Thementag zur Flüchtlingsarbeit | 11.02.2016

".und wir dachten, Flüchtlinge wären für uns kein Thema ."
SELK-Thementag in Niedersachsen-Süd

Rodenberg, 12.2.2016 - selk - Unter dem Titel "Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen! - ... und wir dachten, Flüchtlinge wären für uns kein Thema ." fand am Samstag ein Thementag des Kirchenbezirks Niedersachsen-Süd der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in den Räumen der St. Johannes-Gemeinde der SELK in Rodenberg statt. Dazu konnte Superintendent Bernd Reitmayer (Bad Essen-Rabber) neben dem Referenten Lars-Torsten Nolte aus dem "Haus Kirchlicher Dienste" der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers aus den Gemeinden des Kirchenbezirks 40 Interessierte begrüßen. In der anschließenden Eingangsandacht wurden die liturgischen Teile in unterschiedlichen Sprachen gelesen, deren Inhalte in deutscher Sprache im Andachtsheft mitverfolgt werden konnten.

Sodann gab der Referent mit seinem Impulsreferat einen Überblick über die derzeitige Flüchtlingssituation und die damit einhergehende Weltkrise. Dabei zeigte er auch auf, auf welche Weise sich in Deutschland die Kirchen und viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in der Flüchtlingsarbeit engagieren. Er warb darum, sich nicht von den Zahlen, die landauf landab veröffentlicht würden, irritieren zu lassen: "Allen Zahlen zum Trotz, es geht doch um Menschen!" Dazu sei es wichtig, die persönliche Begegnung mit Flüchtlingen zu suchen, da dies bestehende Ängste abbaue. Kritisch setzte sich Nolte mit den offenkundig gewordenen Unzulänglichkeiten der deutschen Bürokratie auseinander. Hier gebe es, angefangen bei der Unterbringung in Aufnahmezentren bis hin zur Zuweisung einer angemessenen Wohnung, noch viele ungelöste Probleme. Während in bestimmten Regionen kein Wohnraum zur Verfügung stehe, gebe es andererseits zum Beispiel in Niedersachsen auch erhebliche Leerstände, die genutzt werden könnten. Neben der Wohnung sei es für Flüchtlinge von großer Bedeutung, möglichst schnell einen Arbeitsplatz zu bekommen, um leben zu können und nicht in die Isolation zu geraten. Bei den Integrationsbemühungen durch die vielen ehrenamtlich Helfenden gehe es aber auch darum, Flüchtlingen nicht alles abzunehmen, sondern diese in der Weise zu unterstützen, dass sie eine größere Selbstständigkeit erlangen.

Dazu brauche es neben der Schaffung einer Vertrauensbasis eine stabile Begleitung im Lebensalltag. Dies sei sehr anspruchsvoll und mit viel Zeitaufwand für Ehrenamtliche verbunden. Helfende müssten dabei auf eine hohe Frustrationsgrenze achten und für sich herausfinden, dass sie sich Freiräume erhalten und sich nicht von der Arbeit "auffressen" lassen. In seinem Referat nannte Nolte auch Möglichkeiten der Unterstützung bei der Freizeitgestaltung - zum Beispiel in der Arbeit in Fahrradwerkstätten, durch eine Vereinseinbindung oder durch die Beteiligung an Angeboten der Mutter-Kind-Arbeit. Nolte betonte die Rückwirkung der ehrenamtlichen Hilfe auf Kirche und Gemeinden. Von der Flüchtlingsarbeit ließen sich auch kirchenferne Gemeindeglieder ansprechen. Kirche leiste etwas für das staatliche Gemeinwesen und sei für die Behörden zu einem kompetenten Ansprechpartner geworden. Für die Flüchtlinge selbst sei Religion ein wichtiger Anker. Dass sie christliche Kirche als offene Religion erleben würden, sei für sie neu und befreiend. "Alles, was wir jetzt investieren, wird sich in Zukunft positiv auswirken", so der Referent zum Abschluss seines Vortrages. Die sich anschließende rege Aussprache zeigte, dass Nolte es verstanden hatte, die Thematik für die Zuhörenden interessant darzustellen.

Nach dem Referat wurde in drei Gruppen an dem Thema weitergearbeitet, Überlegungen zu möglichen Unterstützungsleistungen wurden vertieft. Dazu berichteten Gemeindeglieder aus den SELK-Gemeinden Rabber, Schwenningdorf und Talle über ihre Erfahrungen bei der Integration von Flüchtlingen in Kirche und Gesellschaft. Der Thementag endete mit dem Reisesegen und dem von der Gemeinde Rodenberg vorbereiteten Kaffeetrinken.

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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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