Freie oder liturgische Gebete? | 18.01.2017

Sollten Christen freie Gebete liturgischen vorziehen?
SELK-Bischof an idea-"Pro und Kontra" beteiligt

Wetzlar, 18.1.2017 - idea/selk - Sollten Christen lieber frei beten, um ihre Anliegen vor Gott zu bringen? Zu dieser Frage nehmen zwei Kirchenleiter in einem Pro und Kontra für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) Stellung. Anlass ist die Gebetswoche der Evangelischen Allianz, die am 15. Januar zu Ende ging und bei der fast ausschließlich freie Gebete gesprochen werden.

Für den leitenden Pastor der Freien Christengemeinde München und Vizepräses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden, Frank Uphoff, ist das freie Gebet ein Weg, Gedanken zu formulieren, Gefühle auszudrücken, Anliegen zu benennen: "Es ist Ausdruck meiner Herzens- und Liebesbeziehung zu Jesus und dem Vater im Himmel. Ich liebe es, das in freier Form zu tun, ohne große Überlegung, spontan, authentisch." Es sei vergleichbar mit der Beziehung zu seiner Ehefrau: "Ihr drücke ich meine Liebe gerne frei und spontan aus, mit Worten aus dem Herzen. Nur ganz selten - zu besonderen Anlässen - lese ich ihr etwas vor oder formuliere Liebeserklärungen schriftlich." Das freie Gebet baue Beziehungen. Die Qualität sei nicht unbedingt besser, aber authentischer. Vorformulierte Gebete zu sprechen, falle ihm eher schwer, so Uphoff.

Eine andere Sicht vertritt der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover). Zwar gehöre das freie Gebet ebenso zum christlichen Glauben wie das vorformulierte: "Man muss aber auch ernst nehmen, dass manche Menschen nicht vor anderen frei beten möchten." Das sei kein "geistliches Defizit", sondern vielleicht nur Beherzigung dessen, was Jesus vom Gebet in der Kammer sagt (Die Bibel: Das Evangelium nach Matthäus, Kapitel 6, Verse 5-8), dass man nämlich im Verborgenen mit Gott sprechen solle. Als Gemeindepfarrer sei er regelmäßig zur Allianzgebetswoche eingeladen gewesen. Während des freien Gebets habe er bestimmte Christen auch mit geschlossenen Augen an deren Formulierungen erkannt, weil sie sich immer ähnlich ausdrückten. Der Gebetsschatz der Kirche bewahre hingegen davor, "Gott und Mitchristen Lieblingsgedanken und stereotype Formulierungen vorzutragen". Die liturgischen Gebete seien oft über Jahrhunderte erprobt. Zudem sei die Liturgie der Kirche gebetetes Bekenntnis, das jeden Christen mit der weltweiten Christenheit verbinde: "Es ist für mich eine Frage der Demut, sich in diese Gemeinschaft hineinzubegeben."

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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
Quelle: Evangelische Nachrichtenagentur idea, 18.1.2017 / selk_news werden herausgegeben von der Kirchenleitung der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Schopenhauerstraße 7, 30625 Hannover, Tel. +49-511-557808 - Fax +49-511-551588, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 
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