Angedacht!


„Der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“
Johannes 14,26


Dr. Andrea GrünhagenLiebe Leserinnen und Leser,

wenn man nicht darstellen kann, wie etwas aussieht, hilft es manchmal zu beschreiben, was es macht oder wie es funktioniert. Das ist auch eine Art und Weise, wie man ein bisschen besser zur Sprache bringt, was der Heilige Geist ist. Er ist keine Taube. Er ist auch keine Feuerflamme und er ist auch keine personifizierte weibliche Geistkraft im Regenbogenkleid. Taube und Feuer sind biblische Vergleichsbilder, wie er zu den Jüngern kommt. Nämlich von oben wie eine herabschwebende Taube, er verteilt sich wie Feuer sich verteilt, wenn eine Flamme die nächste anzündet.

Manchmal treibt die Unanschaulichkeit des Pfingstereignisses überforderte kirchliche Kunst- und Medienschaffende und verzweifelte Prediger zu einem Höchstmaß von Verniedlichungen. Was Harmloseres als den Heiligen Geist gibt’s dann gar nicht mehr. So ein Täubchen halt.

Das ist der Gottesgeist aber gerade nicht. Das sehr alte kirchliche Glaubensbekenntnis von Nizäa sagt über den Heiligen Geist: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten …“ Gar nicht harmlos also, sondern ein Herr, der angebetet und verherrlicht werden soll. Der Heilige Geist ist Gott. Der Vater sendet den Geist auf Bitten des Sohnes. Deshalb wird in den orthodoxen Kirchen auch beim Glaubensbekenntnis nur gesagt, „der vom Vater ausgeht“.

Und was tut nun dieser Heilige Geist? Er lehrt und erinnert die Kirche, bei Christus zu bleiben. Er setzt auf andere Weise fort, was Christus vor der Himmelfahrt getan hat. Er ist der Geist der Wahrheit (Johannes 15,17), der in alle Wahrheit leitet. Man könnte sagen: Er hilft uns, die Bibel zu verstehen, er hat diejenigen angetrieben, die sie aufgeschrieben haben. Er lässt Menschen Jesus als Gottes Sohn erkennen und an ihn glauben. Er zeigt sich in erstaunlichen Phänomenen, von denen wir z. B. im 1. Korintherbrief lesen. Schon das Alte Testament erzählt, dass der Geist vor allem Uranfang über den Chaosfluten schwebte. Er beruft die Propheten in der Geschichte Israels. Er ist der Geist, der die rechtgläubigen Lehrer der Kirche inspiriert hat. Er bezeugt, dass die Worte der christlichen Missionare Wahrheit sind. Er tröstet diejenigen, die um des Glaubens Willen verfolgt werden und er redet in den Worten der Märtyrer und Bekenner.

Nun sagen Sie vielleicht: „Das ist ja schön, aber was hat das mit mir zu tun?“ Sehr viel vielleicht. Der Heilige Geist wird durch Taufe und Konfirmation vollmächtig weitergegeben, so dass man danach singen kann: „Du bist das heilig Öle, dadurch gesalbet ist, mein Leib und meine Seele, dem Herren Jesus Christ zum wahren Eigentum, zum Priester und Propheten, zum König, den in Nöten, Gott schützt vom Heiligtum.“ (ELKG² 482, 4) Stellen Sie sich das einmal vor: Dieser kleine Säugling, der zur Taufe gebracht wird, diese Konfirmanden an der Schwelle zwischen Kindheit und Jugend, die bekommen den heiligen Geist vermittelt, den Geist, der in den Propheten Elia, Samuel, Hesekiel und wie sie alle hießen wirkte, den priesterlichen Geist, der sie im Gebet unmittelbaren Zugang zu Gott haben lässt und den königlichen Geist wie David und Salomo ihn hatten. An uns wirkt der Tröster, der uns die gute Nachricht von Jesus bezeugt, wie er das Evangelium Martin Luther bezeugt hat oder Paul Gerhardt seine Glaubenslieder hat schreiben lassen.

Wir können also durchaus eine Menge aufzählen, was der Heilige Geist alles tut, auch wenn wir nicht sagen können, wie er aussieht. Ein neueres Lied tut das zum Beispiel so und das können wir zum Pfingstfest ja mal singen und bedenken:

      Der Geist des Herrn erfüllt das All mit Sturm und Feuersgluten; er krönt mit Jubel Berg und Tal, er lässt die Wasser fluten.                       
  Ganz überströmt von Glanz und Licht, erhebt die Schöpfung ihr Gesicht, frohlockend Halleluja.  
  Der Geist des Herrn erweckt den Geist in Sehern und Propheten, der das Erbarmen Gottes weist und Heil in allen Nöten.  
  Seht, aus der Nacht Verheißung blüht; die Hoffnung hebt sich wie ein Lied und jubelt Halleluja.  
  Der Geist des Herrn durchweht die Welt gewaltig und unbändig; wohin sein Feueratem fällt, wird Gottes Reich lebendig. Da schreitet Christus durch die Zeit in seiner Kirche Pilgerkleid, Gott lobend: Halleluja.  
  (M.L. Thurmair)  



Ihre Andrea Grünhagen

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