Angedacht!
„Herr, Gott Zebaoth, tröste uns wieder; lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen.“
Psalm 80,4
„Seht auf und erhebet eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“
Lukas 21,28
Liebe Leserinnen und Leser,
am zweiten Advent geht es um den zweiten Advent! Es geht darum, dass Christus ein zweites Mal kommen wird, also um seinen zweiten Advent. Dieser zweite Advent wird aber völlig anders sein als sein erster Advent, als er Mensch wurde aus der Jungfrau Maria und in Betlehem auf die Welt kam. Bei seiner ersten Ankunft kam er in der kleinstmöglichen Weise zu uns, unbemerkt und in Armut. Das zweite Mal wird ihn keiner mehr übersehen! Dann kommt er in der größtmöglichen Weise wieder, mit einer Macht, die zuvor die Himmel ins Wanken bringen wird, bevor Christus sichtbar erscheint. So hören wir es im Evangelium dieses Sonntags. Der Menschensohn ist kein anderer als Jesus Christus, er ist kein anderer als das Kind in der Krippe oder der Mann am Kreuz. Er ist kein anderer als der, den wir kennen, nur dass wir bei seinem zweiten Kommen am jüngsten Tag sehen werden, was wir bis dahin glauben: er ist wahrer Gott und wahrer Mensch, er ist der allmächtige Herrscher der ganzen Schöpfung.
Das Ende der Welt hat ein Ende, nämlich wenn er kommt. Die Zeichen des Weltendes sind im wahrsten Sinne des Wortes erschütternd. Schaut man in den griechischen Urtext, liest man von Ausweglosigkeit, Beklemmung, Besinnungslosigkeit. Das klingt ja ziemlich aktuell. Was allerdings gilt, seit Christus kam, „als die Zeit erfüllt war“, denn ab diesem Punkt war der Zenit von Zeit und Welt überschritten und das Reich Gottes angebrochen, das unaufhaltsam mitten unter uns wächst. Trotzdem haben gläubige Menschen immer wieder nach den besonderen Zeichen, zum Beispiel an den Gestirnen geforscht, die das unmittelbare Ende ankündigen sollen. Dabei haben sie sich allerdings schon oft getäuscht und waren dann enttäuscht. Was wir aber mit Sicherheit wissen: wenn Jesus wirklich wiederkommt, wird dies sichtbar von unübersehbaren Zeichen begleitet geschehen.
Christen beten um das Wiederkommen des Herrn. Der Gedanke, dass dies gleichzeitig das Ende der Welt sein wird, ist vielen nicht geläufig oder er ist ihnen unangenehm. Das scheint so gar keine adventliche Stimmung zu verbreiten. Aber was soll die Adventszeit denn anderes sein als ein Zugehen auf den, der kommt? „Lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen,“ so beten wir im Eingangspsalm dieses Sonntags. So betete schon das Volk im alten Bund. Wir können uns das so vorstellen: Christus schaut uns, wenn er wiederkommt mit einem strahlenden Lächeln an, mit leuchtendem Angesicht blickt er uns an, richtet uns behutsam auf aus allen Ängsten und aller Bedrängnis und hebt liebevoll unseren Kopf an, so dass wir ihm ins Gesicht schauen. Denn für die, die zu ihm gehören, kommt er zum Trost und zur Erlösung. Und dann fällt das Licht von seinem Gesicht auf unser Gesicht. Und aus dem Ende wird der neue Anfang.
Was für ein zweiter Advent!
Ihre Andrea Grünhagen