Lesenswert


An dieser Stelle werden auf selk.de regelmäßig Bücher vorgestellt: zum Lesen, zum Verschenken, zum Nachdenken, zum Diskutieren – Buchtipps für anregende Lektürestunden. Die hier veröffentlichten Buchvorstellungen hat Doris Michel-Schmidt verfasst.

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Eins bleiben!


Cover KrieserDer Beschluss der 15. Kirchensynode der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) im September 2025, eine „Einheitskommission“ und eine „Trennungskommission“ einzusetzen, ist ein Zeichen für die Zerreißprobe, in der sich die Kirche befindet. Dass nun ganz offiziell eine mögliche Spaltung diskutiert wird, erschreckt viele Gemeindeglieder – unabhängig davon, wie sie zur Frauenordination stehen.

Pfr.i.R. Matthias Krieser legt in dieser Zeit der Zerreißprobe ein Buch vor mit dem Titel „Eins bleiben!“ und schreibt: „Ich möchte, dass wir in der SELK nach dem Willen unseres Herrn eins bleiben, und ich denke trotz allem, dass das unter geduldigem und sorgfältigem Hören auf sein Wort möglich ist.“

Sein Buch ist der Versuch, das sorgfältige, sachliche und geduldige Ringen um die Wahrheit nicht aufzugeben. Trotz aller Verhärtung der Fronten appelliert Krieser für ein weiteres Ringen um die Einheit. Nach einer kurzen Zusammenfassung der Kontroverse um die Frauenordination in der SELK konzentriert sich das Buch zunächst auf das unumstritten Gemeinsame. Dann arbeitet Krieser sich Schritt für Schritt zu den kontroversen Fragen vor. „Dabei will ich berücksichtigen und zu verstehen suchen, warum sich an bestimmten Stellen der Argumentation die Wege trennen und mit welchen Begründungen das geschieht“, schreibt er.

Diesem Aufbau lässt sich gut folgen, und so werden die unterschiedlichen Argumentationslinien bald deutlich – im Schriftverständnis, in der Auslegung der biblischen Weisungen, in der Definition von Freiheit, in der Frage nach der Schöpfungsordnung, der Beziehung von Mann und Frau und modernen Rollenbildern, und schließlich in den unterschiedlichen Ansichten über das „geistliche Hirtenamt“.

Darauf, dass er selbst die Ordination von Frauen ablehnt, weil er sie nicht mit der Heiligen Schrift in Einklang bringen kann, weist Matthias Krieser zu Beginn selbst hin. Und wenn er auch in den letzten Jahren zunehmend eine „große Unlust zur theologischen Weiterarbeit“ wahrnimmt, so gilt das für ihn gerade nicht. Das spürt man auch diesem Buch an. Es ist eine dringliche Einladung, theologisch weiterzuarbeiten, sich in die Heilige Schrift zu vertiefen und dort die Antworten zu suchen. Denn, so Krieser: „Die rechte Einheit der Kirche kann nur gelingen, wenn die Einheit in der Lehre bewahrt bzw. wiederhergestellt wird.“

Möge sein Buch, das von der Sorge um und von der Liebe zu dieser Kirche, der SELK, geprägt ist, dazu helfen, dass sich viele trotz Ermüdung und Frust auf eine weitere theologische Beschäftigung mit der Frage der Frauenordination einlassen.

Matthias Krieser
Eins bleiben!
Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche in der Zerreißprobe
Sola Gratia Verlag 2025, 180 Seiten
als kostenloses E-Book von der Verlagsseite herunterzuladen oder als Softcover-Buch für 7,50 Euro beim Verlag oder im Buchhandel zu beziehen




Ewigkeit

Cover Seewald„Dass wir heute den Jenseitsglauben mehr und mehr verlieren, ist keine Lappalie, sondern eine gesellschaftliche Katastrophe“, schreibt Peter Seewald in seinem neuen Buch. Warum macht es einen gravierenden Unterschied, ob wir so leben, als gäbe es nur diese kurze Spanne hier auf dieser Welt – oder ob man von einem ewigen Leben bei Christus ausgeht, das uns nach dem Tod erwartet? Warum ist der Verlust des Jenseits eine Katastrophe?

Peter Seewald schafft es in seinen Büchern immer wieder, Fragen des christlichen Glaubens relevant zu machen. Weil er sie einbettet in Alltagserfahrungen. Weil er scheinbar einleuchtende Antworten gegenbürstet, sie entlarvt.

Ewig leben? Ja klar, aber bitte schon auf dieser Erde. Das Heilsversprechen der neuen Longevity-(Langleben)-Bewegung kommt dem entgegen. Mit allen möglichen Anti-Age-Mitteln soll der Alterungsprozess gestoppt oder gar rückgängig gemacht werden. Der Mensch könne weitgehend selbst bestimmen, wie alt er werde, so die Botschaft, mit der mittlerweile sehr viel Geld verdient wird.
Seewald pariert solches Ansinnen der neuen Gesundheitsapostel klug und kenntnisreich.

Aber das ist nur eines von vielen Beispielen, die der Autor anführt, um zu verdeutlichen, wie wir den „Himmel ausgesourct“ haben.

Je weniger wir „nach oben“ schauen, desto gieriger starren wir nach unten und werden zu Getriebenen, das wird durch die Lektüre von Seewalds Buch deutlich. „Und wo einst das Bewusstsein herrschte, zumindest einige der Zehn Gebote befolgen zu sollen, werden Zank, Lüge, Unzufriedenheit und Neid zu den ungebändigten Geistern einer Gesellschaft, die nicht mehr wagt, an etwas Höherest zu glauben als an den Menschen selbst“, so Seewald.

Wir sollten wieder mehr über den Tod reden – und ganz besonders über die Ewigkeit. Als Christen haben wir mehr als genug gute Gründe dafür, zum Himmel zu zeigen und unsere Hoffnung auf das, was „danach“ kommt zu bezeugen.

Das Buch von Peter Seewald ist voll von allerbesten Anregungen dafür.

Peter Seewald
Die Entdeckung der Ewigkeit
Herder Verlag 2025, 240 Seiten, 24,00 Euro





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