Ökumenische Gemeinden gründen? | 15.01.2020

Soll man rein ökumenische Gemeinden gründen?
SELK-Bischof Voigt und Bischof Meister im Pro und Kontra

Wetzlar, 15.1.2020 - idea/selk -  Konfessionelle Unterschiede zwischen den großen Kirchen in Deutschland spielen für viele Menschen keine Rolle mehr. Sollte deshalb die Gründung rein ökumenischer Gemeinden möglich sein - auch vor dem Hintergrund, dass sich die Mitgliederzahlen der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche bis 2060 voraussichtlich halbieren werden? In einem Pro und Kontra für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) haben sich der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, und der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover), geäußert.

Laut Meister funktioniert Ökumene im Großen und Kleinen: "Warum soll es dann - angesichts intensiver ökumenischer Zusammenarbeit und praktisch gelingenden ökumenischen Zusammenlebens in vielen Gemeinden - nicht auch strukturell weitergehen?" Man brauche Gemeinden, "die eine ökumenische DNA haben, die in ihrem Wesen ökumenisch sind". Zwar gebe es theologische Differenzen, doch die Taufe vereinige Christen weltweit. Der gemeinsame Glaube an Kreuz und Auferstehung Jesu verbinde sie, und ihr Leben im Geist Gottes füge sie zusammen. Viele Menschen fragten nicht mehr danach, ob jemand evangelisch oder römisch-katholisch sei, sondern nur ob er Christ sei. Kirchenrechtlich und dogmatisch seien noch viele Fragen offen: "Doch wenn wir zuerst auf die Formalitäten schauen, können wir solche Projekte wie ökumenische Gemeinden sofort beerdigen." Es gelte, nicht auf Bischöfe und Bischöfinnen zu warten, sondern zu erkennen, "wie Menschen begeistert ökumenische Gemeinschaft leben".

Gegen rein ökumenische Gemeinden spricht sich Bischof Voigt aus. Ihm komme der Vorschlag von Landesbischof Meister vor, "als wollten wir die ,Glaubenserkältung' im Land mit einem Rheuma-Mittel bekämpfen". Viele Menschen hielten die ökumenischen Unterschiede deshalb für irrelevant, weil ihnen der christliche Glaube völlig irrelevant erscheine. Voigt: "In diese Falle sollten wir nicht tappen." Vielmehr gelte es, mutig, herzerwärmend und gemeinsam das Evangelium zu den Menschen zu tragen. Zugleich komme es darauf an, "im vertrauten Gespräch geduldig weiter an den hochrelevanten Glaubensfragen zum Beispiel um die Gegenwart des lebendigen Leibes und Blutes Christi im Abendmahl zu arbeiten, in geschwisterlicher Liebe und gegenseitiger Hochachtung".

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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
Quelle: Evangelische Nachrichtenagentur idea, 15.1.2020
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