Lesenswert
An dieser Stelle werden auf selk.de regelmäßig Bücher vorgestellt: zum Lesen, zum Verschenken, zum Nachdenken, zum Diskutieren – Buchtipps für anregende Lektürestunden. Die hier veröffentlichten Buchvorstellungen hat Doris Michel-Schmidt verfasst.
Seit ich tot bin, kann ich damit leben
Interviews mit Verstorbenen: das ist zwar keine ganz neue Idee, die der Autor Willi Näf zur Grundlage seines Buches macht, aber so gekonnt, wie er sie umsetzt, werden sie zur außergewöhnlichen Leseerfahrung, inspirierend und unterhaltsam dazu.
Zehn Persönlichkeiten aus der Geschichte lernt man kennen – zunächst in Kurzbiografien, die für sich schon dokumentieren, wie sorgfältig Willi Näf die Geschichten seiner „Interviewpartner“ recherchiert hat. In den nachfolgenden Gesprächen mit den Toten kann er dann „persönlicher“ werden, die Lebensgeschichten aus anderen Blickwinkeln beleuchten und „nachfragen“.
Da ist zum Beispiel Alice von Battenberg, die Schwiegermutter der kürzlich verstorbenen Queen Elizabeth II. Als gehörlose Prinzessin 1885 geboren, ist ihr Leben fast zu turbulent, um es auf wenigen Seiten zu skizzieren. Willi Näf gelingt es trotzdem, und so erfährt man die unglaublichsten Zusammenhänge in der Geschichte des deutsch-englischen Adels und der verrückten, kettenrauchenden Ordensgründerin.
Im gleichen „Dunstfeld“ wie Alice von Battenberg lebte Sarah Forbes Bonetta. Als fünfjähriges afrikanisches Mädchen wird sie davor bewahrt, als „rituelles Opfer“ getötet zu werden und landet – im fernen England auf Schloss Windsor und wächst als Queen Victorias „little negro princess“ auf. Der fiktive Schlagabtausch, zum Beispiel über kulturelle Aneignung, den sich der Autor mit der toten Sarah liefert, ist große Sprach- und Denkkunst.
Besonders interessant sind auch die Geschichten von Mary Ann Graves, eine der wenigen Überlebenden der amerikanischen Auswanderer-Tragödie der Donner-Party; oder die von Elisabeth Christ Trump, der Großmutter des späteren US-Präsidenten; die von James Bedford, dem Mann, der sich als erster tiefgefrieren ließ; oder die von Katharina Morel, die ihrem Mann in den Krieg nachzog und als Marketenderin Napoleons Russland-Feldzug überlebte.
Weniger gelungen ist das Gespräch mit Charles A. Lindbergh Junior, der mit zwei Jahren entführt und umgebracht wurde, und jenes mit der Gottesmutter Maria, das ziemlich bemüht daherkommt.
Willi Näf ist Journalist und Satiriker. In den fiktiven Gesprächen weiß er das Handwerk des Interviewens mit dem Humor und manchmal dem Sarkasmus der Satire perfekt zu kombinieren. Klar, die Interviews sind frei erfunden, aber eben doch nah dran an den Leben der Porträtierten. Der Interviewer erfährt zusätzliche Details ihres Lebens – na ja, er legt sie den Befragten in den Mund. Sie korrigieren ihn, wo sie sich falsch dargestellt sehen und kommentieren auch mal das Zeitgeschehen. Großes und lehrreiches Lesevergnügen!
Willi Näf
Seit ich tot bin, kann ich damit leben
Adeo Verlag 2022, 288 Seiten, 22,00 Euro
Der Glaube, die Kirche und ich
Aus der Kirche auszutreten scheint einfach: beim Meldeamt ein Formular ausfüllen und eine Gebühr zahlen – das war‘s. War‘s das? Für die Schriftstellerin Sibylle Knauss jedenfalls nicht. Ihren Austritt – sie ist damals Anfang 50 – scheint niemand in der Kirche zu bemerken oder gar zu bedauern. „So umstandslos entließ man mich aus der heiligen christlichen Kirche, wie es im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt? Der Kirche, in der ich mein Heil, Vergebung meiner Sünden und das ewige Leben finden sollte? Und kein Entsetzen darüber, dass ich all das von mir wies? Zumindest Bekümmerung? Oder wenigstens Bedauern. Eine Geste des Abschieds. …“
Sie selbst aber merkt, dass dieser Schritt „nicht zu ihr passt“, dass eine Balance dadurch gestört wurde. Nach einigen Jahren tritt sie wieder ein. Und erlebt von Seiten der Kirche dieselbe Gleichgültigkeit wie bei ihrem Austritt.
Die heute 78jährige Autorin ist eine scharfe Beobachterin. Theologisch gebildet, macht sie sich in ihrem sehr persönlichen Buch auf die Suche nach Spuren göttlicher Gegenwart, in ihrem Leben, im Gottesdienst, in der Kirche. Es ist die Sehnsucht spürbar nach leidenschaftlichem Glauben, nach entschiedener Frömmigkeit. Und gleichzeitig doch immer eine kühle Distanz dazu. „Gebet und Gotteslob halte ich für unentbehrlich, um eine Art existenzieller Balance für mich zu erhalten“ schreibt Knauss, „fühle mich aber in der säkularen Gesellschaft, die mich umgibt, alleingelassen damit.“
Sibylle Knauss hinterfragt, sucht, versteht und zweifelt. Sie erzählt (sich) die Leidensgeschichte Jesu und (man) wird von ihr neu gefangengenommen. Sie feiert Ostern, das jeder Erwartbarkeit spottet, gegen die Natur ist, „wunderbar, unerklärlich und großartig“. Sie ärgert sich über Gottesdienste, in denen Klima- und Weltrettung die Botschaft von der ewigen Seligkeit ersetzt haben. Sie fragt sich, ob die junge Pfarrerin wohl an ihrem Grab „die Kühnheit besitzen wird, davon zu sprechen, dass ich zu Gott heimgekehrt bin? Zum ewigen Leben erwacht? Gehört es nicht zum kirchlichen Markenkern, mir ein postmortales Gericht in Aussicht zu stellen?“
Ein kluges Buch, das die Fragen mehr liebt als die Antworten, aber vielleicht gerade dadurch dazu einlädt, das eigene Bekenntnis zu überprüfen.
Sibylle Knauss
Der Glaube, die Kirche und ich
Alfred Kröner Verlag 2022, 160 Seiten, 16,00 Euro
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Gläubig. Depressiv. Gehalten.
Über Depressionen zu sprechen fällt schwer, psychische Probleme verschweigt man lieber, denn sie sind oft mit Scham und Selbstvorwürfen behaftet. Wenn ein Pastor so schonungslos offen über seine Depression und Alkoholprobleme redet wie Ryan Casey Waller, kann das daher Betroffene entlasten und ermutigen. Denn seine wichtigste Botschaft lautet: „Sie sind nicht allein“.
Waller beginnt sein Buch mit der beschämenden Szene seines psychischen Zusammenbruchs. An diesem Tag hatte er in angetrunkenem Zustand die Predigt gehalten und wankte anschließend zum Altar zurück. Da greifen Freunde und Gemeindeleiter ein. Er wird ins Hinterzimmer geführt. Seine Freunde sind besorgt. Sie fragen ihn, ob er getrunken habe, weil er während der Predigt gelallt hat und beinahe gestürzt wäre. Aber Waller leugnet noch immer und will zurück in die Kirche, er will nicht wahrhaben, dass es so nicht weitergehen kann.
Psychische Probleme werden oft selbst von Betroffenen verleugnet, nicht nur weil sie sich schämen, sondern weil sie auch auf wenig Verständnis hoffen können. „Jeder ist mal schlecht drauf“ kriegen sie zu hören, wenn sie andeuten, dass sie unter Depressionen leiden. Angstzustände? Zu viel Alkohol? Da wenden sich viele peinlich berührt eher ab, als dass sie es genauer wissen wollen.
Das ist unter Christen nicht besser, im Gegenteil: Vor allem in evangelikal geprägten Kreisen kriegen Betroffene zusätzlichen Druck zu spüren mit dem Hinweis, dass sie halt mehr beten sollen, mehr vertrauen, mehr Sünden bekennen … Hiob lässt grüßen.
Ryan Casey Waller, der mittlerweile als Therapeut arbeitet, nimmt mit seinem Buch dem psychischen Leiden jede Peinlichkeit. Weil er durch die Veröffentlichung seiner Geschichte zeigt, dass es jeden treffen kann – genauso wie ein Beinbruch, ein Herzinfarkt oder eine Krebserkrankung. Er litt jahrelang an Angstzuständen und Depressionen, schaffte es nur mit unglaublicher Kraftanstrengung – und immer öfter unter Alkohol, seinen Alltag zu überstehen. Und behauptete nach außen immer: Alles in Ordnung, mir geht es gut.
Das Buch ist ein Augenöffner. Es ist hilfreich, gerade weil der Autor seine persönlichen Erfahrungen beschreibt. Als Betroffener weiß er, wie schmerzhaft und schwierig der Kampf mit psychischen Störungen sein kann. Als Pastor und Psychotherapeut kann er die Symptome einordnen. Er spricht über Suizidgedanken und den Einsatz von Medikamenten, über professionelle therapeutische Hilfe und die Frage nach Gott in diesem Leiden. Und er macht deutlich, dass sich etwas ändern kann. Aber dafür braucht es das Gespräch, die heilende Kraft der Gemeinschaft. Auch dafür ist das Buch eine hilfreiche Ermutigung.
Ryan Casey Waller
Gläubig. Depressiv. Gehalten
Gerth Medien 2022, 224 Seiten, 17 Euro
Im Dienst der Hoffnung
Friederike Fliedner war tatsächlich eine Frau „im Dienst der Hoffnung“, wie es der Titel des biografischen Romans zusammenfasst. Friederike Fliedner, die als ältestes von sieben Kindern nach dem Tod ihrer Mutter schon so früh Verantwortung übernehmen muss, wird nie ihre Hoffnung auf Gottes Hilfe verlieren. Auch und gerade dann nicht, wenn das Leben sie hart angreift.
Brigitte Liebelt erzählt die Lebensgeschichte Friederike Fliedners, und sie schafft es eindrucksvoll, diese Frau, ihre Familie und die gesellschaftlichen Bedingungen lebendig werden zu lassen. So ist das Buch nicht nur eine spannende Biografie, sondern gibt auch einen guten Einblick in die sozialen Probleme des beginnenden Industriezeitalters und die Entstehung der Kaiserswerther Diakonie.
1828 heiratete Friederike den Pfarrer Theodor Fliedner und folgte ihm nach Kaiserswerth. Er hatte um sie geworben, in der Erwartung, dass sie ihn bei seinen unermüdlichen Einsätzen für die Armen, für Kranke, für Kinder, für alle Bedürftigen, die Gott ihnen anvertrauen wollte, tatkräftig unterstützen würde.
Und das tat Friederike auch. Oft über ihre Kräfte hinaus. Ihr erstes gemeinsames Projekt war ein Asyl für entlassene weibliche Strafgefangene, bald kam eine Kleinkinderschule dazu, weil sie das Übel der Verwahrlosung an der Wurzel angehen wollten. Zusammen entwickelten die Fliedners schließlich das Konzept für ein Diakonissenamt und gründeten die Diakonissenanstalt Kaiserswerth. Friederike wurde Ausbildnerin der Diakonissen und übernahm bald auch das Amt der Vorsteherin im Diakonissenhaus.
Das Buch von Brigitte Liebelt verbirgt nicht die Überforderung bei all den Aufgaben, die Friederike zu erfüllen hat. Theodor Fliedner ist oft auf Reisen, um Spenden einzuwerben, und so ist Friederike auf sich allein gestellt mit der Leitung der Anstalt, den vielen alltäglichen Fragen in der Ausbildung der jungen zukünftigen Diakonissen, dem Pfarrhaushalt und ihrer Familie. Zehn Kinder bringt sie zur Welt, nur drei werden das Erwachsenenalter erreichen. An den Folgen der Frühgeburt ihres elften Kindes stirbt Friederike am 22. April 1842 im Alter von 42 Jahren.
In allen Nöten und Sorgen rechnete Friederike Fliedner jederzeit fest mit der Hilfe Gottes. Ihr starker persönlicher Glaube an den lebendigen Gott gab ihr die Kraft, das enorme Arbeitspensum zu bewältigen und bei allen Zerreißproben nicht zu verzweifeln und „im Dienst der Hoffnung“ zu bleiben. Ein beeindruckendes Glaubenszeugnis!
Brigitte Liebelt
Im Dienst der Hoffnung. Friederike Fliedner – die Pionierin der Diakonie
Gerth Medien 2022, 350 Seiten, 20 Euro
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Diakonin/Diakon oder Pfarrer werden
Hauptamtlich in der Gemeinde, ohne Pfarrer zu sein …
Du hast Lust, in der Kirche zu arbeiten, willst aber kein Pastor sein? Du möchtest dich mit der Bibel und theologischen Fragen auseinandersetzen, aber hast keine Lust, vorher Latein oder Griechisch zu lernen? Du möchtest mit Menschen über deinen Glauben ins Gespräch kommen und möchtest schon in der Ausbildung einen Fokus darauf haben, wie du solche Gespräche anleiten kannst? -> Dann könnte vielleicht der Beruf des Diakons oder der Diakonin genau das Richtige für dich sein!
Den Diakonenkonvent der SELK (bestehend aus Diakoninnen und Diakonen, die Gemeindeglieder einer SELK-Gemeinde sind) gibt es schon seit vielen Jahren. Neu ist, dass seit 2020 auch wieder eine Diakonin im Dienst der SELK tätig ist. Und ganz neu ist, dass diese Diakonin nicht über eine Gemeinde, sondern von der Kirchenleitung direkt angestellt ist.
Der Strukturprozess hat in allen Regionen unserer Kirche zu Veränderungen geführt, im Kirchenbezirk Hessen-Süd haben sich die Kirchenvorstände der Westerwald-Gemeinden auf ein Experiment eingelassen: Für fünf Jahre arbeitet in der Region neben den beiden Pastoren Sebastian Anwand (Allendorf-Gemünden) und Daniel Schröder (Steeden-Limburg) Diakonin Jaira Hoffmann. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt in Bereichen der Kinder- und Jugendarbeit, konkret: Konfirmandenarbeit, Kinder-Bibel-Tage, Kinderstunden, Freizeiten, Familiengottesdienste – aber auch Begleitung des Besuchsdienstes, Gestalten von Gemeindekreisen und Verwaltungstätigkeiten und gehören dazu.
Um auf dieses (für unsere Kirche) neue Berufsbild aufmerksam zu machen und junge Leute, die sich beruflich noch am Orientieren sind, anzusprechen, haben Leonie Otto (Studentin an der CVJM-Hochschule Kassel, „Soziale Arbeit und Religionspädagogik“) und Diakonin Jaira Hoffmann ein Video erstellt. Leonie Otto berichtet über Inhalte des Studiums und Jaira Hoffmann gibt Einblick in den Berufsalltag einer Diakonin. Das Video wurde für die IX. SELKiade produziert und dort im Plenum gezeigt.
Die Initiative für das Video ging von Otto und Hoffmann aus, die ihren Beruf und die vielfältigen Anstellungsmöglichkeiten gern einem breiteren Publikum bekannt machen wollten. Denn in der SELK gibt es immer mehr Gemeinden und Regionen, die über die Anstellung einer religionspädagogischen Fachkraft konkret nachdenken. Das Drehbuch entwickelten sie gemeinsam, den Schnitt übernahm Leonie Otto.
Die Idee zum Video fand Anklang im Diakonenkonvent, der das Projekt gerne unterstützte und Schlagworte lieferte, um das Berufsbild weiter zu beschreiben: Moderatorin, Alltagsbegleiterin, Netzeknüpfer, Bibelentdeckerin, Ideengeber und Beraterin. Die Liste ließe sich fortsetzen. Das Video ist ausdrücklich zur Weiterverbreitung gedacht und darf daher gerne geteilt werden.
Hier geht´s zum Video...
Das Plakat gibt´s hier in groß.
… oder aber als Pfarrer
Neben den Diakoninnen und Diakonen haben auch die Studierenden der LThH ein Werbevideo für die SELKiade beigesteuert. Es ist auf dem YouTube-Kanal der Hochschule abrufbar.
Hier geht´s zum Film...
Hier geht´s zur Hochschule...
Interesse?
Sind auch Sie/Bist auch du neugierig auf den Beruf geworden und haben/hast Fragen?
Dann melde Dich gern bei Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Jubiläumsbriefmarken: 50 Jahre SELK
Am 25. Juni 2022 feierte die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) ihr 50-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass gab deren Kirchenleitung in Zusammenarbeit mit der Sammlergilde St. Gabriel einen Zehnerbogen Briefmarken individuell mit verschiedenen Motiven heraus. Helmut Koopsingraven (Uelzen), emeritierter Pfarrer der SELK und St. Gabriel-Gildenmeister, der den Bogen initiiert hat, gibt nähere Informationen.
Die SELK entstand durch den Zusammenschluss dreier selbstständiger lutherischer Kirchen. Diese hatten ihren Ursprung in der lutherischen Erneuerungsbewegung des 19. Jahrhunderts. Damals widersetzten sich lutherische Pfarrer und Gemeinden einer staatlich verordneten Vereinigung lutherischer und reformierter Kirchen und gründeten eigene Kirchen. Nach dem 2. Weltkrieg fanden diese zu einer engen kirchlichen Gemeinschaft, die 1972 am Gedenktag der Augsburgischen Konfession von 1530, der zentralen Bekenntnisschrift der Lutherischen Kirche, zur vollständigen Vereinigung führte.
Die Briefmarken zeigen die Gründerväter der drei Vorgängerkirchen, die Gotteshäuser der Muttergemeinden der Kirchen sowie den ersten Bischof der SELK und das Portal des ehemaligen Hauptgebäudes der Lutherischen Theologischen Hochschule in Oberursel (Taunus).
Der Briefmarken-Zehnerbogen kann zum Preis von 13 Euro zzgl. Versandkosten im Kirchenbüro der SELK bestellt werden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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Zur Antwort bereit
Wer kennt sie nicht, die Argumente gegen den christlichen Glauben: Die Wissenschaft habe den Glauben längst widerlegt. Jeder solle seinen eigenen Glauben haben. Man könne doch heute nicht mehr an die Bibel glauben. Und Christ sein gehe auch ohne Kirche …
Die Einwände sind nicht neu, aber sie scheinen selbst in Kirche und Gemeinden zunehmend (wieder) zu verfangen. Klingt doch ganz plausibel, dass es die Wahrheit nicht gibt und jeder nach seiner Façon selig werden soll, oder nicht? Und was entgegnet man, wenn einem vorgehalten wird, dass es einen Gott, der so viel Leid zulässt, nicht geben könne? Dass die Bibel heutigen Erfahrungen und Erkenntnissen widerspreche? Dass Jesu Auferstehung sich nicht beweisen lasse und die Hölle eine Erfindung der Menschen sei?
Ja, was antworten, wenn man als Christ nach dem eigenen Glauben gefragt wird? Dr. Gottfried Martens, evangelisch-lutherischer Gemeindepfarrer in Berlin, hatte vor einiger Zeit für seine damalige Gemeinde Texte verfasst, die die wesentlichen Inhalte des christlichen Glaubens erklären.
Unter dem Titel „Woran ich glaube“ erläutert Martens entlang dem Glaubensbekenntnis die Basics des christlichen Glaubens. Er tut das anschaulich, anregend, inspirierend, so dass man den eigenen Glauben selbst wieder besser versteht, darin bestärkt und dann eben auch auskunftsfähig wird. Denn nur wer seinen Glauben kennt, kann auch Zeugnis darüber ablegen.
In einem zweiten Teil antwortet der Autor auf häufige Argumente gegen den Glauben. Er ordnet ein, rückt zurecht, entlarvt – eindeutig, aber ohne Polemik, kenntnisreich und nachvollziehbar.
Dass manche dieser Texte mittlerweile vielerorts in Gemeindebriefen abgedruckt wurden zeigt, wie groß das Bedürfnis nach verständlichen, fundierten, klaren Erklärungen ist. Es ist daher sehr zu begrüßen, dass sie jetzt zusammengestellt als Buch herausgegeben wurden.
Gottfried Martens
Zur Antwort bereit. Hilfen zum Gespräch über den christlichen Glauben
Sola-Gratia-Verlag 2022, 120 Seiten, 6,00 Euro; erhältlich beim Verlag oder im Buchhandel.
Als E-Book kostenlos über die Verlags-Website www.sola-gratia-verlag.de
Gott ist einfach wunderbar
Das Angebot an Andachtsbüchern ist überschaubar; wer für die tägliche Andacht Texte lutherischer Autoren sucht, wird dieses Buch daher gern aufschlagen. Matthias Krieser, SELK-Pfarrer im Ruhestand, hat über 400 Andachtstexte verfasst, für jeden Tag des Jahres. Jede Andacht umfasst eine Seite, beginnt mit einem Bibelwort und endet mit einem Gebet.
Der Autor betont, dass die Gedanken und Erklärungen zu dem Bibelwort „in einfacher Sprache“ gefasst seien. Das stimmt insofern, als kurze Sätze, kaum Fremdwörter, einfache Vergleiche und Bilder das Verstehen erleichtern. Aber die Sprache ist eben nicht derart „einfach“, dass sie dem biblischen Wort seine Tiefe, seine Komplexität, seine Stärke weg kürzt und die Botschaft simplifiziert. „Einfach“ sind die Texte, weil sie nicht den Zweifel mit ins Boot holen, sondern immer Christus-zentriert bleiben. „Einfach“ sind die Texte, weil sie auf das Ziel hinweisen und auf Gottes Handeln. Insofern sind sie einfach tröstlich, wie gute Verkündigung es immer ist.
Eine Anmerkung zur Aufmachung: Vermutlich haben Autor und Verlag als Zielgruppe vor allem auch eine ältere Leserschaft im Blick gehabt und daher ein A4-Format mit großer Schrift und festem Einband gewählt. Der Nachteil ist, dass das Buch dadurch sehr unhandlich und schwer geworden ist. In der Hand haltend oder im (Kranken-)Bett wird man es so wohl eher nicht nutzen.
Matthias Krieser
Gott ist einfach wunderbar. Tägliche Andachten in einfacher Sprache
Sola-Gratia-Verlag 2022, 412 Seiten, 21,00 Euro; erhältlich beim Verlag oder im Buchhandel.
Als E-Book kostenlos über die Verlags-Website www.sola-gratia-verlag.de
Wieder da! „Rotes Berliner Heft“ wieder erhältlich
Druckfrisch im Kirchenbüro eingetroffen und ab sofort bestellbar: „Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK). Ein Informationsschrift“. Von vielen Kirchgliedern wird diese Broschüre (99 Seiten) liebevoll nur „Das rote Berliner Heft“ genannt. Erschienen ist sie 1975, erarbeitet von einigen (West-)-Berliner Pastoren und sie war mit einem leuchtend roten Einband versehen. Daher der Name. Nun liegt die 5. Auflage vor – in einem veränderten Format, etwas weniger grellrot, sprachlich ganz leicht überarbeitet und mit neuem Layout versehen. Und inhaltlich so weit angepasst, wie es sein musste, weil sich z.B. Strukturen o.ä. geändert haben. Aber ansonsten: die bewährte Informationsschrift über die SELK.
Was kostet das?
Weniger, als es auf jeden Fall wert ist. Damit Gemeinden oder auch Einzelpersonen genügend Exemplare bestellen können, ohne zu hohe Kosten tragen zu müssen, kostet die einzelne Informationsschrift nur 2,50 Euro (zuzüglich Versand).
Was macht man damit?
Man liest es. Wenn man schon zur SELK gehört, damit man sich selbst informiert und Auskunft geben kann. Oder man gibt es weiter, wenn jemand Interesse an der SELK hat. Genauer gesagt, wenn jemand ein bisschen mehr Interesse hat, und deshalb etwas Umfangreicheres als nur einen Flyer möchte.
Und was steht da drin?
Es gibt 5 Kapitel. Es geht um „Das Werden der lutherischen Kirche“ (die hat nämlich nicht erst 1972 begonnen), „Von Glauben und Lehre der lutherischen Kirche“, „Vom Gottesdienst der lutherischen Kirche“, „Vom Leben der Christen“ und „Von der Selbständigen evangelisch-lutherischen Kirche“.
Ist das nicht total veraltet, wenn das ursprünglich von 1975 ist?
Nein, gar nicht, es zeigt nämlich, was sich in der lutherischen Kirche alles nicht geändert hat. Die Kirchengeschichte sowieso nicht, weil man Geschichte nicht ändern kann. Der Glaube und die Lehre ändern sich auch nicht, denn Lehraussagen werden nach dem lutherischen Bekenntnis (Konkordienformel Solida Declaratio 12) „vor dem Angesicht Gottes und der ganzen Christenheit, bei den jetzt Lebenden und denen, die nach uns kommen“, getroffen. Mangel an Veränderung ist in diesem Fall also ein Qualitätsmerkmal. Über den Gottesdienst ist seinem Wesen nach ebenfalls nichts grundsätzlich Neues zu sagen. In der Ethik treten gelegentlich neue Fragestellungen auf und andere treten in den Hintergrund, aber wer die Heilige Schrift als Maßstab hat, wird wohl auch an diesem Punkt nicht zu grundstürzend anderen Aussagen kommen können. Die äußere Gestalt der Kirche verändert sich, dem trägt das Heft Rechnung. Es handelt sich um die 5. bearbeitete Auflage.
Wer hat diese neue Auflage bearbeitet?
Federführend bis zu seinem Tod im Herbst 2021 Bischof i.R. Dr. Jobst Schöne D.D., der einer der ursprünglichen Autoren war. Und ansonsten Dr. Andrea Grünhagen, Referentin für Theologie und Kirche im Kirchenbüro der SELK, und der Geschäftsführende Kirchenrat der SELK, Michael Schätzel
Wie kann ich das bestellen?
Bestellungen sind an das Kirchenbüro der SELK zu richten:
Schopenhauerstr. 7, 30625 Hannover, Tel.: 0511 - 55 78 08, Fax: 0511 - 55 15 88, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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Über den Trost
„Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?“ So eindringlich fleht die Christenheit im Adventslied „O Heiland, reiß die Himmel auf“ um Trost. So sehr brauchen wir Menschen diesen Trost, immer schon und auch und gerade in dieser Zeit. Wo bleibst du, wahrer Trost, der nicht nur vertröstet, nicht verharmlost und nicht beschwichtigt?
Zwei Bücher fragen danach, was Trost überhaupt ist. Was tröstet wirklich, wenn Leben beschädigt, gedemütigt oder sogar ausgelöscht wurde?
Der Schriftsteller und Theologe Reiner Strunk sucht darauf Antworten anhand von Beispielen in der Bibel, in Literatur, Philosophie und Kunst. Seine kluge und tiefgründige Analyse findet ein überzeugendes Fazit: „Das Geheimnis des Trostes und seiner Wirksamkeit ist die Aussicht auf Verwandlung“. Nicht das sich Abfinden mit dem Unabänderlichen tröstet, nicht das Beschwichtigen, nicht gut gemeinte Ratschläge zur Ablenkung. Wahrer Trost „muss das Erschrecken konterkarieren mit begründeter Zuversicht“.
Solcher Trost geschieht in der biblischen Josephsgeschichte, in der nach dem vermeintlichen Tod seines Lieblingssohnes der Vater untröstlich ist und seine Söhne ihn mit Lügen trösten wollen, was natürlich nicht funktioniert. Am Ende spendet Joseph echten Trost, der den verschreckten Brüdern einen Neuanfang (mit Gott) ermöglicht.
Solcher Trost geschieht andeutungsweise in Theodor Fontanes Effi Briest, als die unglückliche Effi kurz vor ihrem Tod den einzigen Menschen, der ihr zugetan geblieben ist, fragt, ob sie wohl in den Himmel komme. Und der, ihr Pastor Niemeyer, tröstet sie, indem er ihren Kopf in seine alten Hände nimmt, ihr einen Kuss auf die Stirn gibt und sagt: „Ja, Effi, du wirst“.
Solcher Trost geschieht bei Mose, bei Jona und Elia. Er geschieht in Texten von Heinrich Heine oder Mattias Claudius. In der Musik findet sich Trost, zum Beispiel in Johannes Brahms‘ Requiem.
Aber auch an Beispielen, in denen Trost an der Oberfläche bleibt – therapeutisches Placebo, philosophische Belehrung, billige Vertröstung – lässt sich etwas über Trost lernen. „Vertröstung narkotisiert, Trost antizipiert“, schreibt Reiner Strunk im Kapitel „Trost im Advent“, der ganz im Zeichen des nahenden, erlösenden Gottes steht. Das ist wahrer Trost, der verwandelt und lebendig macht! Das ist die Antwort auf die flehende Bitte „Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?“ Niemand und nichts kann uns angesichts des Todes diesen Trost geben, als allein Christus. Daher singen Christen an Ostern und an den Gräbern: „Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein“.
Von diesem Trost kann der Autor Michael Ignatieff in seinem Buch „Über den Trost“ nur als distanzierter Nichtgläubiger berichten. Zwar ist er selbst überrascht, dass ihn die Psalmen, insbesondere in ihren Vertonungen, trösten. Er versucht daher zu verstehen, wie „diese uralte religiöse Sprache uns so verzaubert hatte“. Immerhin bleibt da ein Staunen, eine Irritation, dass biblische Texte ihn anrühren können. Wirklich erklären kann er sich den „Zauber“ nicht. Er sucht andere „Tröstungsbemühungen“ an Beispielen von Texten und Porträts, von Cicero, Marc Aurel, Karl Marx, Albert Camus und vielen anderen.
Wenn Michael Ignatieff sich mit Hiob, mit den Psalmen, mit dem Apostel Paulus beschäftigt, sucht er – anders als Reiner Strunk – nicht die verwandelnde Kraft im Trost, sondern ihm reichen die Hilfsmittel, die es erleichtern, weiterzumachen. Seine Porträts sind spannend zu lesen – wirklich tröstlich sind sie nicht. Ihnen fehlt die Kraft zur Verwandlung, die Reiner Strunk in seinem Buch immer wieder sucht und findet. Das Fazit von Michael Ignatieff gibt sich mit sehr viel weniger zufrieden: „Welche Erkenntnis können wir für Zeiten der Dunkelheit gewinnen? Wir lernen etwas ganz Einfaches: Wir sind nicht allein und sind es nie gewesen."
Reiner Strunk
Wer spricht von Trost. Entdeckungen in Literatur und Bibel
Edition Evang. Gemeindeblatt im Evangelischen Verlag Stuttgart 2020, 184 Seiten, 16,95 Euro
Michael Ignatieff
Über den Trost in dunklen Zeiten
Ullstein Verlag 2021, 347 Seiten, 24,00 Euro
Weitere Buchtipps finden Sie im Archiv.
Spendenaufruf
Kirchenleitung und Diakonisches Werk der SELK erbitten Spenden zur Unterstützung der Hilfsmaßnahmen für Betroffene der Ukraine-Krise:
Seit acht Jahren herrscht Krieg in der Ukraine. Die neuen Kriegshandlungen verschärfen die ohnehin schon schlechte Situation für die Zivilbevölkerung. Massive Fluchtbewegungen in die angrenzenden europäischen Nachbarländer haben begonnen. Stündlich steigen die Zahlen der Menschen, die über die Grenzen nach Polen, Rumänien, Ungarn, die Slowakei und die Republik Moldau fliehen.
Bislang haben sich 520.000 Menschen außer Landes in Sicherheit gebracht, vor allem Frauen und Kinder. In den kommenden Tagen wird es darum gehen, Orientierung zu bieten und Nothilfe zu leisten.
Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen leistet die Diakonie Katastrophenhilfe Hilfe vor Ort.
Lebensmittel und Hygieneartikel werden an Geflüchtete innerhalb der Ukraine verteilt.
Soforthilfen wie Nahrungsmittel, Trinkwasser oder Notunterkünfte werden bereitgestellt. Eine Partnerorganisation versorgt Menschen an der Grenze zu Ungarn mit Essen und Hygiene-Artikeln.
Der Krieg herrscht nicht nur im Osten der Ukraine, sondern auch in den bislang friedlichen Regionen des Landes. Raketen schlagen in Wohnblöcke und Häuser ein und treffen die Zivilbevölkerung. In den Großstädten suchen Menschen verzweifelt Schutz in U-Bahnhöfen, Tiefgaragen und Kellern. „Den Preis für diesen Krieg werden die Menschen zahlen, die vollkommen unverschuldet ihre Sicherheit und ihr Zuhause verlieren werden“, sagt Dagmar Pruin, die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe.
Die SELK kooperiert mit der Diakonie Katastrophenhilfe des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung, dessen Hilfsmaßnahmen sie unterstützt. Ob darüber hinaus auch Hilfsmaßnahmen anderer kirchlicher Partner unterstützt werden können, wird geprüft.
Wir bitten um Spenden unter dem Stichwort „Ukraine“ auf das folgende Konto:
SELK Katastrophenhilfe
IBAN: DE02 3506 0190 2100 1520 13
BIC: GENODED1DKD
Bank für Kirche und Diakonie
Spendengelder werden umgehend ohne jeden Abzug dem angegebenen Zweck zugeführt. Bei Vorlage der Durchschrift erkennt das Finanzamt Spenden bis 100,00 € an. Bei höheren Beträgen wird Ihnen – bei Angabe von Namen und Anschrift – eine Spendenbescheinigung zugesandt.