Angedacht!
„So spricht der HERR Zebaoth: Hört nicht auf die Worte derer, die euch weissagen! Sie betrügen euch, sie verkünden euch Gesichte aus ihrem Herzen und nicht aus dem Mund des Herrn. … Ich sandte die Propheten nicht, und doch laufen sie; ich redete nicht zu ihnen, und doch weissagen sie.“
Jeremia 23,16+21Liebe Leserinnen und Leser,
woher weiß man eigentlich, ob zum Beispiel eine Predigt im Auftrag Gottes geschieht und also Gottes Wort ist, oder ob es sich dabei um die beliebigen Gedankenassoziationen des Predigers zu einem ebenso beliebigen Thema handelt? Ich weiß nicht, ob Sie sich diese Frage schon einmal gestellt haben, aber der 1. Sonntag nach Trinitatis ist jedenfalls ein guter Anlass, sich dazu Gedanken zu machen. An diesem Sonntag geht es um das Wort Gottes und seine Verkündiger. Dazu passt der Wochenspruch aus dem Neuen Testament, wo Christus sagt: „Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich.“ (Lukas 10,16)
Es gibt die Botschaft nicht ohne den Boten. Es gibt auch nicht einfach „das Evangelium“, das quasi freischwebend durch die Welt wabert und dass es das Wichtigste sei, dass dies auf nicht näher bestimmte Weise irgendwie geschieht, wie man manchmal hört.
Vom Propheten Jeremia kann man lernen, was das bedeutet, dass Bote und Botschaft zusammengehören. Er hat eine sehr bitte Wahrheit verkündigen müssen und die lautet an dieser Stelle: Wo der Bote nicht recht ist, da ist auch die Botschaft nicht recht.
Offensichtlich hatte Jeremia sich mit Propheten auseinander zu setzen, die ihre eigenen Visionen, Gedanken und Träume verkündeten. Über diese selbsternannten Propheten hat Gott, der Herr Zebaoth, sein Urteil gesprochen: „Ich sandte sie nicht.“ Darum soll auch das Volk nicht auf sie hören. Auch wenn sie den Leuten erzählen, was sie hören wollen. „Sie sagen denen, die des Herren Wort verachten: Es wird euch wohlgehen – und allen, die im Starrsinn ihres Herzens wandeln, sagen sie: Es wird kein Unheil über euch kommen. (Jeremia 23,17)
Aber diese unautorisierte geistliche Narkotisierung droht furchtbare Folgen zu haben. Denn woher wissen diese eigenmächtigen Propheten denn, ob sich Gott ihrem Urteil anschließen und durch die Finger sehen wird, als habe er ja alles gar nicht so ernst gemeint, was er vorher geboten hat?
Jeremia, den wirklich von Gott beauftragten Propheten, zeichnet aus, dass er das Volk warnt: „Siehe, es wird ein Wetter des Herrn kommen voll Grimm und ein schreckliches Ungewitter auf den Kopf der Gottlosen niedergehen. (Jeremia 23,20)
Mit Gewittern und Unwettern kenn wir uns im Sommer bestens aus. Und so soll nun Gott sein? Ja, so ist Gott auch. Jeremia hatte es seinem Volk zu sagen: „Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“ (Jeremia 23,23) Wirklich, das ist einer der schrecklichsten Verse der Bibel. Der Herr der Heere, auf Hebräisch Jahwe Zebaoth, ist alles andere als lieb und harmlos. Die falschen Propheten, die immer nur „das Evangelium“ verkündigen, verkündigen nicht den wahren Gott. Der wahre Gott kann entsetzlich fern sein. Auch heute noch. Er lässt sich nicht mit ein paar wohlklingenden Kalendersprüchlein oder blumigen Segenssprüchen herbeizitieren um alles abzusegnen, was sich die Menschen so ausgedacht haben.
Unglaublich nah ist dieser Gott den Menschen gekommen, als das ewige Wort, Jesus Christus Mensch wurde. Und nah ist er auch in seinem Wort, wie seine Boten, die Propheten, Apostel und Evangelisten es aufgeschrieben haben und die berufenen Prediger es verkündigen. Was Jesus seinen Jünger sagte: „Wer euch hört, der hört mich.“, das gilt auch heute noch.
Nicht nur über diesen Zusammenhang von Boten und Botschaft kann man nachdenken, man darf auch einmal besonders für diese Boten beten und in diesem Gebet besonders an die denken, die uns persönlich das Wort Gottes predigen. Das geht zum Beispiel mit den Worten eines Liedes (ELKG2 292, 1+3): „Umgürte die, o Gott, mit Stärke in ihrem heilgen Dienst und Stand, die zu des Predigtamtes Werke, dein gnadenvoller Ruf gesandt. Lehr du sie, dann sind sie gelehret, dein Wort sei ihre Leucht allein; erneure, die du Herr bekehret, so wird ihr Amt gesegnet sein. Reich ihnen deines Geistes Waffen, der Feinde Grimm zu widerstehn, lass sie beim Bitten und beim Strafen, auf Menschengunst und-furcht nicht sehn; gib wenn sie lehren Überzeugung und felsenfeste Zuversicht, gib, wenn sie warnen tiefe Beugung, und wenn sie trösten Kraft und Licht.“ Amen
Ihre Andrea Grünhagen