich so ausgelegt, als ob sich der Heilige Geist überhaupt nicht an die Gnadenmittel gebunden habe und wir darum gar nicht wissen könnten, ob etwa ein Kind in der Taufe tatsächlich den Heiligen Geist empfängt oder ob wir beim Hören des Evangeliums tatsächlich dem Wirken des Heiligen Geistes ausgesetzt sind. Doch, der Heilige Geist ist da und wird gegeben. Aber wann und wo dadurch der Glaube gewirkt wird, das bleibt allein Gottes Sache.

Eines steht jedoch fest: Der Glaube kommt aus dem Hören (Römer 10,17): Der Heilige Geist wirkt den Glauben bei denen, die das Evangelium hören, formuliert der fünfte Artikel. Wir können nicht damit rechnen, dass Gott an der Verkündigung, an den Gnadenmitteln vorbei Glauben wirkt – auch wenn wir ihm seine Freiheit, auch andere Wege zu den Menschen zu finden, damit nicht bestreiten wollen. Vom Zeugnis des Neuen Testaments her ist jedoch klar: Der Glaube, durch den wir im rechten Verhältnis zu Gott stehen, ist immer kirchlicher Glaube; er hat seinen Ort in der Kirche, wo er durch die Gnadenmittel immer wieder neu geweckt und gestärkt wird. Von daher trägt der fünfte Artikel bezeichnenderweise die Überschrift „Vom kirchlichen Amt“. Im 14. Artikel wird noch spezifisch von der Ordination die Rede sein. Aber auch hier, wo es um die Frage von Glauben und Rechtfertigung geht, betont das Augsburger Bekenntnis schon, dass Kirche und Amt mit Glauben und Rechtfertigung unmittelbar verbunden sind. Weil die Austeilung der Gnadenmittel nicht direkt vom Himmel, sondern durch Menschen geschieht, weil das Evangelium nicht einfach bloß irgendwie „im Schwange geht“, sondern gepredigt wird durch Menschen, die nach dem Zeugnis des Neuen Testaments gesandt sein müssen (vgl. Römer 10,15), muss auch an dieser Stelle schon vom „Predigtamt“ die Rede sein.

Dies ist gewiss eine Provokation für all diejenigen, die glauben, sie könnten sich auch unabhängig von Kirche und Gottesdienst zu Hause ihren eigenen Glauben bilden. Es ist eine Provokation für all diejenigen, die den Heiligen Geist und den Glauben mit bestimmten Emotionen verwechseln, die man angeblich haben muss, um wirklicher Christ sein zu können. Es ist eine Provokation für all diejenigen, die den Heiligen Geist an irgendwelchen spektakulären Erfahrungen und Erscheinungen festzumachen versuchen oder behaupten, man müsse sein Wirken irgendwie „spüren“ können. Und es ist in unserer heutigen esoterisch angehauchten Zeit auch eine Provokation für all diejenigen, die meinen, auch durch Meditationsübungen oder andere Praktiken Verbindungen mit „dem Göttlichen“ aufnehmen zu können: Der rettende Glaube wird nach dem Willen Gottes durch ganz unscheinbare Zeichen geschenkt, eben durch die „Instrumente des Heiligen Geistes“: Wort und Sakrament.


Foto: Altarraum der Christus-Kirche in Wrestedt, Ortsteil Nettelkamp

Unser Bekenntnis – Artikel 6: Vom neuen Gehorsam

 
Das Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana) ist die grundlegende Bekenntnisschrift der im Konkordienbuch (1580) abgedruckten verbindlichen Bekenntnisse der Kirche der lutherischen Reformation. In loser Folge lesen Sie hier Erläuterungen zu den einzelnen Artikeln von Dr. Gottfried Martens D.D., Pfarrer der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Berlin-Steglitz.

Trauben

Es wird gelehrt, dass dieser Glaube gute Frucht und gute Werke bringen soll, und dass man allerlei gute Werke tun müsse, die Gott geboten hat, und zwar um Gottes willen; es wird gelehrt, aber nicht auf solche Werke in der Meinung zu vertrauen, dass wir durch unsere Werke Gottes Gesetz erfüllen oder wegen unserer Werke als gerecht betrachtet werden. Denn wir empfangen Vergebung der Sünde und werden als gerecht betrachtet durch den Glauben um Christi willen, wie Christus spricht: „Wenn ihr das alles getan habt, sollt ihr sprechen: Wir sind unfähige Knechte.“ (Die Bibel: Das Evangelium nach Lukas, Kapitel 17, Vers19). So lehren auch die Kirchenväter, denn Ambrosius spricht: „So ist es beschlossen von Gott, dass, wer an Christus glaubt, selig sei und nicht durch Werke, sondern allein durch den Glauben, ohne Verdienst, Vergebung der Sünden habe.“


Ein immer wiederkehrender Vorwurf gegen die Lehre des lutherischen Bekenntnisses, dass wir vor Gott gerecht werden „aus Gnade um Christi willen durch den Glauben“, besteht darin, dass diese Lehre die Menschen „faul“ macht, sie ethisch verkommen lässt und sie geradezu davon abhält, gute Werke zu tun – wenn die doch zum Erlangen der Seligkeit gar nicht nötig sind.

Mit eben diesem Einwand setzt sich Melanchthon im sechsten Artikel des Augsburger Bekenntnisses auseinander – und macht dabei zugleich deutlich, dass das Leben des Christen und seine Werke durchaus Gegenstand lutherischer Verkündigung ist: Eindrücklich betont er die Notwendigkeit guter Werke für das Leben des Christen, indem er gleich zweimal davon spricht, dass der Glaube gute Werke hervorbringen soll und dass man gute Werke tun muss. Der Zusammenhang macht jedoch umgehend deutlich, was mit diesem „soll“ und „muss“ gemeint ist: Der Christ tut gute Werke nicht, weil er von Gott unter Druck gesetzt oder gezwungen wird – oder gar aus Angst, vielleicht nicht genügend gute Werke im letzten Gericht Gottes vorweisen zu können. Sondern die guten Werke sind „gute Früchte“, wie Melanchthon mit Bezug auf den Sprachgebrauch des Neuen Testaments (z.B. Matthäus 7,16+17; 12,33; Lukas 13,6-9; Johannes 15,1-5; Römer 6,21+22; Galater 5,22) formuliert: Sie wachsen gleichsam von selbst, wenn denn der Baum oder der Weinstock, der sie hervorbringt, gut ist: Ein guter Baum kann gar nicht anders, als gute Früchte hervorzubringen. Er „muss“ sie gleichsam hervorbringen, weil dies seinem Wesen als guter Baum entspricht.

Wenn man also will, dass ein Mensch gute Werke vollbringt, dann erreicht man dies gerade nicht dadurch, dass man alle möglichen Forderungen an ihn richtet und ihm damit droht, was passiert, wenn er diese Forderungen nicht erfüllt. Sondern man leitet einen Menschen gerade dadurch zum Tun guter Werke an, dass man seinen Glauben an Christus weckt und stärkt durch die frohe Botschaft des Evangeliums. Denn der Glaube, der durch diese frohe Botschaft geweckt wird, verändert den Menschen und macht ihn dazu bereit und fähig, die Werke zu tun, „die Gott geboten hat, weil er es will.“ Glaube ist eben nicht ein bloßes „Fürwahrhalten“ von lehrmäßigen Richtigkeiten, sondern der Glaube ist Gabe und Wirkung des Heiligen Geistes, Vertrauen auf Gott und seine Versprechen in seinem Wort, Gemeinschaft mit Christus, die den Menschen nicht unverändert lässt.


© Foto: E. Kopp - pixelio.de

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