Zum Heimgang von Papst Franziskus
Zum Heimgang von Papst Franziskus kondolierte der Bischof der SELK, Hans-Jörg Voigt D.D., dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Darüber hinaus hat Professor i.R. Dr. Werner Klän das Wirken des Oberhauptes der Römisch-Katholischen Kirche in einem Nachruf zusammengefasst und eingeordnet.
Papst Franziskus †
von Prof. i.R. Dr. Werner Klän
Am Morgen des Ostermontags starb Papst Franziskus nach einem dreizehnjährigen Pontifikat. Zuletzt hatte er, trotz starker gesundheitlicher Schwierigkeiten, sein Amt ausgeübt. Noch am Ostersonntag spendete er, sichtlich angestrengt den traditionellen Segen „Urbi et orbi“.
Der Papstname, den Jorge Mario Bergoglio nach seiner Wahl zum Oberhaupt der Römisch-Katholischen Kirche wählte, war Programm: Franziskus. Noch nie hatte ein Papst sich nach dem Heiligen des 13. Jahrhunderts aus Assisi genannt.
So warb Papst Franziskus dafür, dass die Kirche eine Kirche der Armen sein müsse. Sein vielfältiger Einsatz für Flüchtlinge, Randsiedler der Gesellschaft war von diesem Vorbild geprägt. Dem Beispiel Jesu wollte er nachkommen, indem er Gefängnisinsassen am Gründonnerstag die Füße wusch. Dass er zur Frage der Migration mahnende Worte an die Politik, besonders in Europa richtete, hängt wohl auch mit seiner Familiengeschichte zusammen: Seine Großeltern, die aus Italien nach Argentinien auswandern wollten, verpassten das erste Schiff; dies aber sank.
Franziskus war in mancher Hinsicht ein „politischer“ Papst. Er scheute sich nicht, die herrschende Weltwirtschaftsordnung als „tödlich“ zu bezeichnen (Evangelii Gaudium, 2013). Er setzte sich mit Umweltfragen auseinander (Laudato si, 2015) und sah durch die Ausbeutung der Erde die Lebensmöglichkeiten der Menschen, besonders in der „Dritten Welt“ bedroht.
Diese und andere Stellungnahmen von Papst Franziskus waren nicht unumstritten. Die Beteiligung von Laien und Frauen in der Bischofssynode, die Besetzung von Spitzenämtern im Vatikan durch Frauen, die Freigabe der Segnung homosexueller Paaren trug ihm harsche Kritik ein, auch aus den Reihen der eigenen Kirche. „Konservative“ Bischöfe und Kardinäle nahmen öffentlich gegen diese Maßnahmen Stellung. „Reformgesinnten“ Katholiken gingen seine Vorschläge nicht weit genug. Bei der Aufarbeitung der Fälle von Missbrauch Schutzbefohlener durch katholische Priester sprach er schon 2014 eine erste Bitte um Vergebung aus, aber die Aufarbeitung dieses Unrechts bleibt bisher hinter den Erwartungen vor allem der durch Missbrauch Betroffenen zurück.
Auch wenn Franziskus immer wieder reformerische Signale setzte; in der Lehre der katholischen Kirche kam es zu keinen Änderungen. So weigerte er sich konsequent, der Weihe von Frauen zum Priesteramt den Weg zu öffnen. Auch der „Synodale Weg“ in der katholischen Kirche Deutschlands, der weitgehende Reformen anstrebte, wurde von Papst Franziskus kritisch beobachtet. Dies zeigt in aller Deutlichkeit, dass die Römisch-katholische Kirche nicht so homogen ist, wie sie manchmal von außen scheinen mag.
Franziskus steht auch für eine „Ökumene der Religionen“. Im interreligiösen Dialog setzte er Akzente, besonders mit dem Islam. So unterzeichnete er 2019 mit dem Groß-Imam der Kairoer Al-Azhar-Universität ein Dokument über Menschliche Brüderlichkeit“. Im September 2024 nahm er an einer Begegnung in der größten Moschee Asiens in Jakarta teil; dort sprach er sich für eine Fortsetzung der Dialoge zwischen den Religionen aus mit dem Ziel, „Starrheit, Fundamentalismus und Extremismus zu verbannen“. Bemerkenswert bleibt jedenfalls sein Einspruch gegen jede Art von Antisemitismus.
In einer Vesper zur Gebetswoche für die Einheit der Christen – während des Heiligen Jahres 2025 – erinnerte der Papst auch an den 1700jährigen Jahrestag des Konzils von Nicäa (325) und nannte die Feier des Osterfestes durch westliche und östliche Kirchen zu demselben Datum (20. April 2025) „eine Gelegenheit für alle Christen, die dasselbe Glaubensbekenntnis sprechen und an denselben Gott glauben: Lasst uns die gemeinsamen Wurzeln des Glaubens wiederentdecken, lasst uns die Einheit bewahren!“ Dann schlug er vor, endlich für alle Christen und Kirchen ein gemeinsames Osterdatum festzulegen, als Zeichen der Einheit.
Bei den Feierlichkeiten des Lutherischen Weltbundes zum 500jährigen Reformationsjubiläum 2016 in Lund/Schweden, sprach sich Papst Franziskus dafür aus, dass Lutheraner und Katholiken „Kontroversen und Missverständnisse überwinden, die oft verhindert haben, dass wir einander verstehen konnten.“ Vertreter beider Kirchen baten um Vergebung für das Leid, das die Spaltung der abendländischen Kirche nach sich gezogen habe.
Gewiss können konkordienlutherische Kirchen manchen Stellungnahmen und Initiative von Papst Franziskus nicht zustimmen. Es wird auch abzuwarten sein, ob und was von ihnen unter einem neuen Papst Fortsetzung findet oder zurückgenommen wird. Gleichwohl sieht sich auch der Internationale Lutherische Rat verpflichtet, das Gespräch mit der Römisch-katholischen Kirche fortzusetzen, nicht zuletzt im Blick auf das Gedenken an die Überreichung des Augsburgischen Bekenntnisses im Jahr 2030.
Dies geschieht unter dem Vorsitz von Bischof Dr. Juhana Pohjola (Evangelisch-Lutherische Missionsdiözes, Finnland, Vorsitzender des Internationalen Lutherischen Rates) und Weihbischof Dr. Peter Birkhofer (Erzbistum Freiburg im Breisgau, Deutschland) im „Konkordienlutherisch-katholischen Arbeitskreis Augustana“ als einem eigenen ökumenischen Format. Seit 2024 behandeln die Teilnehmer die Themen „Katholizität und Apostolizität im Augsburgischen Bekenntnis“, und war in einer vorkonfessionellen und ökumenischen Perspektive. Denn 1530 war die abendländische Christenheit noch nicht gespalten, und das Augsburgische Bekenntnis war ein Dokument, das der Bewahrung der Einheit dienen sollte.
Bei dem Arbeitskreis handelt es sich nicht um eine offizielle Dialogkommission. Ziel ist nicht die Erstellung eines kirchlichen Konsensdokumentes. Die Veröffentlichung der gemeinsamen Forschungsergebnisse soll freilich die ökumenische Diskussion auf indirekte Weise bereichern. Das lutherische Bekenntnis erhebt ja eine – im besten Sinne des Wortes – „katholischen“ Anspruch. Dies stellt zugleich eine Verpflichtung dar, mit der Römisch-katholischen Kirche im Gespräch zu bleiben.
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