Barnbrock-Interview zum Thema "Predigt" | 05.07.2018

Wie man langweilige Predigten überlebt
SELK: Christoph Barnbrock im idea-Interview

Wetzlar/Oberursel, 5.7.2018 - idea/selk - Gottesdienstbesucher sollten sich von langweiligen Predigten nicht abschrecken lassen, sondern auf eine oder zwei interessante Ideen warten. Das empfiehlt der Theologieprofessor Dr. Christoph Barnbrock in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Er ist Rektor der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) und Autor des Buches "Hörbuch. Eine Entdeckungsreise für Predigthörerinnen und Predigthörer" (Edition Ruprecht). Ihm zufolge halten sich viele Christen für keine guten Zuhörer und erlebten die Verkündigung "relativ passiv und unbeteiligt". Zudem erwarteten sie nicht mehr viel von der Predigt, weil sie ohnehin wüssten, was gleich passiert. Barnbrock: "Es ist jeden Sonntag dasselbe. Der Pfarrer verkündigt von der Kanzel Botschaften, die so wenig überraschend sind wie die, dass der FC Bayern Meister wird." In der Folge ließen viele Zuhörer die Predigt einfach über sich ergehen.

Damit Zuhörer keinen "theologischen Tinnitus" erleiden, rät Barnbrock Verkündigern, feststehende Begriffe stärker zu erklären und in die Lebenswirklichkeit zu übersetzen. So seien Begriffspaare und Aussagen wie "Gesetz und Evangelium" oder "Der Mensch ist gerechtfertigt durch den Glauben" zwar wichtig und richtig, sie bedürften aber einer Erklärung. Barnbrock: "Das ist so, als wenn ein Mensch mit einem 500-Euro-Schein vor einem Getränkeautomaten steht: Er hat viel in der Hand, aber bleibt dennoch durstig, weil er nicht mit kleiner Münze zahlen kann." Zwar sei ein Prediger, der fromme Phrasen verwendet, immer auf der sicheren Seite. Wenn man etwa sage "Jesus Christus ist der Heiland der Welt", werde das in der Gemeinde keiner kritisieren. Wer dies jedoch neu formuliere, mache sich dagegen angreifbar. Ein guter Prediger müsse sich jedoch von einem übertriebenen Sicherheitsbedürfnis trennen. Eine gelungene Predigt müsse dem Bibeltext gerecht werden und in den Alltag der Hörer hineinsprechen. Sie brauche einen klaren roten Faden und sollte nicht zu lang sein. Im Normalfall seien 15 Minuten zu empfehlen. Allerdings könne eine gute Predigt theoretisch auch eine Stunde dauern. Dabei gelte der Grundsatz: "Je länger eine Predigt sein soll, desto besser muss sie auch vorbereitet werden."

Das Interview im Wortlaut: www.edition-ruprecht.de/katalog/rezensionen.php?id=825

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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
Quelle: Evangelische Nachrichtenagentur idea, 4.7.2018
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