70. Kirchweihjubiläum in Gotha | 19.05.2020

Dem Ungeist widerstanden
SELK-Bischof reist zum 70. Kirchweihjubiläum nach Gotha

Gotha, 19.5.2020 - selk - "Die Geschichte dieser Gemeinde beeindruckt mich zutiefst!", erklärte der leitende Geistliche der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover), gegenüber selk_news.  Am Sonntag Rogate, 17. Mai, war er einer Einladung zum 70. Kirchweihfest der Kreuzkirche der SELK in Gotha gefolgt. In seiner Festpredigt über die Thronvision des Sehers Johannes (Die Bibel: Die Offenbarung des Johannes, Kapitel 4) stellte Voigt die Frage: "Wer sitzt auf dem Thron deines Lebens?" Dabei zitierte er aus Verlautbarungen der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland, in der die sogenannten "Deutschen Christen" die ursprünglich evangelisch-lutherische Landeskirche Thüringens okkupiert hatten. Der Thüringer Landeskirchenrat habe damals geschrieben, man wolle lieber "alle Frömmigkeit seiner Kindertage, Protestantismus und Katholizismus, ja Jesus selbst drangeben", um "mit seinem deutschen Bruder und mit seiner deutschen Schwester den einen Himmel zu finden." Voigt zitierte weiter: "Wir werden das Alte Testament entfernen. Wir werden auch das Neue Testament kritisch untersuchen. Der Jude Paulus kann uns kein Maßstab sein; ebenso wenig wie irgendwelche Bekenntnisse der Vergangenheit ." Die Landeskirche wollte man "judenfrei" machen. Im Widerstand gegen diesen Ungeist gründeten etliche evangelisch-lutherische Christinnen und Christen in Gotha eine evangelisch-lutherische Bekenntnisgemeinde, die sich auf Rat des amtsentsetzten und nach Bayern ausgewichenen Pfarrers Gerhard Bauer der Evangelisch-lutherischen Kirche in Alt-Preußen anschloss, einer Vorgängerkirche der heutigen SELK.

Erst nach dem Krieg war es unter gewaltigen Schwierigkeiten möglich, ein Notkirche zu errichten, nachdem die Währungsreform zur Ostmark die weithin abgeschlossene Finanzierung einer Otto-Bartning-Kirche vernichtet hatte. Am 7. Mai 1950 wurde dennoch Kirchweihe der Kreuzkirche gefeiert. Mittlerweile steht das einstige Provisorium wegen seiner damals innovativen Holzbinder-Konstruktion unter Denkmalschutz.

Voigt führte in seiner Predigt aus: "Die Mütter und Väter eurer Kreuzgemeinde haben dem Ungeist der ,Deutschen Christen' widerstanden. Für eure Gemeinde war damals völlig klar, wer auf dem Thron sitzt, kein Adolf Hitler, kein Reichsbischof Müller von den Deutschen Christen, sondern allein Jesus Christus." Gleichwohl sei im Rückblick relativ leicht und ungefährlich richtig und falsch herauszufinden. "Wie sieht das aber in unseren Tagen aus?" Ausnahmsweise gelte es einmal nicht, einer Regierung zu widerstehen. Vielmehr versuche sich die Angst auf den Thron des Herzens zu setzen. Dieser Platz komme aber Jesus Christus allein zu.

Die Festgemeinde hatte in Gottesdienst zudem die Freude, auch das 70. Konfirmationsgedenken von vier Konfirmandinnen und Konfirmanden des Jahrgangs 1950 mitzuerleben. Der Gottesdienst wurde für die Deutsch wie für die Farsi sprechenden Gemeindeglieder zweisprachig an die Wand projiziert. So war es auch möglich, auf die Benutzung von Gesangbüchern zu verzichten. Bischof Voigt hielt am späteren Nachmittag einen Festvortrag in Wort und Bild über die weltweite "lutherische Familie" der Kirchen im Internationalen Lutherischen Rat (ILC).

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Ein Bericht von selk_news /
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