Videobotschaft von Bischof Hans-Jörg Voigt zum Weihnachtsfest 2025

Das Video kann hier auf dem SELK-YouTube-Kanal angeschaut werden.
Liebe Schwestern und Brüder in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche!
In diesem Jahr senden wir unseren Weihnachtsgruß im Videoformat. Ich möchten mich auf diese Weise bei Ihnen und euch zu Wort melden, um Dank zu sagen für alle Unterstützung und Verbundenheit!
Ein Wort Heiliger Schrift aus dem Buch des Propheten Jesaja spricht mich in diesem Jahr besonders an. Jesaja schreibt: „1 Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. … 5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst“. Jesaja im 9. Kapitel, die Verse1 und 5.
Wir laufen im Finstern
Wir wandeln tatsächlich in Finsternis. Vielen drängt sich dieser Eindruck auf, wenn man in unsere Gesellschaft schaut und wohl erst recht, wenn man die Situation unserer Kirche in den Blick nimmt. Eigentlich sollten wir das Licht weitergeben, aber unsere internen Spannungen halten uns gefangen.
Ich möchte keinen Weihnachtsgruß senden, ohne den Ernst der Lage für unsere Kirche wahrzunehmen und zu benennen. Die 3. Synodalversammlung der 15. Kirchensynode im September hat in der brennenden Frage, ob Frauen als Pfarrerinnen ordiniert werden können, beschlossen, eine „Einheitskommission“ und eine „Trennungskommission“ einzusetzen. Der 15. Allgemeine Pfarrkonvent hatte zuvor durch Beschluss festgestellt, dass „aktuell lebbare Strukturen für die Einführung der Ordination von Frauen nicht vorstellbar sind, wenn dieser Dienst nur in einem Teil der Gemeinden der SELK möglich ist“. Von einer Mehrheit des Allgemeinen Pfarrkonvents wird „aus theologischen Gründen ein gleichberechtigtes Nebeneinander der Praxis der Ordination von Frauen und der Ablehnung dieser Praxis in der SELK für nicht möglich“ gehalten.
Die Einheitskommission soll Wege beschreiben, wie SELK-Gemeinden mit unterschiedlichen Positionierungen in der Frage der Ordination von Frauen dennoch in kirchlicher Einheit miteinander leben können. Das Ziel kirchlicher Einheit soll im Mittelpunkt stehen.
Die Trennungskommission soll rechtliche und organisatorische Wege und deren Konsequenzen aufzeigen, wie sich die SELK in zwei Kirchen trennt könnte oder einzelne Gemeinden aus der SELK ausscheiden könnten.
Unsere Kirche ist wie „das Volk, das im Finstern wandelt“, und größer könnte die Zerrissenheit kaum sein. Ein Teil der Kirche fragt sich: Wieso sollen Wahrheiten aus Gottes Wort, die durch Jahrhunderte in der ganzen Christenheit galten, heute plötzlich unerträglich geworden sein? Ein anderer Teil der Kirche fragt sich: Wie kann man in einer Gesellschaft, in der Frauen und Männer gleichberechtigt miteinander leben, noch länger vertreten, dass nur Männer ordiniert werden? Also arbeitet die sogenannte Trennungskommission.
Es ist aber ebenso unerträglich, dass sich eine relativ kleine Kirche, wie die SELK in unterschiedliche Kirchenkörper aufteilt und Gemeinden sich trennen. Also arbeitet die Einheitskommission.
Hier ist guter Rat teuer! Eigentlich braucht es ein Wunder!
„Das Volk, das im Finstern wandelt“ sieht keinen Ausweg!
„Das Volk, das im Finstern wandelt“ sieht keinen Ausweg!
Wunder-Rat
Aber das sind ja nicht die Worte des Propheten Jesaja. Er schreibt vielmehr: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. … Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat“.
„Wunder-Rat“ – was für ein Wort! Genau das brauchen wir, das braucht unsere Kirche: „Wunder-Rat“! Wir brauchen jemanden externes, jemanden von außerhalb, einen echten „Wunder-Rat“!
Der „Wunder-Rat“ liegt im Stall von Bethlehem! Der Sohn, der uns gegeben ist, heißt Jesus Christus. Hilfe finden wir genau bei ihm. Von Jesus Christus erwarte ich den Wunder-Rat, der uns gerade so dringend nottut. Er ist das Wort Gottes an uns Menschen. An Gottes Wort gilt es, sich auszurichten, zu orientieren.
Orientierung an Christus
Der 2018 verstorbene christliche Philosoph Robert Spaemann weist darauf hin, dass der Begriff der „Orientierung" sprachgeschichtlich der sogenannten „Ostung" der Kirchen entnommen ist. Der Altar im Chorraum der Kirchen ist mit seinem Kruzifix nach Osten, dem „Orient“, als Himmelsrichtung nach Jerusalem ausgerichtet. Also finden wir im Gottesdienst diese Orientierung.
Ich nehme Anzeichen wahr, dass es in unserer Gesellschaft eine neue Orientierung auf Jesus Christus hin geben könnte. 31.500 Menschen waren in diesem Jahr zum „Stadionsingen“ in die Heinz-von-Heiden-Arena in Hannover gekommen. Sie zahlten dafür Eintritt, der für einen guten Zweck gestiftet wird.
Gesungen wurden eben nicht nur weltliche Weihnachtslieder, sondern auch reichlich christliche, wie: „Hört der Engel helle Lieder“, „Alle Jahre wieder“ und „Ihr Kinderlein kommet“, „O, du fröhliche“ und „Stille Nacht“. Und – kaum zu glauben und bestimmt das Wichtigste an diesem Ereignis – die Weihnachtsgeschichte wurde aus der Heiligen Schrift vorgelesen! Das macht Hoffnung, dass Umkehr und Besinnung möglich sind.
Wir beobachten in diesem Jahr besonders in den Stadtgemeinden unserer Kirche, dass junge ungetaufte Menschen in die Kirche kommen und zielgerichtet nach dem christlichen Glauben fragen. Ich habe mit Pfarrern unserer Kirche darüber gesprochen und sie tun, was zu tun ist: sie unterrichten diese jungen Leute im Glauben und taufen sie. Dieses Phänomen – kann man schon von einer Erweckung sprechen? – ist in den meisten europäischen Ländern und in Nordamerika zu beobachten.
Diese jungen Menschen suchen Orientierung, also Ausrichtung auf den „Wunder-Rat“, das Kind in der Krippe und den Mann am Kreuz. Das macht mir große Hoffnung für die Kirche Jesu Christi.
Kann es sein, dass Gott uns mit diesen Menschen so viel zu tun gibt, Orientierung an seinem Sohn Gottes, dem „Wunder-Rat“ weiterzusagen, dass wir keine Zeit mehr haben, nur um uns selbst zu kreisen?
Wie auch immer, fest steht, dass allein Jesus Christus durch sein Wort uns wunderbar raten und helfen kann.
Zum Schluss möchten wir nicht versäumen, Dank zu sagen,
• Dank für alle aufopferungsvolle ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeit in unserer Kirche, in Gottesdiensten, Gruppen und Kreisen;
• Dank für alle Küsterdienste, kirchenmusikalischen Dienste, Reinigungsdienste, Rendanten-Dienste, Vorstandsdienste oder Lesegottesdienste;
• Dank für alle Finanzmittel in Kirchenbeiträgen und Spenden, die im vergangenen Jahr das äußere Leben unserer Kirche ermöglicht haben;
• Dank für alles Ertragen und alle Geduld mit den Dingen, die nicht so beschaffen sind, wie man sich das wünscht.
Auch im Namen von Kirchenrat Daniel Soluk wünschen wir Ihnen und euch auch ganz persönlichen „Wunder-Rat“ und Einkehr bei dem Kind in der Krippe, dem Sohn, der uns gegeben ist, Jesus Christus. Er lässt es hell werden in unserer Kirche und vor allem in unseren Häusern und Herzen.
Gesegnete und frohe Weihnachten!
Ihr / euer Bischof Hans-Jörg Voigt D.D.