
Gestartet: Wintersemester in Oberursel
Professor Barnbrock im Interview
An der Lutherischen Theologischen Hochschule (LThH) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Oberursel hat die Vorlesungszeit des Wintersemesters begonnen. Zum Start hat selk.de bei Professor Dr. Christoph Barnbrock, Lehrstuhlinhaber für das Fach „Praktische Theologie“ an der LThH, frische Informationen zu Lehre und Leben an der Hochschule eingeholt.
selk.de: An der LThH hat die Vorlesungszeit des Wintersemesters 2024/25 begonnen. Wie war der Start?
Barnbrock: Ein bisschen ist es zum Semesterbeginn und besonders zu Beginn eines neuen Studienjahrs wie am Anfang einer Jugendfreizeit. Einige kennt man schon, andere sind neu dazugekommen. Ein bisschen Nervosität ist auf Seiten der Lernenden und Lehrenden auch dabei, ob alles so klappt, wie man sich das vorgenommen hat. Ansonsten ist es reizvoll, wieder ins gemeinsame theologische Arbeiten zu kommen. Denn dafür sind wir ja hier.
selk.de: Gibt es bei den Veranstaltungen des neuen Semesters besondere Highlights?
Barnbrock: Es gibt etliche Veranstaltungen, in die ich mich auch selbst gerne noch einmal reinsetzen würde. In den biblisch-exegetischen Fächern kann man ja ohnehin nicht auslernen, weil das Wort Gottes nie auszuschöpfen ist. Da geht es im Alten Testament um das eher unbekannte Buch des Prediger Salomo und die Weisheitsliteratur. Im Neuen Testament werden die großen Reden Jesu im Matthäusevangelium ausgelegt. In der Kirchengeschichte ist der Fokus in diesem Semester auf die Reformationsgeschichte und die Entstehungsgeschichte der SELK gelegt. Und passend dazu bietet unser Professor für Systematische Theologie eine Übung zur jüngsten Bekenntnisschrift der lutherischen Kirche, der Konkordienformel, an.
Auch die Veranstaltungen, die unsere Lehrbeauftragten einbringen, sind eigentlich immer Highlights. In diesem Semester sind es eine Übung mit unserem Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. und Dr. Anke Barnbrock zu „Kommunikation in schweren Lebenssituation“, ein Lehrangebot von Pastoralreferentin Dr. Andrea Grünhagen zur Biografie Martin Luthers und eine Lehrveranstaltung von Missionsdirektor Roger Zieger, die sich mit dem Phänomen der „Kontextualisierung“ von Kirche und Theologie befasst. Bei allen Veranstaltungen ist dabei das konfessionell-lutherische Profil das „Vorzeichen vor der Klammer“.
selk.de: Wie viele Studierende gibt es derzeit an der LThH?
Barnbrock: Derzeit sind 21 Studierende eingeschrieben, darunter 4 Gast- und 1 Nebenhörer.
selk.de: Bei so wenigen Studenten an einer Hochschule, ist es ja fast wie in einer Familie. Welche Vor- und Nachteile hat das?
Barnbrock (lacht): Die, die es in jeder Familie gibt: Man bildet eine recht enge Gemeinschaft, in der jeder Einzelne im Blick ist und wo sich bei Problemen und Notlagen auch vergleichsweise passgenaue Lösungen finden lassen. Und andersherum ärgert man sich leicht mal über die kleinen Macken der anderen – wie eben in der Familie, wenn jemand das Geschirr nicht in die Spülmaschine, sondern daneben stellt.
Ich selbst genieße aber das Leben und Arbeiten in dieser Hochschulgemeinschaft und würde es nicht gegen ein anonymeres Arbeitsumfeld eintauschen wollen.
selk.de: Gibt es auch Vorlesungen, in denen nur ein oder zwei Studierende anwesend sind?
Barnbrock: Ja, das gibt es auch, glücklicherweise nicht so oft. An den englischen Eliteuniversitäten ist ja der Unterricht mit einem Professor und einem Studenten ein besonders privilegiertes Lehr-/Lernformat. Mir selbst sind die Veranstaltungen aber lieber, in der wir in einer überschaubaren Gruppe mit fünf, sechs Studierenden zusammen sind. Das ist klein genug, dass jeder sich traut, etwas zu sagen. Und andersherum sind auch genügend Menschen im Raum, um verschiedene Meinungen und Perspektiven einzutragen.
selk.de: Sind für manche Studenten auch die schöne Lage der Hochschule, das moderne Hauptgebäude und die kleinen Gruppen ein Entscheidungsargument für Oberursel?
Barnbrock: Die kleinen Lerngruppen waren gerade für den Sprachunterricht lange Jahre für viele Studierende ein wichtiges Argument, um das Theologiestudium an der LThH zu beginnen. Inzwischen sind die Theologiestudierendenzahlen aber an allen theologischen Fakultäten derart stark zurückgegangen, dass es kleine Lerngruppen leider auch andernorts gibt.
Wie schön unser Campus ist und wie gut es sich hier studieren lässt, erfahren viele, glaube ich, erst, wenn sie hierhergezogen sind. Wo hat man schon an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr Zugang zur Bibliothek? Und natürlich sind auch die kurzen Wege zwischen Appartements und Unterrichtsräumen hier unschlagbar.
Die moderne technische Ausstattung ermöglicht es uns regelmäßig, Fachleute von außen zuzuschalten oder auch die Teilnahme am Unterricht bei leichterer Krankheit zu ermöglichen. Auch das sind alles Pluspunkte, die sich in den letzten Jahren ergeben haben.
selk.de: Wie weit ist die Digitalisierung bei der Theologie angekommen? Sitzen die Studierenden heute alle mit ihrem Laptop in der Vorlesung? Wird noch in der Bibel geblättert oder nur noch am Bildschirm gelesen? Wird noch mitgeschrieben?
Barnbrock: Ja, da hat sich wirklich vieles verändert. Der Laptop ist das normale Arbeitsinstrument geworden. Manches an Unterrichtsorganisation erfolgt heute auch über die Cloud. Und auch beim Unterrichten nutze ich Videoclips oder Umfragetools. Und trotzdem sind die anlogen Medien nicht einfach verschwunden. Gerade Bibeln liegen oft noch mit auf dem Tisch. Und ich merke es auch an mir selbst, dass ich in „echten“ Büchern sorgfältiger und gründlicher lese als in digitalen.
selk.de: Gibt es etwas, was Sie sich von der SELK als Trägerkirche der Hochschule wünschen?
Barnbrock: Vieles muss ich mir gar nicht mehr wünschen, weil es längst geschieht. Ich bin dankbar und auch etwas stolz, dass meine Kirche diese theologische Ausbildungsstätte unterhält, Menschen treu für die Arbeit hier beten und das, was wir hier tun, auch wertgeschätzt wird.
Ich würde mir wünschen, dass das weiterhin so bleibt und Pfarrer, Pastoralreferentinnen und Gemeindeglieder junge Leute ermutigen, das Theologiestudium aufzunehmen. Wir brauchen dringend Nachwuchs für die Leitung unserer Gemeinden.
Und gleichzeitig lade ich dazu ein, die Angebote, die wir über das theologische Tagesgeschäft an der Hochschule auch noch machen, in Anspruch zu nehmen: Seminare und Hochschultage in den Gemeinden, Vorlesungsreihen und Studientage, zu denen man sich auch digital zuschalten kann, Fortbildungsangebote für ganz verschiedene Personengruppen. So versuchen wir, ganz viel von der Unterstützung, die wir aus der Kirche erfahren, auch sehr praxisnah an die Gemeinden zurückzugeben.
Denn meiner Meinung nach gehört beides zusammen: Die Hochschule braucht die Kirche und die Kirche braucht die Hochschule. Zusammen sind wir stark!
selk.de: Das Team von selk.de wünscht allen Lehrenden und Lernenden für das neue Semester neue und vertiefende Erkenntnisse, vor allem aber reichlich Gewinn für die persönliche Vernetzung mit Jesus Christus. Er lege seinen Segen auf dieses neue Hochschulsemester.
Keine hohe Kunst
In seinem Bericht für die Synode des Kirchenbezirks Niedersachsen-Süd der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), die am 1./2. November in Ahnsbeck im Bereich der Gemeinde Lachendorf tagt, nimmt Pfarrer Fritz von Hering (Rodenberg), Vorsitzender des Kirchenmusikalischen Arbeitsausschusses im Bezirk (KAB), auch Stellung zur kirchenmusikalischen Arbeit in kleiner werdenden Gegebenheiten.
Es geht auch an der Arbeit des KAB nicht spurlos vorbei, wie es unserem Kirchenbezirk geht. Die Halbierung der Pfarrkräfte in den letzten drei Jahren, die vielen strukturellen Veränderungen und die je ganz eigenen Nöte in den Gemeinden haben auch deutlich Einfluss auf die Kirchenmusik in den Gemeinden und darüber hinaus.
Aber: Auch wenn es manche organisierte Form der Kirchenmusik momentan etwas schwerer hat, ist das gesungene oder gespielte Gotteslob keineswegs verstummt. Weil wir unserem Gott Lob und Dank, aber auch Sorge und Klage singen können, hat Kirchenmusik auch in unserem Bezirk noch immer eine wichtige Aufgabe.
Wie bleiben wir in unruhigen Zeiten beisammen? Wie können wir Gemeindeglieder in ihrem kirchenmusikalischen Wirken stärken? Wie können wir Freude wecken am gemeinsamen Gotteslob? Das sind Fragen, mit denen wir uns im KAB zurzeit auf vielen Ebenen beschäftigen.
Wir machen dabei unterschiedliche Erfahrungen. Zum einen „funktionieren“ manche Dinge in der Kirchenmusik nicht oder nicht mehr so, wie wir es gewohnt sind oder uns wünschen. Den für das Frühjahr 2024 geplanten Workshoptag „Kirchenmusik“ mussten wir mangels Anmeldungen leider absagen. Auf die Frage, woran es denn gelegen habe, haben wir keine eindeutige, einfache Antwort gefunden.
Für die bezirklichen Kirchenmusikfeste fehlen uns an vielen Stellen momentan die ehrenamtlichen Kräfte. Kein Wunder, würde ich sagen, viele engagierte Gemeindeglieder sind zurzeit ja auch damit beschäftigt in ihrer eigenen Gemeinde den Laden zusammenzuhalten. Ein Impuls im KAB ist da, die Feste unaufwendiger zu gestalten. Ein anderer ist das Konzept, das wir in diesem und im nächsten Jahr erproben, nur noch alle zwei Jahre ein Kirchenmusikfest zu veranstalten und dies sowohl für Sängerinnen und Sänger als auch für Bläserinnen und Bläser gemeinsam zu gestalten. Ich glaube, es lohnt sich sehr, solche Feste auch in Zukunft zu planen, denn es kann eine wunderbare Kraft von ihnen ausgehen. Wer auf der Rückfahrt im Auto das „Herr unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen“ beim besten Willen nicht aus dem Kopf bekommt und es noch Tage vor sich hinsummt, weiß, wovon ich spreche. Sich wahrnehmen als Gemeinschaft im Glauben, die nicht an einen Ort oder eine Gemeinde gebunden ist, das ist wirklich belebend.
Zum andern merken wir aber auch, wie hier und da kleinere kirchenmusikalische Projekte Früchte bringen. Aus persönlichem Erleben möchte ich von unserem musikalischen Projekt zum 150-jährigen Gemeindejubiläum in Rodenberg erzählen. Dort haben wir Gottfried Meyer, Verantwortlicher in der Bläsermusik unseres Kirchenbezirks, „gebucht“ und mit ihm zusammen alle möglichen Musikerinnen und Musiker aus der Gemeinde und ihrem Umfeld angerufen. Dann haben wir Musik gemacht, mit dem was da war: unserem kleinen Posaunenchor, ein paar Bläsern aus der Landeskirche, einer Klarinette, einem Saxofon, einer Flöte, einer Band und einem spontanen Chor. Es waren am Ende zwar doch recht viele Noten, aber nichts Kompliziertes. Fröhlich und von Herzen Gott loben und etwas weitergeben von der Botschaft, die uns zusammenhält und trägt. Dafür braucht es keine hohe Kunst und ein halbes Jahr ermüdende Proben. Das geht sogar, wenn nur 80 Prozent der Töne richtig sind. Es ist die Freude am Glauben, die man so wunderbar in Musik stecken kann, die dafür sorgt, dass es keine 5 Minuten gebraucht hat nach dem Festgottesdienst, dass die Ersten schon Pläne gemacht haben, wann sich so etwas wiederholen lässt.
Lesenswert
An dieser Stelle werden auf selk.de regelmäßig Bücher vorgestellt: zum Lesen, zum Verschenken, zum Nachdenken, zum Diskutieren – Buchtipps für anregende Lektürestunden. Die hier veröffentlichten Buchvorstellungen hat Doris Michel-Schmidt verfasst.
Der BauernspiegelAlbert Bitzius war Pfarrer im schweizerischen Emmental. 1837, da war Bitzius schon 40 Jahre alt, erschien sein erster Roman, der „Bauernspiegel oder Lebensgeschichte des Jeremias Gotthelf, von ihm selbst beschrieben“. Es ist mitnichten die Biografie des Albert Bitzius, aber es ist die Eröffnung eines literarischen Werkes, das er fortan unter dem Namen Jeremias Gotthelf veröffentlichen wird und das am Ende 13 Romane und 75 Geschichten umfassen wird.
Im Diogenes Verlag erscheint nun sein gesamtes Werk in einer neuen Leseausgabe, die hoffentlich dazu beitragen wird, diesen Autor neu zu entdecken, der mit ungeheurer Kraft menschliches Elend, ja die Boshaftigkeit der Welt, darstellt und anprangert, und gleichzeitig so behutsam wie deutlich ihre Hoffnung und den Weg zu ihrer Erlösung zeigt.
Im „Bauernspiegel“ hält Gotthelf der bäuerlichen Welt der Schweiz im 19. Jahrhundert den Spiegel vor. Wir sehen darin, wie der „Verdingbub“ Jeremias jahrelang gleichsam als Leibeigener von Bauern ausgenutzt und drangsaliert wird, wie Lehrer und Politiker, ja auch Pfarrer in diesem brutalen, ungerechten System mitwirken. Wir sehen, wie die Liebe zu seinem Anneli jäh ein Ende findet, als sie bei der Geburt ihres ersten Kindes stirbt, weil der Arzt, aus Sorge um sein Honorar, nicht rechtzeitig kommt. Wir sehen, wie Jeremias fliehen muss und in die französische Armee eintritt, wie er als Kriegsverletzter heimkehrt, und wie schließlich ein gar sonderlicher Schriftsteller aus ihm wird: All das zeigt uns dieser „Bauernspiegel“ mit großer Wucht und Bildern, die man nicht vergisst.
Aber wer sich traut, der sieht in diesem Spiegel noch vielmehr. Der sieht, wie das Böse den Menschen von seiner göttlichen Bestimmung abbringt. Und wie ihm das besonders leicht gelingt, wo Armut, Ungerechtigkeit, wo Gier und Eigennutz herrschen. Der sieht, was Schuld in der Seele anrichtet und wie Lieblosigkeit sie verletzt. Insofern hat Gotthelfs Bauernspiegel bis heute nichts von seiner erschütternden Wirkung verloren.
Hilfreich ist im Anhang des Romans ein umfangreiches Glossar der Mundartausdrücke und eine Tabelle mit Angaben zu Währungen, Gewichten und Maßen.
Jeremias Gotthelf
Der Bauernspiegel oder Lebensgeschichte des Jeremias Gotthelf, von ihm selbst beschrieben
Zürcher Ausgabe, hrsg. Von Philipp Theisohn, mit einem Nachwort von Lukas Bärfuss; Diogenes Verlag 2024, 533 Seiten, 32,00 Euro
Der Ketzer von KonstanzHundert Jahre vor Martin Luther kritisiert der böhmische Theologe Jan Hus die Kirche und prangert Machtkämpfe und Intrigen in ihren Reihen an. Vor allem erinnert er unermüdlich daran, dass Erlösung durch die Gnade Gottes empfangen wird und nicht erkauft werden kann.
Auf dem Konzil in Konstanz im Jahr 1414 soll Hus seine Lehren verteidigen – das hofft er zumindest, da ihm König Sigismund freies Geleit zugesichert hat. Stattdessen wird er als Ketzer zum Tod verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Corinna Wolf, Psychotherapeutin und Autorin in Konstanz, ist dem Leben und Wirken des Reformators Jan Hus nachgegangen und hat ein bemerkenswert einfühlsames Buch über seinen letzten Weg geschrieben. Kein Sachbuch, sondern einen Roman, der aber, das merkt man, auf gründlicher Recherche beruht. Die Figuren werden einem sehr schnell vertraut, gekonnt formulierte innere Monologe und Gespräche nehmen einen unmittelbar in das Geschehen hinein.
Aber die Autorin geht noch einen Schritt weiter, deutet den Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Engel und Dämonen an, beschreibt Szenen, in denen diese Geister für Jan Hus und seine Getreuen teilweise sogar sichtbar sind. Sie tut das nicht aufdringlich, sondern so, dass es der Dramatik dieser Tage und Wochen damals in Konstanz voller Angst und Hoffnung eine geistliche Tiefe gibt, die einem die Figuren im Glauben noch näherbringen.
Am Ende, kurz vor seinem grausamen Tod auf dem Scheiterhaufen, hadert Hus ein letztes Mal damit, dass er gezweifelt hat, dass er mehr als einmal überlegt hat, ob er doch widerrufen und sein Leben damit retten soll. Er entscheidet sich, lieber in den Tod zu gehen und betrauert gleichzeitig, dass er nicht stärker war. Doch in dem Moment spürt er Jesus neben sich: „Er war nicht allein. Und so konnte er sich seiner Schwachheit ergeben und die Hoffnung in sich spüren, dass Jesus wusste, was er tat.“
Corinna Wolf
Der Ketzer von Konstanz
SCM Hänssler Verlag 2024, 442 Seiten, 23,00 Euro
Weitere Buchtipps finden Sie im Archiv.
Peter Matthias Kiehl: Superintendent in Hessen-Süd
Peter Matthias Kiehl (65), Gemeindepfarrer der Gemeinde Darmstadt-Reichelsheim der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SLEI), ist seit März dieses Jahres Superintendent des Kirchenbezirks Hessen-Süd der SELK. Für selk.de führte der Geschäftsführende Kirchenrat Daniel Soluk (Hannover) über die ersten Monate der Erfahrung im Leitungsamt des Superintendenten ein Interview mit Peter Matthias Kiehl.
selk.de: Lieber Peter Matthias, du wurdest im März 2024 zum Superintendenten des Kirchenbezirkes Hessen-Süd gewählt. Seitdem ist nun etwas Zeit vergangen – die Schonfrist ist quasi vorbei. Wie waren deine ersten Erfahrungen und Erlebnisse als einer von zehn Superintendenten unserer Kirche?
Kiehl: Ich habe großen Respekt vor diesem Dienst, weil mit ihm bischöfliche Verantwortung verbunden ist. Meine ersten Erfahrungen – Gespräche mit Hauptamtlichen, Begegnungen mit Kirchenvorständen – haben mich aber sehr ermutigt. Insbesondere fühle ich mich von meiner Gemeinde und von den Mitbrüdern im Kirchenbezirk getragen. Auch wenn ich aufgrund meines Alters nur eine kurze Amtszeit haben werde, habe ich mir vorgenommen, zumindest einige „kleine“ Visitationen durchzuführen.
selk.de: Unsere Kirche erlebt eine diskussionsreiche Zeit in einer Gesellschaft, die unter Kontroversen, Kriegen und Katastrophen leidet. Welche Bibelstelle gibt dir Halt und Trost?
Kiehl: Wir wissen, dass diese Welt und in ihr alle gesellschaftlichen Vereinbarungen vorläufig und endlich sind. Wir erwarten etwas Neues nach Gottes Verheißung (vgl. Die Bibel: 2. Petrusbrief Kapitel 3, Vers 13). Diese Perspektive gibt mir Halt und Gelassenheit.
selk.de: Welche Herausforderungen siehst du für unsere Kirche oder den Kirchenbezirk im Speziellen? Was macht dir dabei Mut?
Kiehl: Die Herausforderungen für die Kirche sind die gleichen wie in früheren Zeiten: an der „gesunden Lehre“ (Die Bibel: 2. Timotheusbrief, Kapitel 4, Vers 3) festhalten und zugleich sich auf die Sprach-, Verständnis- und Denkfähigkeit der Menschen heute einlassen. Ich denke, angesichts der kirchlichen Lage in unserem Land sollte die SELK nicht versuchen, auf allen aktuell angesagten Hochzeiten mitzutanzen, sondern ihre im besten Sinne konservative Haltung zu bewahren und einheitlich aufzutreten. Das gilt übrigens auch unter dem Gesichtspunkt von „Marketing“. Hier sehe ich noch Luft nach oben.
Mut machen mir viele gute Menschen in unserer Kirche, konkret in meinem Kirchenbezirk. Angesichts fehlender Pfarrer und der geografischen Gegebenheiten werden wir in der nächsten Zeit auch weiter darüber nachdenken, wie die Zusammenarbeit in pastoralen Räumen besser organisiert werden kann, und ob Bezirksgrenzen oder Zuordnungen von Gemeinden anders geordnet werden sollten.
selk.de: Unsere Kirche hat in ihrer Kirchenmusik ein sicherlich besonders (traditionelles wie aktuelles) hohes Gut in der christlichen Szene. Mit welcher Musik, mit welchem Lied kannst du den Glauben an unseren dreieinigen Gott am intensivsten leben?
Kiehl: Ehrlich gesagt, habe ich etwas Bedenken bei dieser vollmundigen Behauptung. Was in unseren Gottesdiensten musikalisch praktiziert wird, empfinde ich nicht immer als angemessen und gelungen. Wir schleppen hier manchen Ballast mit uns, den ich als wenig gemeindegemäß empfinde.
Bestimmte Musik zu nennen fällt mir schwer; ich kann mit Kirchenmusik in vielerlei Gestalt etwas anfangen, wenn sie in das Geheimnis des Glaubens hineinführt. Im Studium habe ich die Welt des Gregorianischen Chorals kennengelernt, die ich liebe, weil sie aus dem Wort Gottes gezeugt ist. Alte und neue Kirchenlieder mit ansprechenden Texten und passenden Melodien mag ich ebenso wie gute Worship-Musik und Taizé-Gesänge.
selk.de: Als Superintendent des Kirchenbezirks Hessen-Süd bist du auch Teil des „Kollegium der Superintendenten“, kurz „KollSup“, das sich traditionell zu zweitägigen mehrtägigen Sitzungen im Jahr trifft – mitunter zusätzlich, vorrangig digital, zu eintägigen Zusammenkünften. Welche Erfahrungen konntest du dort machen und wie erlebst du die Zusammenarbeit in diesem Gremium?
Kiehl: Hier fühle ich mich noch ganz als Neuling. Ich staune über die Vielzahl der Diskussionen und Entscheidungen bei den Tagungen, an denen die Superintendenten (und Pröpste) nicht in ihren Gemeinden sind. Ich frage mich, ob dies nicht auch „schlanker“ organisiert werden kann.
selk.de: Seit 2010 bist du Pfarrer des Pfarrbezirks Darmstadt/Reichelsheim. Was erlebst du in den Gemeinden vor Ort und was macht dir dort große Freude oder stellt dich vor Herausforderungen?
Kiehl: Ich erlebe die Unterschiedlichkeit der Menschen und ihrer Zugänge zum Glauben. Als Herausforderung empfinde ich es, für sie alle da zu sein und vielen etwas geben zu können. Diese Herausforderung anzunehmen macht mir Freude. Übrigens bin ich aufgrund einer Vereinbarung im Rahmen der Stellenkürzung seit zwei Jahren auch Seelsorger der Trinitatisgemeinde Frankfurt am Main – eine schöne Erfahrung, wenn auch organisatorisch manchmal anspruchsvoll.
selk.de: Wenn du einen Menschen auf der Straße von unserer Kirche überzeugen müsstest: Mit welchen Argumenten würdest du das tun? Welchen Schatz haben wir – deiner Meinung nach – an unserer SELK?
Kiehl: Ich schätze das Gegründetsein in Schrift und Bekenntnis in der Verbindung mit dem vertrauten Miteinander in überschaubaren Gemeinden.
selk.de: Wir wünschen dir für deine weitere Leitungs-, aber auch Gemeindearbeit und für dich persönlich Gottes Segen!
Unser Bekenntnis – Artikel 9: Von der Taufe
Das Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana) ist die grundlegende Bekenntnisschrift der im Konkordienbuch (1580) abgedruckten verbindlichen Bekenntnisse der Kirche der lutherischen Reformation. In loser Folge lesen Sie hier Erläuterungen zu den einzelnen Artikeln von Dr. Gottfried Martens D.D., Pfarrer der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Berlin-Steglitz.
Von der Taufe wird gelehrt, dass sie notwendig ist zum Heil und dass durch die Taufe die Gnade Gottes dargeboten wird und dass man auch die Kinder taufen soll, die durch die Taufe Gott überantwortet und in die Gnade Gottes aufgenommen werden. Deshalb werden die Wiedertäufer verworfen, die lehren, dass die Kindertaufe nicht recht sei, und behaupten, dass die Kinder ohne Taufe gerettet werden.
Der neunte Artikel des Augsburger Bekenntnisses enthält keine vollständige Lehre von der Taufe. Er verfolgt zunächst einmal deutlich erkennbar ein „politisches“ Ziel: Dem Kaiser sollte ganz klar gemacht werden, dass die Bekenner von Augsburg mit der Bewegung der Wiedertäufer nichts zu tun haben und in der Haltung zu ihnen Seite an Seite mit den „Altgläubigen“ stehen. Dies war nicht zuletzt darum wichtig, weil sich die Wiedertäufer mit ihrer Lehre und Praxis außerhalb des staatlichen Rechtes stellten und darum auch mit staatlichen Maßnahmen bekämpft wurden. Dem wollten sich die Bekenner von Augsburg natürlich keinesfalls ausgesetzt sehen. Dass man sich im weiteren Verlauf der Geschichte auch von lutherischer Seite nicht selten an Verfolgungsmaßnahmen gegenüber den „Wiedertäufern“ beteiligt hat und diesen damit oftmals schweres Leid zugefügt hat, hat vor längerer Zeit der Internationale Lutherische Rat (ILC), der weltweite Zusammenschluss bekenntnisgebundener lutherischer Kirchen, auf einer Konferenz unter der Leitung des damaligen Vorsitzenden des ILC, SELK-Bischof Hans-Jörg Voigt D.D., „mit großem Respekt anerkannt und bedauert“.
Dennoch würde man den 9. Artikel des Augsburger Bekenntnisses nicht recht verstehen, wenn man ihn nur als Ausdruck eines kirchenpolitischen Manövers interpretieren würde. In ihm finden sich trotz seiner Kürze wesentliche inhaltliche Aussagen über die Taufe, die für das lutherische Bekenntnis zu diesem Thema von entscheidender Bedeutung sind:
Zunächst einmal wird festgehalten, dass die Taufe „notwendig zum Heil“ ist. Dies ist eine sehr starke Aussage, die aber schlicht und einfach Markus 16,16 wiedergibt: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden.“ Immer wieder gibt es Versuche, die Bedeutung, die der Taufe in diesem Vers zugebilligt wird, dadurch zu relativieren, dass auf den zweiten Halbvers verwiesen wird, wo es allein heißt, wer aber nicht glaube, werde verdammt. Also, so wird dann gleichermaßen messerscharf wie unbiblisch gefolgert, komme es gar nicht auf die Taufe, sondern nur auf den Glauben an; den Verweis auf die Taufe habe Christus sich eigentlich auch schenken können. Doch Christus nennt Glaube und Taufe als Voraussetzungen dafür, selig zu werden, oder besser gesagt: als die Art und Weise, in der einem Menschen das Heil, die Rettung zuteilwird.
Melanchthon schweigt hingegen in diesem Artikel vom Glauben. Dies hat, wie gesagt, nicht bloß taktische Gründe. Sondern damit will er an dieser Stelle das so weit verbreitete Missverständnis vermeiden, wonach der Glaube gleichsam eine menschliche Ergänzung des Handelns Gottes in der Taufe sei oder gar die Taufe nur noch als Ausdruck und Bekenntnis des Glaubens des Täuflings verstanden wird. Genau hier liegt auch der grundlegende Fehler im Taufverständnis auch heutiger Wiedertäufer, den man – bei allem Bedauern über ihre Behandlung in der Vergangenheit – doch auch heute klar benennen muss: Glauben wird bei ihnen immer wieder verkürzt als menschliche Entscheidung oder als Verstehen wahrgenommen, als Bedingung, die der Mensch zu erfüllen hat, um gerettet zu werden. Entsprechend wird Kindern die Fähigkeit zu solch einer Entscheidung oder solchem Verstehen abgesprochen – und damit auch die Möglichkeit, die entscheidende Bedingung zu erfüllen, die für den Empfang der Taufe vorausgesetzt werden muss. Geht man erst einmal von diesem – übrigens sehr neuzeitlichen – Verständnis von Glauben aus, dann ist die Argumentation in sich durchaus stimmig. Doch ihr entscheidender Fehler liegt eben darin, dass sie dem biblischen Verständnis von Glauben nicht gerecht wird, dies aber auch gar nicht weiter bedenkt: Glauben ist gerade nicht menschliche Entscheidung, sondern Ausdruck der Entscheidung Gottes für den Menschen, ist Gabe und Wirkung des Geistes Gottes, ist unendlich mehr als „Entscheidung“ oder „Gefühl“, ist vielmehr seinsmäßige Verbindung mit Christus: „Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn (!) ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.“ (Galater 3,26+27) Glauben heißt: durch die Taufe Christus anziehen und in ihm sein. Glauben ist gerade der Ausdruck dessen, dass nicht ich Gott etwas zu bieten habe, sondern dass er alles für mich tut. Und Gott hat nun einmal entschieden, Menschen durch das Bad der Wiedergeburt selig zu machen (Titus 3,5).
Im 9. Artikel des Augsburger Bekenntnisses wird Gottes Handeln in der Taufe sehr kurz und knapp skizziert: „dass durch die Taufe die Gnade Gottes dargeboten wird“. Eindeutig wird damit markiert, dass sich in der Taufe – wie überhaupt im Verhältnis des Menschen zu Gott – eine Bewegung von Gott zum Menschen hin und nicht umgekehrt vollzieht. Das Wort „darbieten“ meint dabei in diesem Zusammenhang eben nicht bloß ein unverbindliches oder neutrales Angebot, das den Menschen zur Entscheidung zwingt und insofern sein Mittun erfordert. Sondern das Wort „darbieten“ meint im lateinischen Text so viel wie „schenken“ oder „übereignen“. Übereignet wird die Gnade Gottes, so formuliert Melanchthon hier. Was mit der Gnade Gottes gemeint ist, ergibt sich aus dem Zusammenhang des Galaterbriefs und überhaupt der lutherischen Bekenntnisse sehr deutlich: Sie ist eben nicht bloß eine Befähigung des Menschen, nach Gottes Willen leben zu können, sondern die heilvolle Zuwendung Gottes zum Menschen schlechthin. Entsprechend wird man, werden auch schon Kinder in diese Gnade Gottes „aufgenommen“, wie es gleich darauf heißt: „Gnade“ heißt eben so viel wie „in Christus sein“, mit ihm verbunden sein, wie Paulus es in Galater 3,27 formuliert: In der Taufe ziehen wir Christus an und sind dadurch „in Christus“. Und genau das nehme ich dann dankbar und voll Freude wahr. Mit den Worten Martin Luthers aus dem Großen Katechismus: Mein Glaube macht nicht die Taufe, sondern er empfängt die Taufe. Und dieses Empfangen kann eben auch so aussehen, dass ich im Rückblick darüber staune, was in der Taufe an mir geschehen ist: Mir ist Gottes Gnade, seine Zuwendung zu mir geschenkt worden.
Wenn das klar ist, dann ergibt sich daraus von selbst, dass auch schon Kinder getauft werden sollen. Denn auch Kindern kann man schon etwas schenken, dessen Bedeutung ihnen vielleicht erst später ganz aufgeht und das für sie doch auch schon zuvor entscheidend wichtig ist. Die Entscheidung darüber, ob es richtig ist, Kinder zu taufen, fällt aus lutherischer Sicht nicht in der Beantwortung der Frage, ob schon die Apostel Kinder getauft haben. Es gibt gute historische Gründe dafür, dass sie dies getan haben. Doch entscheidend ist allein, wie wir die Taufe verstehen: Ist sie ein Tun des Menschen, dann sollten wir keine Kinder taufen. Ist sie ein Tun Gottes, dann ist es konsequent, dass wir auch Kinder taufen, damit auch sie Gott überantwortet und sein Eigentum werden.
Was Melanchthon hier im 9. Artikel des Augsburger Bekenntnisses ganz kurz skizziert, hat erhebliche Auswirkungen in der kirchlichen Praxis:
Weil die Taufe „notwendig zum Heil“ ist, praktiziert die lutherische Kirche die Nottaufe: Wenn kein Pastor mehr herbeigerufen werden kann, hat jeder Christ das Recht, ja die Pflicht, einem anderen Menschen die Heilige Taufe zu spenden, wenn dieser zu sterben droht oder wenn auch auf absehbare Frist nicht zu erkennen ist, dass ein Pastor kommen und die Taufe vollziehen könnte. Genauso haben es in der Zeit der Sowjetunion viele lutherische Großmütter gehalten und praktiziert – Gott sei Dank! Und eben darum lernen auch die Konfirmanden in unserer Gemeinde schon im Vorkonfirmandenunterricht, wie man eine Nottaufe vollzieht: In der größten Not reicht es, den Kopf des Täuflings mit Wasser zu begießen und die Taufformel zu sprechen: „N.N. (Name des Täuflings), ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Selbst wenn wir nicht in die Lage kommen sollten, selber eine Nottaufe zu vollziehen, tun wir doch gut daran, dort, wo wir die Verantwortung haben, dafür zu sorgen, dass ungetaufte Kinder bald getauft werden. Und wir tun gut daran, auch Menschen in unserem Bekannten- und Freundeskreis auf die Taufe anzusprechen, wenn wir etwa davon hören, dass ein Mensch schwer erkrankt ist, der noch nicht getauft ist. Dass zu der Taufe immer auch die Verkündigung des Evangeliums bzw. die Erziehung im Glauben dazugehört, ist dabei klar.
Damit sind wir bei einem weiteren ganz praktischen Punkt: der Taufzulassung. Die Spendung der Taufe setzt voraus, dass der Empfänger nach menschlichem Ermessen etwas von der Taufe erfährt bzw. dazu bereit ist, im Weiteren auch als Getaufter zu leben. Die Spendung der Taufe ist keine kirchliche Nettigkeit, mit der die Kirche einer Familie eine schöne Familienfeier angesichts der Geburt ihres Kindes ermöglicht und diese Feier ein wenig religiös untermalt. Wo diejenigen, die für die Erziehung des Kindes verantwortlich sind, nicht zu erkennen geben, dass sie es dem Täufling ermöglichen werden, auch weiter in der Gemeinschaft der Kirche leben zu können, darf ein Pastor nicht taufen. Darum gibt es auch die entsprechenden Fragen in der Taufliturgie bei der Taufe von Kindern, die an Eltern und Paten gerichtet werden. Und ebenso setzt die Taufe eines Erwachsenen voraus, dass er um die Grundlagen des christlichen Glaubens weiß und deutlich macht, dass er auch weiter aus der Kraft der Taufe leben will. Darum geht der Taufe von Erwachsenen in unserer Gemeinde ein Taufunterricht voraus, in dessen Verlauf der Pastor sich von der Ernsthaftigkeit des Taufbegehrens überzeugen kann. Es ist dann allerdings tatsächlich auch seine Aufgabe und nicht etwa die staatlicher Gerichte, diese Ernsthaftigkeit festzustellen und daraufhin die Taufzulassung zu erteilen.
Erwähnt wurden eben schon die Paten: Ihr Amt ist kein familiärer Ehrendienst, sondern ein kirchliches Amt, das ihnen auch von der Kirche – in den meisten Fällen auf Vorschlag der Eltern oder des Täuflings selbst – übertragen wird. Dies sollten auch Eltern immer berücksichtigen, wenn sie Paten für ihre Kinder aussuchen: Kriterium dafür sollte nicht die freundschaftliche oder verwandtschaftliche Verbindung der Paten zu den Eltern des Täuflings sein, sondern einzig und allein, ob dieser Pate oder diese Patin dem Täufling mit dem eigenen Lebensbeispiel Mut macht, als Christ zu leben und bei Christus zu bleiben. Hier klaffen leider Anspruch und Realität in der Praxis oft weit auseinander, und so kann oftmals nur noch im Taufgespräch versucht werden, den Paten etwas von den Aufgaben zu vermitteln, die sie mit der Übernahme des Patenamtes zu erfüllen versprechen.
Melanchthons Anliegen im 9. Artikel des Augsburger Bekenntnisses ist, mit unseren heutigen Worten, ein ausgesprochen „ökumenisches“: Er möchte betonen, dass es Grundlagen gibt, von denen auch Christen verschiedener Konfession gemeinsam ausgehen können. Dieses Anliegen ist hier in Deutschland vor einigen Jahren in der sogenannten „Magdeburger Erklärung“ aufgegriffen worden, in der die „seriösen“ christlichen Kirchen die Gültigkeit der in den jeweils anderen Kirchen gespendeten Taufen wechselseitig anerkennen; so hat auch die SELK diese Erklärung unterschrieben. Dies schließt allerdings auch die Anerkennung von Taufen ein, die Kindern gespendet werden. Und von daher haben die Nachkommen der Wiedertäufer, die Baptisten und andere Freikirchen, diese Erklärung auch nicht mit unterschreiben können. Auch da schließt sich dann wieder der Kreis zum 9. Artikel.
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Pfingsten
„Der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“
Johannes 14, 26
Das Pfingstfest hat ein Imageproblem. Selbst eine Überführung in weltliches Brauchtum und kommerzielle Ersatz-Festinhalten kommen an eine Grenze. Nach der Feier des Rentierfestes, des Hasenfestes und des Festes des geschmückten Bollerwagens steht nun im Jahreslauf ein Fest an, dass vornehmlich durch Stehen im Stau auf der Autobahn begangen wird.
Pfingsten, was ist das denn?
Christen versuchen dann etwas hilflos zu erklären, das sei das „Geburtstagsfest der Kirche“. Was das jemandem sagen soll, der keine Vorstellung hat, was Kirche ist und soll, bleibt rätselhaft. Abgesehen davon, dass damit ein christliches Fest, in dessen Hintergrund ein in der Bibel geschildertes Ereignis steht, sozusagen in das Fest einer Idee oder sogar einer Institution umgewidmet wird. Hilfreicher ist da schon der Hinweis, an Pfingsten gehe es um den Heiligen Geist. Das ist maximal unanschaulich, aber damit ist man auf der richtigen Spur.
Und wer ist dieser Heilige Geist?
Wenn man nicht darstellen kann, wie etwas aussieht, hilft es manchmal zu beschreiben, was es macht oder wie es funktioniert. Das ist auch eine Art und Weise, wie man ein bisschen besser zur Sprache bringt, was der Heilige Geist ist. Er ist keine Taube. Er ist auch keine Feuerflamme und er ist auch keine personifizierte weibliche Geistkraft im Regenbogenkleid. Taube und Feuer sind biblische Vergleichsbilder, wie der Geist zu den Jüngern kommt. In der Bibel (Apostelgeschichte 2) wird erzählt, dass „am fünfzigsten Tag“ (griechisch heißt das pentekoste, daher kommt das Wort Pfingsten) der Heilige Geist ausgegossen wird über die Apostel, denen Jesus das vorher auch verheißen hatte. Dabei kommt es zu seh- und hörbaren Phänomenen, es ist von Feuer und Sturm und das Reden in fremden Sprachen die Rede. Bei der Taufe Jesu kam der Geist „wie ein Taube“ vom Himmel herab. Aber er hat keine sichtbare Gestalt, er ist immer „wie“ etwas. Nämlich von oben wie eine herabschwebende Taube, er verteilt sich, wie Feuer sich verteilt, wenn eine Flamme die nächste anzündet.
Manchmal treibt die Unanschaulichkeit des Pfingstereignisses überforderte kirchliche Kunst- und Medienschaffende und verzweifelte Prediger zu einem Höchstmaß von Verniedlichungen. Was Harmloseres als den Heiligen Geist gibt’s dann gar nicht mehr. So ein Täubchen halt.
Das ist der Gottesgeist aber gerade nicht. Das sehr alte kirchliche Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel sagt über den Heiligen Geist: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater (und dem Sohn) hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlich wird, der gesprochen hat durch die Propheten…“ Gar nicht harmlos also, sondern ein Herr, der angebetet und verherrlicht werden soll. Der Heilige Geist ist Gott. Der Vater sendet den Geist auf Bitten des Sohnes. Deshalb wird in den orthodoxen Kirchen auch beim Glaubensbekenntnis nur gesagt, „der vom Vater ausgeht“.
Und was tut nun dieser Heilige Geist? Er lehrt und erinnert die Kirche, bei Christus zu bleiben. Er setzt auf andere Weise fort, was Christus vor der Himmelfahrt getan hat. Er ist der Geist der Wahrheit (Johannes 15,17), der in alle Wahrheit leitet. Man könnte sagen: er hilft uns die Bibel zu verstehen, er hat diejenigen angetrieben, die sie aufgeschrieben haben. Er lässt Menschen Jesus als Gottes Sohn erkennen und an ihn glauben. Er zeigt sich in erstaunlichen Phänomenen, von denen wir z.B. im 1. Korintherbrief lesen. Schon das Alte Testament erzählt, dass der Geist vor allem Uranfang über den Chaosfluten schwebte. Er beruft die Propheten in der Geschichte Israels. Er ist der Geist, der die rechtgläubigen Lehrer der Kirche inspiriert hat. Er bezeugt, dass die Worte der christlichen Missionare Wahrheit sind. Er tröstet diejenigen, die um des Glaubens Willen verfolgt werden und er redet in den Worten der Märtyrer und Bekenner.
Und was hat das mit mir zu tun?
Nun sagen Sie vielleicht: „Das ist ja schön, aber was hat das mit mir zu tun?“ Sehr viel vielleicht. Der Heilige Geist wird durch Taufe und Konfirmation vollmächtig weitergegeben, so dass man danach singen kann: „Du bist das heilig Öle, dadurch gesalbet ist, mein Leib und meine Seele, dem Herren Jesus Christ zum wahren Eigentum, zum Priester und Propheten, zum König, den in Nöten, Gott schützt vom Heiligtum.“ (ELKG² 482, 4) Man mache sich das mal klar: dieser kleine Säugling, der zur Taufe gebracht wird, diese Konfirmanden an der Schwelle zwischen Kindheit und Jugend, die bekommen den Heiligen Geist vermittelt, den Geist, der in den Propheten Elia, Samuel, Hesekiel und wie sie alle hießen wirkte, den priesterlichen Geist, der sie im Gebet unmittelbaren Zugang zu Gott haben lässt und den königlichen Geist wie David und Salomo ihn hatten. An uns wirkt der Tröster, der uns die gute Nachricht von Jesus bezeugt, wie er das Evangelium durch Martin Luther bezeugt hat oder Paul Gerhardt seine Glaubenslieder hat schreiben lassen.
Wir können also durchaus eine Menge aufzählen, was der Heilige Geist alles tut, auch wenn wir nicht sagen können, wie er aussieht. Er hat natürlich auch nicht aufgehört, irgendwann an einem Punkt der Kirchengeschichte, zu wirken, sondern er ist beständig am Werk: inspirierend, tröstend, stärkend, erleuchtend, lehrend, reinigend, klärend, belebend …
Dogmatisch sagt man: Der Heilige Geist ist eine der drei Personen der göttlichen Dreieinigkeit. Das darf man sich nicht wie ein Puppentheater vorstellen, bei dem jemand (im Bild hier Gott) hinter einem Vorhang sitzt und verschiedene Puppen (im Bild Gottvater, Jesus, Heiliger Geist) auftreten lässt oder so erklären, als ob Gott sich nur in verschiedener Gestalt zeigt. Völlig abwegig sind auch Wortspiele, die aus dem Gottesgeist die Begeisterung der Jesusnachfolger machen.
Wie soll ich das jemals verstehen?
Verstehen muss man das nicht notwendigerweise bis ins Letzte, aber man kann es erfahren. Jedes Pfingstfest ist eine Einladung und Gelegenheit, mehr über das Wirken dieses Heiligen Geistes zu lernen. Die Kirche bittet an Pfingsten, dass der Geist an allen Gläubigen gemeinsam und an jedem Einzelnen seine Kraft entfalten soll. Der Heilige Geist macht, dass Menschen glauben können. Wer er also ist? Finden Sie es heraus, indem sie ihn bitten, sein Werk zu tun!
Lesenswert
An dieser Stelle werden auf selk.de regelmäßig Bücher vorgestellt: zum Lesen, zum Verschenken, zum Nachdenken, zum Diskutieren – Buchtipps für anregende Lektürestunden. Die hier veröffentlichte Buchvorstellung haben Gudrun und Michael Schätzel verfasst.
Diebin des Herzens
Maria Albers, Jahrgang 1997, aus der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) hervorgegangen, und mittlerweile mit ihrem Mann, Pfarrer der Freien Evangelischen Synode in Südafrika, und den drei Kindern in Südafrika lebend, hat im evangelikalen Marburger Verlag Francke Buch GmbH ihren Debütroman veröffentlicht: Diebin der Herzens.
In die Atmosphäre der Stadt London im Jahr 1890 können Leserinnen und Leser rasch eintauchen und mitfühlen mit den Hauptcharakteren. Die wechselnden und dabei gut nachvollziehbaren Erzählstränge dieses gelungenen Erstlingswerks halten die Spannung bis zum Schluss.
Verwoben in eine zarte Liebesgeschichte und die nötigen Hindernisse bis zum Happyend, geht es thematisch darum, wie Menschen auf die schiefe Bahn geraten, und um die Schwierigkeiten, wieder hinauszufinden. In diesem Zusammenhang werden im Erleben der Romanfiguren verschiedene Facetten von Streben nach Rache, von Loslassen und Vergebung lebendig dargestellt.
Über viele Seiten hin erschloss sich uns zunächst nicht, weshalb dieses Werk in einem dediziert christlich-evangelikalen Verlag erschienen ist. Zugleich empfanden wir das als wohltuend: Es liegt hier kein übertrieben frommes Buch vor, sondern: Durch dieses Vorgehen der Autorin waren wir bereits mitten in der Geschichte, als erste Anklänge einer christlichen Sicht und einer einladend seelsorglichen Haltung ausdrücklich Erwähnung fanden. So ist der individuelle Glauben überwiegend organisch mit dem Erleben der Protagonistinnen und Protagonisten verbunden; spät, aber wirkungsvoll findet die Praxis der Gottesdienstbesuche ihren Niederschlag.
Wenn wir auch über zwei Kleinigkeiten leicht erheitert gestolpert sind – über eine Gebetserhörung im Turboverfahren (S. 240) und über einen in fliegender Hast atemlos gekritzelten Schrieb, der sich in späterer Zitation als ausgesprochen ausführlicher Brief erweist (Seiten 282 und 289f) –, so haben wir das spannende Buch zwischen Krimi und Liebegeschichte doch durchgehend mit Freude und Gewinn gelesen, empfehlen es gern zum Selbstlesen und Verschenken und warten gespannt auf die nächste Veröffentlichung der Autorin.
Maria Albers
Diebin des Herzens
Verlag Francke Buch GmbH, Marburg 2024, 368 Seiten, 16,00 Euro
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An dieser Stelle werden auf selk.de regelmäßig Bücher vorgestellt: zum Lesen, zum Verschenken, zum Nachdenken, zum Diskutieren – Buchtipps für anregende Lektürestunden. Die hier veröffentlichten Buchvorstellungen hat Doris Michel-Schmidt verfasst.
Ich war doch noch ein JungeAls polnischer, jüdischer Junge wurde Mitka, vermutlich 1939, in ein ukrainisches Internat gebracht. Was mit seinen Eltern passierte, hat er nie erfahren. Er entkam der Hinrichtung durch die anrückenden Nazis, weil er beschloss, aus der Schule zu fliehen. Allein, durch den Wald und über Felder. Er erlebte Massenerschießungen – und überlebte, unter Leichen begraben. Er wurde zwischen Erwachsenen in Viehwaggons gepfercht und in Konzentrationslager deportiert. Er sah die Folterungen, die Leichenberge. Er überlebte.
Später kam Mitka in das Lager Pfaffenwald bei Rothenburg an der Fulda. Auch als Achtzigjähriger kann er nicht erzählen, was er dort gesehen hat. Von Gustav Dörr, einem Nazi, wurde er aus dem Lager geholt, als Kinderarbeiter auf seinem Hof. Mitka heißt jetzt Martin, und ihm wird als Geburtsdatum der 14.12.1932 zugewiesen – damit er das vorgeschriebene Mindestalter für Zwangsarbeiter von zehn Jahren dokumentieren konnte.
Sieben Jahre dauerte das Martyrium Mitkas auf dem Dörr’schen Hof. Er wurde gehalten wie ein Stück Vieh, ja schlimmer, er wurde geschlagen und erniedrigt - und er hatte immer Hunger. Trotzdem: In all den Jahren lief er nicht weg. „Wo hätte ich hingehen sollen?“ sagt er und dass er es ja nicht anders kannte.
Eines Tages hört Mitka, versteckt in einer Kammer des Hauses, eine Stimme zu ihm sagen: „Am Ende findest du dein Ziel“. Noch heute ist Mitka gerührt, wenn er von diesem Erlebnis erzählt, das ihm Kraft gab durchzuhalten. Er ist überzeugt, dass Gott damals zu ihm gesprochen hat und ihm dieses Versprechen gab.
Bis Mitka, der als Kind so unglaubliche Schrecken erlebt hat, seine Geschichte erzählen konnte, hat es lange gedauert. Er kam nach Amerika, seinem „gelobten“ Land, das er aus dem Kino kannte, er heiratete, er fand Arbeit, er bekam Kinder. Endlich hatte er eine Familie, nach der er sich immer so gesehnt hatte. Ein ganz normales, scheinbar perfektes Leben.
Über seine Kindheit redete er nie. Aber die Schatten seiner Vergangenheit holten ihn irgendwann ein. Nach Jahrzehnten des Schweigens konnte er seiner Frau Adrienne nach und nach erzählen, was er als Junge erlebt hatte. Und endlich, mit ihrer Hilfe, machte er sich auf, nach seinen Wurzeln zu suchen, nach seiner Familie und nach seiner Identität als Jude.
Das Autorenteam hat mit Mitka und Adrienne zusammen die Stationen seiner Kindheit sorgfältig recherchiert und erzählt sein Leben in diesem Buch emphatisch, respektvoll, fesselnd. Sehr beeindruckend!
Steven W. Braillier u.a.
Ich war doch noch ein Junge. Ein Holocaustüberlebender versöhnt sich mit seiner Vergangenheit
SCM Hänssler Verlag 2023, 382 Seiten, 25,00 Euro
PapierkinderAls Emma und Mathilde im Armenhaus in Berlin-Steglitz ein Neugeborenes vor dem sicheren Tod retten, schweißt das die beiden Mädchen zusammen. Und auch wenn ihre Freundschaft im Lauf ihres Lebens Belastungen ausgesetzt ist: Es eint sie die Überzeugung, dass Kinder beschützt werden müssen – im 19. Jahrhundert kein selbstverständlicher Gedanke. Armut, Hunger und Kälte zwingen viele Familien, die Kinder früh zum Mitverdienen einzubeziehen. Auch Mathilde kann nicht verhindern, dass ihr Sohn Ludwig durch Austragen von Brötchen und Zeitungen und andere Hilfsarbeiten zum kärglichen Einkommen beiträgt. Als er seiner kleinen Schwester Ida den schweren Wagen mit gewaschener Kleidung, die sie austragen soll, abnimmt, verunfallt er und stirbt. Die Schuldgefühle drücken Mathilde derart nieder, dass sie beinahe daran zerbricht. Ihr Mann ist dem Alkohol verfallen, und so ist Mathilde auf sich allein gestellt. Als eine begüterte Frau, die keine Kinder bekommen kann, Mathildes jüngstes Kind Marianne zu sich nehmen will, bleibt Mathilde nichts anderes übrig, als zuzustimmen. Sie kann ihre Kinder nicht mehr versorgen. Vor Scham bricht sie in dieser Zeit den Kontakt zu Emma ab.
Emmas Leidenschaft sind Gedichte, im Schreiben sieht sie ihre eigentliche Berufung, aber das wird eher mit Unverständnis gesehen. Und auch ihr politisches Engagement für die Rechte von Frauen und Kindern weckt nicht überall Zustimmung. Aber Emma hat zu viel Leid und Not gesehen – in den Armenhäusern, in den Kinderheimen, in den Fabriken und den Arbeiterfamilien. Sie kämpft dafür, dass sich das ändert. Und in diesem Kampf finden schließlich auch die Freundinnen Emma und Mathilde wieder zusammen.
Der Autorin Julia Kröhn haben für ihren Roman drei historische Frauenfiguren als Vorlage gedient: Emma Döltz, Clara Grundwald und Eglantyne Jebb. Alle drei setzten sich an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert für die Rechte von Kindern ein. Vermutlich sind sie sich nie begegnet. Aber Julia Kröhn gelingt es großartig, das Engagement der drei Frauen mit einer anrührenden Familiengeschichte zu verweben und so den Roman zu einem packenden Zeugnis jener Zeit zu machen.
Julia Kröhn
Papierkinder
Blanvalet Verlag 2023, 558 Seiten, 24,00 Euro
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Entscheidungen an der Schwelle des TodesAls Neurochirurg und Spezialist für bösartige Hirntumore ist Lee Warren jeden Tag mit dem Sterben konfrontiert. Seine Patienten haben kaum Aussicht auf Heilung. Lee Warren weiß meist schon bei der Diagnose: Das wird nicht gut ausgehen. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, betet er für und mit den Patienten.
Lee Warren ist Christ. Ohne seinen Glauben hätte er wohl kaum seinen Einsatz als Arzt im Irak-Krieg überstanden. Und ohne seinen Glauben würde er seinen höchst anspruchsvollen und kräftezehrenden Dienst an den Patienten nicht tun können. Das weiß Warren und ist gerade deswegen so angefochten, als er mehr und mehr spürt, dass er seine Gebete hinterfragt. Ist es nicht unsinnig, Gott um einen guten Verlauf, ja um Heilung zu bitten, obwohl er doch nach all seiner Erfahrung weiß, was mit den Patienten geschehen wird? Wie sollte er ihnen Zuversicht vermitteln? Wenn Gott offenbar bereits beschlossen hatte, den sterben zu lassen, der bei ihm als Arzt Hilfe suchte, was sollten dann all die Gebete?
Warren ist enttäuscht von Gott – und er ist enttäuscht von sich selbst, weil er seine Zweifel nicht mehr totschweigen kann.
Was ihm hilft, sind Gespräche: mit seinem Krankenhausseelsorger, mit seiner Frau, mit dem bekannten christlichen Autor Philip Yancey, den er um Rat fragt. Und nicht zuletzt helfen ihm immer wieder die wunderbaren und beeindruckenden Lebens- und Glaubenszeugnisse so mancher Patienten angesichts ihres bevorstehenden Todes.
Ohne all diese Hilfe hätte er vielleicht nicht annehmen können, wie Gott ihn auch über die schlimmste Zeit trägt, als sein Sohn Mitch stirbt und ihn diese Erfahrung in das tiefste Dunkel der Sinnlosigkeit stürzt. Wie er lernt, Schmerz und Leid aus einer anderen Perspektive zu sehen, Glück und Gottvertrauen nicht davon abhängig zu machen, ob die Diagnose „gutartig“ lautet und die Behandlung Erfolg verspricht. Es gebe eine Wahrheit, schreibt Warren, auf die er immer wieder gestoßen sei, ob als Arzt für Krebspatienten, als traumatisierter Kriegsveteran oder als Vater, der einen Sohn verloren hat: „Mein Glück darf nicht davon abhängen, ob mein Leben frei von Schmerz ist.“ Er erkennt das im Blick auf Jesus, der selbst vor die Wahl gestellt wird, „ob man den Schmerz zusammen mit dem Glück nimmt oder ob man das Nichts wählt. Beispielhaft für uns alle entschied er sich für Ersteres, sah dem Leiden ins Auge, das ihn erwartete, und warf seinen Glauben nicht weg.“
Lee Warren ist nicht nur ein begnadeter Arzt und Chirurg, er kann auch großartig schreiben. Wie er die Geschichten von Patienten erzählt, wie er sein Ringen mit den großen Fragen des Lebens in Worte fasst, das ist berührend, spannend, tröstlich und herausfordernd zugleich.
W. Lee Warren
Entscheidungen an der Schwelle des Todes; Ein Gehirnchirurg zwischen Glaube, Zweifel und Hoffnung
Francke Verlag 2023, 378 Seiten, 19,00 Euro
Deutsch vom Scheitel bis zur SohleDer Begriff „Leitkultur“ ist wieder öfter zu hören in der Politik, was vielleicht kein gutes Zeichen ist für das Verständnis der Deutschen von ihrer eigenen Kultur, Geschichte und Tradition. Was denn zu dieser Leitkultur gehöre, in die ja Migranten integriert werden sollen, ist wahrscheinlich so umstritten wie noch nie.
Asfa-Wossen Asserate, ein Spross des äthiopischen Kaiserhauses, kam 1968 zum Studium nach Deutschland. Nach dem Militärputsch in seinem Heimatland Äthiopien 1974 wurde er hier zum Staatenlosen; seit 1981 besitzt er den deutschen Pass.
Mit seinem gefeierten Bestseller „Manieren“ gab der mittlerweile 75-jährige Asserate 2003 sein Debüt als Autor. Immer wieder ist er in seinen Büchern der Seelenlage der Deutschen nachgegangen. Mittlerweile, so sagt er es selbst, sei er der Rolle des „teilnehmenden Beobachters“ entwachsen, zu sehr fühle er sich längst „dem Dschungel all dessen, was deutsch ist, mit Haut und Haaren verstrickt“. Aber, so Asserate, in den 55 Jahren, in denen er in Deutschland lebe, habe sich dieses Land so rasant verändert wie wohl niemals in der Geschichte zuvor.
Sein jüngstes Buch „Deutsch vom Scheitel bis zur Sohle“ mag in all den Krisen, die in diesem Deutschland gerade aufbrechen, fast schon etwas aus der Zeit gefallen wirken. Asserate flaniert in seinem „Vademecum“ entlang alphabetisch geordneter Stichworte durch die Allee deutscher Eigenheiten, Marotten und Klischees. Von A wie Abendbrot über D wie Dienstleistung und L wie Leitz-Ordner bis Z wie Zapfenstreich.
Das kommt leichtfüßig daher, heiter, liebevoll. Und gleichzeitig stutzt man immer wieder, weil Asserate sich den Blick des Fremden im eigenen Land bewahrt hat.
Zum Thema Kaffeetrinken zum Beispiel: In Äthiopien, dem Ursprungsland des Kaffees, ist die Zubereitung des Kaffees ein Ritual, das sich über Stunden hinziehen kann. Wie anders hierzulande: „Der europäische Geist der Effizienz hat dem Kaffee das Zeremonielle ausgetrieben und aus ihm ein Getränk gemacht, das vor allem der Disziplin auf den Sprung helfen soll.“
Auch wenn er das Wort Habseligkeiten unter die Lupe nimmt, wenn er unter dem Stichwort Leitz-Ordner die Vorzüge der Ordnung skizziert oder unter R wie Realpolitik erzählt, wie er sich 16 Jahre lang um die Freilassung seiner Mutter und seiner Geschwister bemühte, die 1974 nach dem Putsch in Äthiopien, bei dem sein Vater ermordet wurde, ins Gefängnis geworfen worden waren. Erst 1990 traf er den deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher, kurz danach kam seine Familie frei.
Eine unterhaltsame Lektüre, die einen versöhnlichen Ton in den deutschen kulturellen Wirrwarr trägt.
Asfa-Wossen Asserate
Deutsch vom Scheitel bis zur Sohle. Ein Vademecum; Die andere Bibliothek
Aufbau Verlag 2023, 288 Seiten, 26,00 Euro
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Stefan Dittmer: Propst im Osten
Stefan Dittmer ist Jahrgang 1964 und wurde am 6. Mai 2023 zum Propst für die Kirchenregion Ost gewählt. Er folgt dabei Gert Kelter aus Görlitz, der in den Ruhestand ging. In der SELK sind die vier Pröpste aus den vier Kirchenregionen Teil der Kirchenleitung. Wir haben mit Stefan Dittmer ein Interview geführt und haben mit ihm über wichtige Herausforderungen der Gegenwart, tröstende Bibelstellen und mutmachende Lieder sowie seine „junge“ Kirchenregion gesprochen.
selk.de-Redaktion:
Lieber Stefan Dittmer, guten Tag! Sie wurden im Mai zum Propst der Kirchenregion Ost gewählt. Seitdem ist nun ein halbes Jahr vergangen – die Schonfrist ist quasi vorbei. Wie waren Ihre ersten Erfahrungen und Erlebnisse als einer von vier Pröpsten unserer Kirche?
Stefan Dittmer: Zunächst erwartete mich eine Wartezeit von der Wahl zum Propst am 6. Mai bis zur Einführung am 13. Juni, erst dann ging es so richtig los. Ich war neugierig, was mich erwartet, konnte bei der ersten Sitzung der Kirchenleitung als designierter Propst hineinschnuppern und ging erwartungsfroh mit einer gewissen Abenteuerlust in mein neues Aufgabengebiet. Meine Tätigkeit als Religionslehrer an der Grundschule musste ich leider aufgeben. Schade, aber neben der Arbeit als Gemeindepfarrer in Dresden kommen nun weitere Aufgaben hinzu, die Zeit und Kraft in Anspruch nehmen.
Dann aber auf der ersten Sitzung der Kirchenleitung holte mich als eingeführter Propst die Realität ein: Entscheidungen müssen getroffen, Probleme müssen bearbeitet und Lösungen für schwierige Sachverhalte gefunden werden. Dazu sind viele Sitzungen, auch per Zoom, nötig, hinzukommen Dienstfahrten und die Zeit der Stille Zuhause. Eine große Herausforderung, die ich mit Gottes Hilfe und mit einer betenden, mir Mut zusprechenden Kirchgemeinde vor Ort annehmen konnte.
selk.de-Redaktion:
Unsere Kirche erlebt eine diskussionsreiche Zeit in einer Gesellschaft, die unter Kontroversen, Kriegen und Katastrophen leidet. Welche Bibelstelle gibt Ihnen Halt und Trost?
Stefan Dittmer: Mein Konfirmationsspruch aus Psalm 73 gibt die Richtung:
„Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und setze meine Zuversicht auf Gott den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun!“
In allen Dingen und Geschehnissen ist es ein anderer, der uns hält, zu dem wir kommen und beten dürfen, an dem wir festhalten und der das Fundament unserer Lebens Handels und Redens ist. Jeden Sonntag wieder neu erfahren wir die lebendige Gegenwart Gottes, der zu uns redet und kommt, ja leibhaft in uns einzieht mit seiner Kraft, seinem Leben und Frieden. In dieser Gewissheit geht es in den Alltag mit allen schönen und dunklen Abschnitten: Und ER ist dabei! Gott sei Dank!
selk.de-Redaktion:
Welche Herausforderungen sehen Sie für unsere Kirche oder die Kirchenregion Ost im Speziellen? Was macht Ihnen dabei Mut?
Stefan Dittmer: Drei Aufgabenbereiche sehe ich für mich als Propst in den nächsten Jahren:
Als erstes möchte ich den Gemeinden, den Pfarrer und der Gesamtkirche den Dienst der Mission ans Herz legen. Es ist ein wunderbarer, verheißungsvoller Dienst, die frohe Botschaft der Rettung des Sünders allein aus Gnade um Christi willen zu verkündigen und zu leben. Eigentlich ist dieses der Auftrag und das Gebot Gottes. Obendrein hat der HERR der Kirche uns die Verheißung gegeben, dass sein Wort niemals leer zurückkommt, sondern das tut, wozu Gott es gesandt hat: um Glauben zu wecken und Menschen zu retten.
Gerade im Osten bietet sich ein großes Potential aufgrund der sozialistischen, atheistischen Vergangenheit. 20% der Bevölkerung im Osten wie im Westen sind Christen und gehören einer Kirche oder christlichen Gruppe an: diese wissen, an wen sie glauben und besuchen die Gottesdienste und Veranstaltungen ihrer Kirchengemeinde. Weitere 20% sind Atheisten oder gehören einer anderen Religion an: hier ist eine missionarische Arbeit sehr schwierig.
Die weitaus größte Gruppe der restlichen 60 % bezeichnen sich im Westen als christlich und gehören nominell zu einer Kirchengemeinde: sie besuchen den Gottesdienst zu Weihnachten, beten vielleicht und haben ein oberflächliches christliches Bewusstsein: diese Gruppe ist schwerlich für den christlichen Glauben ansprechbar.
Dagegen sind 60% der Bevölkerung im Osten offen für die christliche Botschaft, weil sie in ihrer Kindheit kaum etwas davon gehört haben. Wie oft werde ich in der Straßenbahn oder auf Bahnreisen als Pfarrer und Seelsorger angesprochen.
selk.de-Redaktion:
Und welche weiteren herausfordernden Aufgabenbereiche sehen Sie?
Stefan Dittmer: Eine zweite Aufgabe sehe ich darin, die Kirchenregion Ost in der Kirchenleitung und Gesamtkirche zu vertreten. Der Propst wird ja jeweils in einer Kirchenregion gewählt und ist damit für diesen Bereich verantwortlich. So will ich die Belange, die Anliegen und die Besonderheiten des Ostens in die Gesamtkirche einzubringen. Andererseits soll der Propst für die gesamtkirchlichen Aspekte in den Gemeinden und bei den Pfarrern im Osten werben. Dieser doppelten Rolle, hinein in die Kirchenleitung und Gesamtkirche und hinein in die Gemeinden und zu den Pfarrer der Kirchenregion Ost, stelle ich mich als Propst.
Die dritte Aufgabe liegt für mich in den Aufbau von seelsorglichen Kontakten zu den Pfarrern und zu den Gemeinden in der Kirchenregion Ost, um an den guten, schönen sowie an den stressigen, unglücklichen Lebensumständen Anteil zu nehmen. Da der Superintendent jeweils die Dienstaufsicht innehat, kann der Propst zunächst eine andere Rolle wahrnehmen, nämlich die der Begleitung. So beabsichtige ich, Gespräche zu den Pfarrer, deren Familien und zu den Gemeinden in der Kirchenregion Ost in Absprache mit den Superintendenten zu suchen, um den Betroffenen die nötige Wertschätzung zuteilwerden zu lassen und frühzeitig Krisensituationen zu erkennen, zu begleiten sowie bei der Lösung mitzuhelfen.
selk.de-Redaktion:
In diesen Tagen erreicht das heißersehnte, neue Jugendliederbuch „CoSi 4“ Gemeinden und Gemeindeglieder und erfreut sich jetzt schon großer Beliebtheit. Neben dem ELKG2 ist dieses Werk eine große Bereicherung in unserer musikalischen Kirche und ein zweiter „Neuzugang“ innerhalb kurzer Zeit. Welches Lied erfüllt Ihr Herz und lässt Sie im Glauben wachsen?
Stefan Dittmer: Auf dem Nummernschild unseres Autos ist die Nummer eines Liedes zu lesen – ELKG 288 (1. Auflage): „In dir ist Freude, in allem Leide!“ Ganz bewusst haben meine Frau und ich uns dieses Nummernschild ausgesucht. Neben dem Fisch auf der Heckklappe soll auch diese Nummer (wenn auch nur für Insider) von dem Grund unseres Lebens zeugen.
selk.de-Redaktion:
Als Propst sind Sie Teil der Kirchenleitung und in komplexe Abwägungs- und Entscheidungsprozesse involviert. Wer hilft Ihnen bei Entscheidungen und unterstützt Sie? Wie können Sie privat abschalten und zu neuen Kräften kommen?
Stefan Dittmer: Ganz oben steht der sonntägliche Gottesdienst, den ich in Dresden mit der mir anvertrauten Dreieinigkeitsgemeinde feiern darf. Zu wissen und zu erfahren, dass mir als Mensch vergeben wird und der HERR mich stärkt und zurüstet für die Aufgaben in Kirche und Gemeinde, öffnet den Blick in eine getroste Zukunft.
Daneben hat Gott der HERR mir eine Frau und Familie gegeben, die mich in allen Bereichen unterstützt und bisweilen trägt, wenn ich über meine Sorgen und vertrauliche Gedanken wieder einmal nicht erzählen kann und darf.
So nehmen meine Frau und ich immer wieder eine Auszeit in einem guten Restaurant, um bei guten Essen und Trinken in der Zweisamkeit zu reden und belastende Dinge anzusprechen. So manche Tür wurde so sich in schwierigen Sachverhalten geöffnet.
selk.de-Redaktion:
Wussten Sie, dass Sie Propst der jüngsten Kirchenregion der SELK sind? Entgegen jedem Vorurteil sind in der Kirchenregion Ost knapp 15% der Kirchenglieder unter 18 Jahre alt – so viele wie in keiner anderen Region unserer Kirche. Was macht Ihnen an engagierten jungen Gemeindegliedern besonders viel Freude? Welche Projekte mit jungen Menschen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Stefan Dittmer: Nicht nur die Gemeindeglieder unter 18 Jahren, sondern ebenso die sich daran anschließende Altersgruppe – die jungen Erwachsenen und Familien – haben eine wichtige tragende Rolle in der Kirche und in den Gemeinden.
Kinderüsten, Konfirmandenfreizeiten und Jugendtreffen, die biblisch fundiert arbeiten, nehmen das Anliegen auf, die heranwachsende Generation im christlichen Glauben zu unterweisen und zu gründen. Das gilt vor allem für die Christenlehre, sprich: den Kinderunterricht, der noch in vielen Gemeinden in der Kirchenregion Ost ab der 3. Klasse gehalten wird.
Für die Veranstaltungen, die von jungen Erwachsenen initiiert wurde und organisiert werden, will ich werben und diese tatkräftig unterstützen, soweit es meine Zeit erlaubt. Zu nennen sind hier die BJT-Plus (Bezirksjugendtage für junge Erwachsene) und die Lutherische Tagung „Gemeinsam Glauben“, die im September diesen Jahres in Erfurt stattgefunden haben. Es ist wunderbar, wenn junge Menschen nach Vertiefung im christlichen Glauben fragen und um Unterweisung im lutherischen Bekenntnis bitten. Dem gilt es Rechnung zu tragen.
Dieses christliche Engagement von jungen Erwachsenen und Familien erlebe ich sehr wohltuend in der eigenen Gemeinde und in der Kirchenregion Ost.
selk.de-Redaktion:
Sie sind nach Ihrer Ordination 1990 – direkt nach der Wiedervereinigung – ins Pfarrvikariat nach Greifswald gegangen und sind seit August 2015 Pfarrer in Dresden. Was schätzen Sie als gebürtiger „Wessi“ am Osten und den Menschen in Ostdeutschland besonders?
Stefan Dittmer: Obwohl ich im Westen geboren und aufgewachsen bin, liegen die ersten Schritte meines Berufslebens im Dienst der Kirche im Osten:
• Die Kirchenleitung hatte mich 1989 zum Vikariat nach Berlin-Wilmersdorf entsandt. In dieser Zeit konnte ich als Vikar viele Vertretungsdienst in der damaligen DDR absolvieren. Mit dem sogenannten „Dauerlutscher“, dem Visum für West-Berliner, war es für mich leicht, nur für einen Tag in den Ostern zu reisen und dort Dienste zu tun.
• Die ersten eigenverantwortlichen Schritte leistete ich als Pfarrvikar in Greifswald und stand im Dienst der Altlutherischen Kirche. So durfte ich 1991 für den Zusammenschluss der Altlutherischen Kirche mit der SELK stimmen.
• Schließlich lebe und arbeite ich seit 2015 in Dresden.
In der Zeit als Pfarrer in Dresden ist mir wieder einmal bewusst geworden, dass im Osten stetig Früchte des Glaubens in den Gemeinden sichtbar werden und dort von einen missionarischen Aufbruch, wenn auch bisweilen in einem kleinen Ausmaß, zusprechen ist:
• Die Gemeinden wachsen nach innen und außen.
• Die Umlagebeiträge und Einnahmen steigen stetig.
• Gemeindeglieder besuchen zu einem hohen Prozentsatz die Gottesdienst
• Stets dürfen wir Gäste im Gottesdienst begrüßen, die als Gemeindeglieder bleiben.
Diesen Weg gilt es weiterzugehen.
Lieber Stefan Dittmer, wir möchten Ihnen herzlich für das Interview danken und wünschen Ihnen Gottes Segen bei Ihrer Tätigkeit als Propst für die SELK. Bleiben Sie stets behütet!
Das Interview führte Daniel Soluk für die selk.de-Redaktion
Theologisches Kompetenzzentrum der SELK
Die Lutherische Theologische Hochschule Oberursel (LThH) ist die theologische Ausbildungsstätte der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Sie vertritt die lutherische Theologie in Forschung und Lehre. Dazu bilden die fünf Professoren in den Fächern Altes und Neues Testament, Kirchengeschichte, Dogmatik und Praktischer Theologie vor allem junge Menschen zu künftigen Pfarrern und Pastoralreferentinnen der SELK aus. Weniger bekannt ist, dass die Dozenten in zahlreichen anderen Bereichen innerhalb und außerhalb der SELK tätig sind. Für selk.de gibt der Rektor der LThH, Prof. Dr. Achim Behrens, einen Einblick.
Lutherische Theologie für die Gemeinde
Die Professoren predigen regelmäßig in Gemeinden der SELK (jeder im Durschnitt einmal im Monat). Nicht selten werden sie auch zu Amtshandlungen wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen gebeten. Oft sind sie zu Vorträgen in Gemeinden im gesamten Bundesgebiet unterwegs. Sie leiten auch Freizeiten oder sind maßgeblich als Dozenten im Theologischen Fernkurs der SELK (TFS) beteiligt. Der TFS ist zugleich ein Institut an der LThH. Immer wieder veranstaltet die Fakultät der LThH in Kooperation mit der Volkshochschule Ringvorlesungen für die Öffentlichkeit außerhalb der Hochschule – inzwischen auch als Videokonferenz bundesweit. Die Schriftenreihe Oberurseler Hefte richtet sich gezielt an Gemeinden, zuletzt mit dem Heft „50 Jahre – 50 Köpfe“.
Lutherische Theologie für die Kirche
Alle Professoren sind Mitglied eines Bezirkspfarrkonventes und einer Bezirkssynode der SELK. Das „Pastoralkolleg“ als Einrichtung der Pfarrerfortbildung ist eng mit der LThH verbunden und die Professoren halten dort auch Kurse, ebenso wie im Praktisch-Theologischen Seminar zur Vikarsausbildung. Professoren sind Mitglieder in der Theologischen Kommission der SELK. Ebenso sind die Dozenten regelmäßig an Arbeitsgruppen der Kirchenleitung, des Allgemeinen Pfarrkonvents oder der Kirchensynode beteiligt. Derzeit führt die Fakultät im Auftrag der Kirchensynode ein Forschungsprojekt zur Rolle von Frauen in der SELK und den Vorgängerkirchen durch. Professoren der SELK waren an der Vorbereitung und Durchführung lutherischer Kirchentage maßgeblich beteiligt und stärken insgesamt durch ihre Kompetenz das theologische Profil der SELK.
Lutherische Theologie in der Ökumene
Dies gilt erst recht, wo die Oberurseler Professoren die SELK in zwischenkirchlichen oder ökumenischen Kommissionen vertreten. Dies geschieht im Deutschen ökumenischen Studienausschuss der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (DöSta), im Ökumenischen Studienausschuss (ÖSta) der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen Deutschlands (VELKD), im Theologischen und im Catholica Ausschuss der VELKD, im Theologischen Konvent Augsburger Bekenntnisses oder im Lutherischen Einigungswerk. Die Fakultät der LThH war und ist maßgeblich an zwischenkirchlichen Gesprächen mit evangelischen Landeskirchen und der römisch-katholischen Kirche beteiligt. Professoren der LThH pflegen auch die Kontakte zu lutherischen Schwesterkirchen im Internationalen Lutherischen Rat (ILC). Die LThH ist Mitglied in der ILC Seminaries Conference, dem Zusammenschluss der bekenntnisgebundenen lutherischen Hochschulen weltweit. In all diesen Aufgaben bringen die Professoren ihre Kompetenz als Stimme ihrer Kirche, der SELK, und damit als Stimme einer bekenntnisgebundenen lutherischen Theologie ein.
Lutherische Theologie in der Wissenschaft
Wenn die LThH die lutherische Theologie in Forschung und Lehre vertreten soll, dann müssen die Professoren natürlich auch forschen. Dies wird in der Regel in Veröffentlichungen greifbar. Die Promotionen und Habilitationen der Dozenten sind als Bücher veröffentlicht. Die Fakultät gibt viermal im Jahr die Fachzeitschrift „Lutherische Theologie und Kirche“ heraus. Darüber hinaus sind die Professoren an der Herausgabe von drei Buchreihen beteiligt und veröffentlichen regelmäßig Aufsätze in anderen wissenschaftlichen theologischen Publikationen (Zeitschriften oder Aufsatzbänden). Die Dozenten sind Mitglieder in verschiedenen wissenschaftlich-theologischen Vereinigungen, wie der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie, der Internationalen Löhe-Gesellschaft, der Hans Iwand Stiftung e.V., dem Verein für Freikirchenforschung, der Arbeitsgemeinschaft für Homiletik e.V. und vielen anderen. Der Rektor vertritt die Hochschule im Evangelisch-Theologischen Fakultätentag und der deutschen Hochschulrektorenkonferenz. Überall dort bringen die Mitglieder der Fakultät den Standpunkt einer bekenntnisgebundenen lutherischen Theologie ins Gespräch.
Theologisches Kompetenzzentrum der SELK
Diese und zahlreiche Aufgaben (auch in Gestaltung und Erhaltung des Hochschulcampus) nehmen die Professoren der LThH für ihre Kirche wahr. So ist die LThH das theologische Kompetenzzentrum der SELK! Dabei ermutigen wir jungen Menschen, sich bei entsprechender Begabung selbst auf den Weg einer theologischen Promotion zu begeben. Jährlich findet auf dem Campus ein Forschungskolloquium statt als Forum für den Austausch auch und vor allem mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs. Immer wieder erhalten wir die Rückmeldung, dass Studierende „aus Oberursel“ an den Universitäten durch Problembewusstsein und theologische Gesprächsfähigkeit hervorstechen. Wenn Sie es genauer oder mehr wissen wollen, schauen Sie gern in unseren jährlichen Forschungs- und Tätigkeitsbericht, verfolgen Sie unsere sozialen Medien, laden Sie uns mal ein oder besuchen Sie uns! Vielleicht zum Sommerfest 2024 in Oberursel?
Lesepredigten: 25. Jahrgang
Andreas Schwarz ist Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Baden (ELKiB), die mit der SELK seit 1981 in Kirchengemeinschaft steht. Er gibt seit 1999 die Reihe „Lesepredigten“ in gedruckter und digitaler Form heraus, die eine wertvolle Sammlung von Predigten für Lektorinnen und Lektoren in der SELK, aber auch für andere Interessierte darstellt. Mit dem aktuellen 97. Band der Lesepredigten startet die Serie in ihren 25. Jahrgang – ein Grund zum Feiern! Wir haben Pfarrer Andreas Schwarz für ein Interview befragt.
selk.de-Redaktion:
Herzlichen Glückwunsch, lieber Andreas Schwarz, zu 25 Jahrgängen der „Lesepredigten“. Wie feiern Sie diese beständige und wichtige Arbeit, die Sie für die SELK leisten und was war Ihre schönste Erfahrung in all den Jahren?Andreas Schwarz: Danke für die Glückwünsche, die ich gerne annehme. Ehrlicherweise gab und gibt es keine Feier aus dem Anlass, mir war das gar nicht so bewusst. Wichtig waren meine Gedanken, als die vierte 6-Jahres-Beauftragung in diesem Jahr zu Ende ging. Denn es galt für die Kirchenleitung der SELK und mich zu entscheiden, ob es noch einmal 6 Jahre und damit deutlich in meinen Ruhestand hinein weitergehen soll. Wir haben das gemeinsam so entschieden. Meine größte Freude ist, einen sichtbaren Teil unserer Kirchengemeinschaft zwischen der SELK und der ELKiB darstellen zu dürfen. Denn es tragen Verfasser aus der ELKiB mit zu den Predigten bei und in den Gemeinden unserer Kirche werden die Predigten fleißig genutzt. Eine schönste Erfahrung kann ich nicht benennen. Aber wenn ich sehe, wer 1999 zum Kreis der Verfasser gehörte und wie sich dieser Kreis heute zusammensetzt, dann freut es mich, dass viele junge Prediger dazu gekommen sind. Und von denen gibt es zum Teil wundervolle Predigten, die so sind, wie ich sie mir persönlich wünsche.
selk.de-Redaktion:
Sie sind seit 2001 Pfarrer der ELKiB in Pforzheim und waren zuvor für die SELK in Witten, Saarbrücken/Walpershofen und Uelzen aktiv. Was schätzen Sie besonders an unserer Kirche und wie gestaltet sich Ihre derzeitige Verbindung zur SELK? Sie halten doch sicherlich nach wie vor einen aktiven Kontakt zu Pfarrern unserer Kirche, oder?
Andreas Schwarz: Die Frage möchte ich gern wieder ausdehnen darauf, was ich an unseren Kirchen (Plural) schätze. Es ist die Stärke großen persönlichen Engagements von Gemeindegliedern, denen ihre Kirche wichtig ist, die sich gern mit ihrer Kraft und Zeit für den Gottesdienst einsetzen wollen und dazu begleitet werden möchten. Die Selbständigkeit unserer Kirchen, die in besonderer Weise von den Gemeinden und ihren Gliedern nicht nur finanziert, sondern eben auch inhaltlich getragen wird. Mündigkeit und die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen, schätze ich. Meine Beziehung gestaltet sich auf drei Ebenen. Zum einen gehören unsere Familien und Freunde weiterhin zur SELK, wenn auch zum Teil mit zunehmender Sorge. Als Zweites sind da alle die Menschen, mit denen ich zusammen studiert und musiziert habe und zu denen der Kontakt auch freundschaftlich lebendig geblieben ist. Und drittens leben wir hier im Bereich Nordbaden die Kirchengemeinschaft so eng, dass es im Grund genommen kirchlich eines ist. Gemeinsame Gottesdienste, Urlaubs- und Krankheitsvertretungen, Kanzeltausch zwischen unseren Kirchen sind selbstverständlich bzw. anders gar nicht denkbar oder möglich. Auf dem Wege, Predigten zu bekommen, ist der Kontakt natürlich ebenfalls unverzichtbar. Viele der Verfasser kenne ich persönlich, im Lauf der Jahre sind viele dazu gekommen, die ich nicht mehr selbst in meiner Zeit in der SELK erlebt habe. Da beschränkt sich der Kontakt auf die digitale Kommunikation.
selk.de-Redaktion:
Die Publikationen „Lesepredigten“ hatten schon viele in der Hand, insbesondere Lektorinnen und Lektoren. Wie genau gelangen Sie an die Predigten? Wie entscheiden Sie, welche Predigten sich am besten für das Heft eignen?
Andreas Schwarz: Wenn ich die erste Frage beantworte, hat sich die zweite von selbst erledigt. Als ich 1999 in diese Arbeit eingestiegen bin, hat der Geschäftsführende Kirchenrat Michael Schätzel alle Pfarrer der SELK um Mitarbeit gebeten. Daraus ist ein Pool von ca. 40 Verfassern geworden. Konzipiert ist es so, dass im Jahr 4 Hefte mit je 8 Predigten erscheinen, also 32 Verfasser benötigt werden. Jeder kommt so nach 1 ¼ Jahr wieder dran. Ich erteile konkrete Aufträge, was den Sonn- oder Feiertag und den Bibeltext angeht. Ich entscheide also nicht zwischen mehreren mir vorliegenden Predigten, sondern habe immer genau so viele Predigten, wie benötigt werden. Nach meiner Wahrnehmung eignen sich die Predigten aus der Sicht von Lektoren, für die wir die Arbeit tun, sehr unterschiedlich. Nur zweimal haben wir vorgelegte Predigten nicht abgedruckt. Das war aber keine theologische oder gar persönliche Entscheidung. Es ging und geht grundsätzlich um die Verwendung durch die Lektoren. Wir waren der Überzeugung, dass die entsprechenden Predigten zum Vorlesen im Gemeindegottesdienst nicht geeignet waren. Das waren aber absolute Ausnahmen, grundsätzlich spiegeln die Predigten die Unterschiedlichkeit der Verfasser wieder. So wird in der SELK und der ELKiB gepredigt.
selk.de-Redaktion:
In unserer Kirche sind Lektorinnen und Lektoren wichtige Säulen in der gottesdienstlichen Versorgung unserer Gemeinden. Welche Erfahrungen haben Sie in der Vergangenheit gemacht bzw. machen Sie aktuell in Bezug zum wertvollen Ehrenamt des Lektorendienstes?
Andreas Schwarz: Zunächst halte ich es grundsätzlich für gut und wichtig, dass Gemeinden auch ohne Pfarrer einen Gottesdienst halten können, wenn sie dazu vorbereitet, angeleitet und ausgestattet werden. Unter dem Stichwort des Priestertums der Glaubenden ist das ein angemessenes Zeichen für lebendige Gemeinde der Heiligen. Konkret erlebe ich diesen Schatz hier vor Ort. In meiner Urlaubszeit darf ich mich darauf verlassen, dass Gemeindeglieder in einem Team Gottesdienste mit der Gemeinde feiern, sich dabei das Verlesen der Predigt, die gesungene Liturgie, Lesungen und Gebete untereinander aufteilen. Das stärkt das Selbstbewusstsein der Gemeinde, befördert das Engagement und nimmt ihnen die Sorge vor der Möglichkeit, keinen Pfarrer zur Vertretung zu finden. Und da es hier im Bereich Nordbaden kaum Emeriti gibt, ist das Engagement der Gemeindeglieder für den Gottesdienst ein Schatz und Zeichen göttlichen Segens.
selk.de-Redaktion:
Können Sie sich in der Vergangenheit an eine besonders eindrucksvolle Predigt erinnern, die Ihnen im Gedächtnis geblieben ist und die ihren Weg in die „Lesepredigten“ gefunden hat?
Andreas Schwarz: Das kann und möchte ich so nicht sagen. Aber zuletzt gab es einen erfreulichen Austausch mit einem meiner theologischen Begleiter bei der Korrektur der Lesepredigten. Der sagte: Ich habe eine Predigt lesen dürfen, die hätte ich genauso übernehmen und selbst auch halten können. Wir waren uns in der Wahrnehmung einig.
selk.de-Redaktion:
Wir gehen nun ins 25. Jahr der „Lesepredigten“, der 25. Jahrgang startet derzeit mit Band 97. Wie sehen die kommenden 5 oder 25 Jahre aus? Was bleibt bestehen, weil es sich bewährt hat, und wird sich das Heft verändern?
Andreas Schwarz: Für mich geht es tatsächlich um fünf Jahre. Da wird sich nicht viel ändern, voraussichtlich. Der Stamm an Verfassern sieht stabil aus. Auch bei denen, die mir helfen, Predigten zu korrigieren – zwei Theologen und fünf Gemeindeglieder – sieht es verheißungsvoll aus. Die sind alle motiviert und hilfsbereit, selbst aktive Prediger oder Hörer. Und nicht zuletzt wird die ganze Arbeit am Ende von einer professionellen Lektorin bearbeitet. Das ist mir eine riesengroße Hilfe und bis zum Ende der aktuellen Beauftragung zugesichert. Was sich ändern wird, ist womöglich der Bedarf an gedruckter Predigt, vermutlich wird das digitale Angebot zunehmen. Aber auch das wird aktuell schon wunderbar geleistet. Wenn in fünf Jahren ein Nachfolger gefunden wird, gibt es aber vielleicht auch völlig neue Ideen.
selk.de-Redaktion:
Derzeit sind Sie als ELKiB-Pfarrer in Pforzheim eingesetzt und gelten als Predigtliebhaber und -experte. Was macht für Sie - ganz persönlich - eine gute Predigt aus?
Andreas Schwarz: Ich persönlich halte die theologisch saubere, wissenschaftlich-fundierte Vorbereitung für unerlässlich. Mit den uns zur Verfügung stehenden Methoden und Hilfsmitteln gilt es, den Text zu erschließen: Wer hat wann was warum zu wem gesagt? Ein Verständnis des Textes in seinem historischen Umfeld, in seiner Bedeutung für die, die das zuerst gehört haben. Dann braucht es ebenso sauber homiletische Arbeit; also wo sind die Bezüge zu uns und unserem Leben in unseren Lebensumständen? Grundsätzlich gilt für mich, eng am biblischen Text zu bleiben. Bilder und Beispiele engen die Weite des Textes oft unnötig ein, legen ein Verständnis nahe und blenden vieles andere aus. Wichtig ist, dass Menschen hören, dass sie mit ihrem Leben im Blick sind und vorkommen, dass sie angesprochen, getröstet und gestärkt werden. In zunehmend schwierigen Zeiten umso mehr.
Ich erlebe Predigthörerinnen und -hörer in unseren Kirchen als sehr aufmerksam und mit viel Erwartung. Die benötigen keine Geschichten für Kinder, sondern wollen als erwachsene und mündige Christen ernstgenommen werden. Viele von ihnen wissen auch einfach richtig gut Bescheid und hoffen auf qualifizierte, gut vorbereitete Predigten. Und dann liegt mir Sprache am Herzen. Ich freue mich an klarer und sauberer Sprache, damit genau das gesagt wird, was gemeint ist. Außerdem sollten aus meiner Sicht Predigten inhaltlich nicht besserwisserischen, bevormundenden oder von oben herab belehrenden Charakter haben. Es braucht nicht den Erweis von Wissen, Fremdworte helfen auch wenig. Verständlich und ‚normal‘ vom Heiligen und Fremden reden. Als Prediger immer auch selbst vom Wort angesprochen zu sein. Das sind nur ein paar Stichworte.
Lieber Andreas Schwarz, wir möchten Ihnen herzlich für das Interview danken und wünschen Ihnen Gottes Segen bei Ihrer Tätigkeit als Herausgeber der Reihe „Lesepredigten“.
Bleiben Sie stets behütet!
Das Interview führte Daniel Soluk für die selk.de-Redaktion