Vierter Tag des Allgemeinen Pfarrkonvents (APK)
Am vierten Tag des 15. Allgemeinen Pfarrkonvents (APK) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), der vom 23. bis 27. Juni 2025 in der Evangelischen Tagungsstätte Hofgeismar stattfindet, standen intensive Beratungen und Beschlüsse zum Umgang mit der innerkirchlichen Debatte über die Ordination von Frauen im Mittelpunkt. Die Konventualen haben sich dabei entschieden, der Kirchensynode möglichst große Klarheit für ihre Arbeit zu bieten, ohne dabei die Einheit der Kirche zu riskieren. Insgesamt stand der Pfarrkonvent unter einer hohen Erwartungshaltung. Viele Gemeinden und Gemeindeglieder haben den Konvent mit Gebet und Fürbitte, mit ihren Wünschen und Sorgen begleitet. Der Wunsch nach Klarheit, verbunden mit der Hoffnung, dass sie sich für die jeweils eigene Position positiv auswirkt, aber zugleich auch die inständige Bitte, die Einheit der Kirche zu erhalten, war gegenwärtig. Das war dem Konvent in seiner Arbeit bewusst.
Insgesamt einen ganzen Tag nahmen sich der Konventualen Zeit, einander zuzuhören. Alle Pfarrer, Pfarrvikare und Pastoralreferentinnen waren gebeten, sich in 3-Minuten-Statements zu äußern. Auch hier war die Spannung zwischen Klarheit und Einheit spürbar und auch hier betonten sehr viele überaus deutlich, welch hohen Wert eine geeinte SELK für die Teilnehmenden des APKs hat.
Der Donnerstag begann mit einer Morgenandacht um 7.30 Uhr in der Brunnenkirche unter der Leitung von Prof. Dr. Armin Wenz (Oberursel) und Pfarrer Mark Megel (Steinbach-Hallenberg). Im Anschluss kamen die Konventsteilnehmer in gelosten Gruppen zur Bibellektüre über Johannes 21,15–19 ins Gespräch – einem Abschnitt, der das Hirtenamt thematisiert und somit einen bedeutsamen Auftakt für die nachfolgenden inhaltlichen Debatten bot.
Am Vormittag standen mehrere Anträge zur Diskussion, die ursprünglich in die laufende Debatte des APKs rund um die Frage der Ordination von Frauen (FO) eingebracht wurden. Diese wurden eingeführt, um die Einbringung des Antrags 380 ff., der durch die vom APK eingesetzte Arbeitsgruppe ausgearbeitet wurde, zu fokussieren. Die Arbeitsgruppe ermöglichte dem APK mit dem Antrag 380 ff. eine Neustrukturierung der bisherigen Anträge zur FO-Thematik, die sowohl die Anträge aus der Kirchenleitung und dem Kollegium der Superintendenten wie auch den weiteren Anträgen umfasste.
Antrag 380 ff. bot den Konventualen im Wesentlichen die Entscheidung zwischen „Klarheit“ und „Weiterarbeit“ in der FO-Thematik. Beschlüsse des APK werden zur Weiterarbeit an die Synode der SELK verwiesen. Prof. Dr. Christoph Barnbrock, Pfarrer Benjamin Rehr sowie Superintendent Sebastian Anwand führten Schritt für Schritt in den Antrag 380 ff. der Arbeitsgruppe ein, der sich in zwei Antragsstränge, einen „Klarheit-Strang“ und einen „Weiterarbeits-Strang“ gliederte. Ziel des Antrages war ein Vorankommen in der FO-Thematik sowie das Herbeiführen einer Entscheidung, die der Einheit der Kirche dienlich ist und von den Konventualen in Einmütigkeit getroffen werden kann. Nach intensiven Beratungen in den eigens dafür einberufenen Bezirkspfarrkonventen am Mittag, einem Gebet des Bischofs sowie einer nachfolgenden qualifizierten Aussprache wurde der Antrag 380.01 (Fokus auf „Klarheit“) mit großer Mehrheit bei nur 3 Gegenstimmen und einer Enthaltung einhellig angenommen. Dadurch wurde der Weg für die Beratung und Abstimmung weiterer Anträge (381 ff.) bereitet, der für Klarheit in der FO-Frage sorgt.
„Die Richtung unserer weiteren Beratungen ist nun eindeutig. Es wird im Konvent Klarheit in der FO-Frage angestrebt.“, so das Zwischenfazit von Bischof Hans-Jörg Voigt D.D., der Teil des APK-Präsidiums ist. In Folge der Zustimmung zum Antrag auf „Klarheit in der FO-Frage“ wurden die weiteren vorgesehenen Anträge (381.01 mit drei Abschnitten) der Arbeitsgruppe beraten. Die Aussprache im APK wurde fortgesetzt. Dabei trugen die Konventualen ihre Positionen offen vor, ein respektvoller Austausch aller im Plenum vertretenen Meinungen ermöglichte einen geschwisterlichen theologischen Dialog.
Der APK beschloss anschließend, mittels Meinungsbildes (381.02) in geheimer Abstimmung eine grundsätzliche Position der Konventualen in der Frage der Machbarkeit der Ordination von Frauen abzufragen, um den weiteren Verlauf des APKs besser einschätzen zu können. Bei dieser Form der „Herbeiführung von Klarheit“ wurde deutlich, dass für die Konventualen mehrheitlich (53 Ja-Stimmen zu 28 Nein-Stimmen) aktuell lebbare Strukturen für die Einführung der Ordination von Frauen nicht vorstellbar sind, wenn dieser Dienst nur in einem Teil der SELK-Gemeinden möglich ist. Des Weiteren konnte durch das Meinungsbild festgestellt werden, dass die stimmberechtigten Teilnehmer des APK mehrheitlich (42 Ja-Stimmen zu 37 Nein-Stimmen) der Ansicht sind, dass aus theologischen Gründen ein gleichberechtigtes Nebeneinander der Praxis der Ordination von Frauen und der Ablehnung dieser Praxis in der SELK nicht möglich ist.
Das Präsidium des APK, bestehend neben dem Bischof aus den vier Pröpsten, führte im Anschluss die Kernabstimmungen des Antrages herbei. Folgende Anträge wurden in geheimer Wahl abgestimmt und mehrheitlich beschlossen:
„Der 15. Allgemeine Pfarrkonvent der SELK stellt als ein Ergebnis seiner Beratungen fest, dass aktuell lebbare Strukturen für die Einführung der Ordination von Frauen nicht vorstellbar sind, wenn dieser Dienst nur in einem Teil der Gemeinden der SELK möglich ist. Der Allgemeine Pfarrkonvent sichert denjenigen, die für die Ordination von Frauen eintreten, geschwisterliches Miteinander, Respekt für ihre Position und Hörbereitschaft für ihre Anliegen zu.“ (Antrag 381.01, 1. Abschnitt, mit 66 Ja-Stimmen, 16 Nein-Stimmen und einer Enthaltung mit knapp 80% Zustimmung beschlossen)
„Der 15. Allgemeine Pfarrkonvent stellt fest, dass aktuell eine Mehrheit seiner Mitglieder aus theologischen Gründen ein gleichberechtigtes Nebeneinander der Praxis der Ordination von Frauen und der Ablehnung dieser Praxis in der SELK für nicht möglich hält. Der Allgemeine Pfarrkonvent sichert denjenigen, die für die Ordination von Frauen eintreten, geschwisterliches Miteinander, Respekt für ihre Position und Hörbereitschaft für ihre Anliegen zu.“ (Antrag 381.01, 2. Abschnitt, mit 62 Ja-Stimmen, 19 Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen mit knapp 75% Zustimmung beschlossen)
Nach weiterem Austausch konnte auch der dritte Abschnitt zur Abstimmung gestellt werden:
„Die Mitglieder des 15. Allgemeinen Pfarrkonvents der SELK verpflichten sich dazu, die Dienste von Frauen in der SELK, wie sie in den Ordnungen der Kirche vorgesehen sind, weiterhin zu fördern: Pastoralreferentinnen, Lektorinnen, Kirchenvorsteherinnen, Kirchenrätinnen, Diakoninnen, Katechetinnen, Dozentinnen an der Lutherischen Theologischen Hochschule etc.“ (Antrag 381.01, 3. Abschnitt, mit 67 Ja-Stimmen, 9 Nein-Stimmen und 7 Enthaltungen mit mehr als 80% Zustimmung beschlossen)
Es ist dem Konvent bewusst, dass dieses Ergebnis Hoffnungen von Gemeindegliedern enttäuscht, die auf eine baldige Änderung in der Frage der Ordination von Frauen gehofft haben. Der Konvent bittet die Gemeindeglieder weiter um das Gebet für die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche sowie um Verständnis, dass nach Auffassung des Allgemeinen Pfarrkonvents die kirchliche Einheit durch den nun gewählten Weg am besten gewahrt werden kann.
Der APK hat fast einstimmig beschlossen, die drei Abstimmungsergebnisse, die allesamt eine große Mehrheit im Konvent erzielen konnten, transparent und schnell in die Kirche zu kommunizieren. Die Ergebnisse der drei Abstimmungen unterstreichen diesen großen Wunsch nach Einmütigkeit.