Gotha: Kirch-Grundsteinlegung vor 70 Jahren | 18.05.2019

Kirche auf der Denkmalliste des Landes Thüringen
SELK-Kreuzkirche Gotha: Grundsteinlegung vor 70 Jahren

Gotha, 18.5.2019 - selk - Mitten in der Zeit des Nationalsozialismus wurde die heute zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) gehörende Kreuzgemeinde in Gotha gegründet. Es war im Jahr 1938, als ein Teil von Christen aus der Stadt eine eigene lutherische Gemeinde gründete. Pfarrer Gerhard Bauer von der Margarethenkirche war durch das Deutschchristliche Kirchenregiment in Eisenach aus seinem Amt entfernt worden. In einem Flugblatt der sogenannten "Glaubensbewegung Deutsche Christen" hieß es: "Die christliche Religion muß bekämpft werden, weil sie rein jüdischen und orientalischen Ursprungs ist. Dieser Jesus ist der Feind aller Deutschen, der Feind von Blut und Rasse ...". Dieses Flugblatt wurde selbst durch die "Allgemeine Evangelisch-lutherische Kirchenzeitung" von 1937 (Nr. 5) unter das Kirchenvolk gebracht. Bauer war einer der wenigen, die sich widersetzten und zahlte dafür einen hohen Preis. Er empfahl besonders seinen Konfirmanden, sich an die Altlutheraner zu wenden. So leistete deren Pfarrer Frithjof Nagel aus Erfurt Hilfe bei der Gründung der Kreuzgemeinde.

Als Gottesdienststätte fand man zunächst nur das "Prinzenhaus". Einen Gastraum durfte man nutzen. Ein Altar wurde dort errichtet. Bald war das Gebäude bis ins Treppenhaus mit Menschen gefüllt. Inzwischen bekam die Gemeinde ihren ersten Pfarrer, Ernst Gasde. Der knüpfte Kontakte zum Herzogshaus. Herzog Carl Eduard genehmigte die Mitbenutzung der Schlosskirche ab 1940. Immer mehr Menschen versammelten sich dort um Gottes Wort und das Abendmahl. Sie wollten nicht politisch agitiert werden, wie es in den anderen Kirchen üblich war.

Nach Kriegsende stellte sich die Frage des Baues einer eigenen Kirche. Die sowjetische Militäradministration in Deutschland genehmigte 1948 einen Bauplatz in der Schelihastraße. Indessen erhielt Pfarrer Gasde einen Anruf eines Kirchenrates in Berlin. In Zossen würde eine Kraftwagenhalle der Deutschen Wehrmacht demontiert. Die Seitenteile dieses Gebäudes wurden nun nach Gotha transportiert - als erstes Baumaterial. Der Architekt Walter Kühn entwarf eine schöne Kirche: Er verfolgte die Idee eines angehobenen Daches, das gehalten wurde von freitragenden genagelten Bindern. Das war eine Konstruktion, die später immer wieder von Fachleuten angesehen wurde (Bauschule Gotha). Dafür war viel Holz nötig. Eine Borkenkäferplage. wie sie heute wieder zu verzeichnen ist, fügte es, dass genügend Holz eingeschlagen wurde und zum Verkauf stand. Unmassen von Nägeln besorgte man in und um Steinbach-Hallenberg. Das war alles Mangelware in der Nachkriegszeit.

Am 26. Juni 1949 wurde der Grundstein gelegt. Bei Sonnenschein versammelten sich hunderte von Menschen vor der Schlosskirche. Es formierte sich ein langer Zug. 60 Bläser zogen mit 220 Kindern voraus. Es folgten Menschenmassen, unter denen auch viele Gäste aus Schwestergemeinden und aus der Stadt waren. Der Fotograf Hans-Goerg Bräunlich, der zur Kreuzgemeinde gehörte, dokumentierte den Zug und die Feier mit vielen Bildern. Auf dem Bauplatz wurde eine Andacht gehalten. Ein von Kirchenvorsteher Hans Trommer kunstvoll geschmiedetes Gefäß nahm die Urkunde, das Augsburger Bekenntnis von 1530 und den Kleinen Katechismus Martin Luthers auf. Es wurde in den Grundstein eingelassen. In der Grundsteinlegungsurkunde heißt es: "Gott gebe, daß an diesem Altar, der sich über diesem Grundstein erheben soll, und der Kirche, die hier gebaut wird, allezeit das Evangelium lauter und rein verkündigt und die Sakramente laut des Evangeliums gereicht werden." Der Ortspfarrer Ernst Gasde hielt die Ansprache zu Kapitel 3, Vers 11 aus dem biblischen 1. Korintherbrief: "Einen anderen Grund kann niemand legen, als den der gelegt ist, Jesus Christus." Ein großes Fest wurde an diesem Tag gefeiert. Es gab guten Fortgang der Arbeiten am Kirchbau. In seinen vorlesungsfreien Zeiten bewachte unter anderem der spätere Gemeindepfarrer Klaus Ketelhut in der Nacht das Baumaterial. Es wurde viel gestohlen in armer Zeit. Der Modelleur und Künstler Kurt Langer schuf einen überlebensgroßen Kruzifixus aus Ton, der dann gebrannt wurde. Er dominiert die Kreuzkirche und weist auf die "Mitte" hin, um die es geht, um Jesu Opfertod und seine siegreiche Auferstehung. Das soll stets im Mittelpunkt aller christlichen Verkündigung stehen.

Am 7. Mai 1950 konnte die Kreuzkirche geweiht werden. Daher feiert die Gemeinde bis heute an einem der ersten Sonntage im Mai ihr Kirchweihfest. In diesem Jahr gedachte sie besonders des 70. Jahres der Grundsteinlegung. Es versammelte sich wieder eine große Gemeinde. Ortspfarrer Jörg Kallensee leitete den Gottesdienst. Als Festprediger war Pfarrer Norbert Rudzinski aus Allendorf/Lumda in Hessen angereist. Pfarrer Harald Karpe aus Erfurt und Vikar Mark Megel aus Steinbach-Hallenberg wirkten ebenfalls mit. In der Festversammlung sah die Gemeinde unter anderem die Dokumentation der Grundsteinlegung durch den Fotografen Bräunlich.

Die Kreuzgemeinde lebt seit 81 Jahren. Die Kreuzkirche wurde als DDR-Kirchenbau 1999 in die Denkmalliste des Landes Thüringen aufgenommen. Die Gemeinde ist darum bemüht, die einzige Holzkirche in Gotha zu erhalten.

--------------------

Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
selk_news werden herausgegeben von der Kirchenleitung der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Schopenhauerstraße 7, 30625 Hannover, Tel. +49-511-557808 - Fax +49-511-551588, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

© 2024 | SELBSTÄNDIGE EVANGELISCH-LUTHERISCHE KIRCHE (SELK)